Denkmal 3, 2025 + E-Book

92 5.1 Der Kolonialismus Kaum eine historische Entwicklung prägt unsere Gegenwart so sehr wie der Kolonialismus. Mit diesem Begriff ist die mit Gewalt verbundene Ausbreitung der europäischen Kultur auf andere Kontinente gemeint. Der Kolonialismus begann im 15. Jh., seine vielfältigen Auswirkungen können aber bis heute beobachtet werden. Eine Kolonie bezeichnet ein Gebiet, das von einem anderen Land beherrscht wird. Das Land, das über die Kolonie herrscht, nennt man Mutterland. Die europäischen Kolonisatoren zwangen den Menschen in den Kolonien ihre Sprache, Kultur und Religion auf. Vielfach wurde die einheimische Bevölkerung zu Zwangsarbeit verpflichtet oder sogar versklavt. Durch wirtschaftliche Ausbeutung brachten die Kolonisatoren die Kolonien in ein Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Mutterland. Der Imperialismus Ab dem späten 18. Jh. versuchten die europäischen Kolonialmächte, ihren Herrschaftsbereich außerhalb Europas immer weiter auszudehnen. Es ging dabei nicht nur um wirtschaftlichen Gewinn, sondern um die politische Vormachtstellung in der Welt. Auf diese Weise wollten sich die europäischen Großmächte gegenseitig übertrumpfen. In der Folge wurden Kolonien durch Eroberungen, Einkäufe oder politische Deals erweitert und miteinander verbunden, um größere Machtblöcke zu formen. So entstanden zum Beispiel das französische Kolonialreich in Westafrika und Südostasien oder auch das englische Empire in Indien und Afrika. Folgen der Kolonialisierung Die Kolonialisierung und der Imperialismus haben viele indigene Kulturen zerstört oder radikal verändert. In den meisten ehemaligen Kolonien haben sich die Sprachen der Kolonisatoren durchgesetzt: In Süd- und Mittelamerika spricht man heute Spanisch und Portugiesisch. In vielen afrikanischen Ländern ist Englisch, Französisch oder Deutsch immer noch eine der Amtssprachen. In Afrika wurden die Ländergrenzen willkürlich nach machtpolitischen Überlegungen gezogen. Unzählige Völker wurden auseinandergerissen oder verfeindete Völker gezwungen, miteinander zu leben. Das macht einige afrikanische Staaten bis heute sehr instabil. Dass Südamerika heute ein Zentrum für die katholische Religion ist, liegt an der Missionierung durch die Europäer am Beginn der Neuzeit. Minilexikon indigen Missionierung, die Vormachtstellung, die = einheimisch = Verbreitung des christlichen Glaubens = Übermacht Abb. 1: Französische Karikatur des britischen Imperialismus 1899 von J. Laurian. Die Beschriftung „Honni soit qui mal y pense“ heißt übersetzt „Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.“ Mehr dazu Im spannenden Jugendthriller „Zartbittertod“ (2018) von Elisabeth Herrmann beschäftigt sich die Hauptfigur Mia mit ihrer Familiengeschichte, die ins Namibia der deutschen Kolonisation zurückreicht. Kolonialismus und Imperialismus MUSTER

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