96 5.3 Abb. 1: Blick auf die chinesische Hafenstadt Qingdao. Sie war von 1898 bis 1919 eine deutsche Kolonie. Links ist die von Deutschen erbaute katholische Kirche zu sehen. Foto, Fabio Nodari, 2021. Eroberung und Unterwerfung Die Begegnungen zwischen den Europäern und Europäerinnen und der indigenen Bevölkerung in den Kolonien waren selten von gegenseitigem Respekt geprägt. Den europäischen Kolonisatoren ging es um die Eroberung und Vergrößerung des eigenen Machtbereichs. Missionierung als Mittel zum Zweck Die Europäerinnen und Europäer fühlten sich der indigenen Bevölkerung überlegen und sahen darin die Legitimation , die entdeckten Gebiete zu unterwerfen. Zudem nutzten sie die christliche Missionierung, um dieser Unterwerfung eine religiöse Bedeutung zu verleihen. Die Bekehrung zum christlichen Glauben wurde oft erbarmungslos durchgesetzt. Wirtschaftliche Ausbeutung durch rassistische Gewalt Für die wirtschaftliche Ausbeutung der neu entdeckten Länder wurden auch Zwang und Gewalt eingesetzt. Die indigene Bevölkerung wurde gezwungen, für die Kolonialmächte zu arbeiten. Jahrhundertelang wurden dafür auch Millionen von Menschen versklavt. Forschung als Mittel von Herrschaft Bis ins 19. Jh. war Afrika hauptsächlich über den transatlantischen Sklavenhandel in den Kolonialismus eingebunden. Dies änderte sich nach der Aufklärung (s. 3.1). Wurden die Afrikanerinnen und Afrikaner zuvor als „gottlose Wilde“ betrachtet, hatten die Aufklärer das Bild von ihnen verändert und ihre Menschlichkeit betont. Deshalb entfaltete sich nun auch in Afrika eine rege Missionstätigkeit. Bald folgten auch Abenteurer und Forschungsreisende. Sie wollten den wenig erforschten Kontinent erkunden. Sie interessierten sich für bis dahin „weißen Flecken“ auf der Landkarte. Es entstand ein Wettlauf um den meisten Einfluss in Afrika. Auch hier spielten wirtschaftliche Interessen eine wichtige Rolle: Zu den wertvollsten Rohstoffen zählten Kaffee, Kakao, Baumwolle, Gold und Kautschuk . Frankreich, England, Portugal und später auch Italien, Belgien und Deutschland wollten sich Kolonien in Afrika sichern. Nächste Station: Asien Im 19. Jh. sicherten sich die europäischen Großmächte – bis auf Österreich-Ungarn – auch Gebiete in Asien. Neben großen Flächenkolonien wie Britisch-Indien, Französisch-Indochina oder Niederländisch-Indien errichteten die Kolonialmächte auch kleine Handelsstützpunkte wie Qingdao (deutsch) oder Hongkong (britisch). Der Großteil der Welt war nun von den europäischen Großmächten abhängig. Minilexikon Kautschuk, der Legitimation, die „weiße Flecken“ = Rohstoff, der zur Herstellung von Gummi genutzt wurde = Rechtfertigung = aus europäischer Sicht unerschlossenes Land Mehr dazu ... Erklärungen zu den Details einer Postkarte unter dem Motto „Gruß aus Kiao-Tschau“ findest du auf der Internetseite chinaschul-akademie.de. Die Kolonisierung aus europäischer Perspektive MUSTER
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