72 Titel 1.1 Gesellschaft im Wandel Nach der Französischen Revolution kam es zu radikalen Veränderungen in der Gesellschaft. Gesellschaften haben sich immer wieder verändert und waren nie auf der ganzen Welt gleich. Im Gegenteil: Meistens ist die Gesellschaft in einem Kulturkreis ähnlich organisiert, während sie zur selben Zeit woanders auf der Welt ganz anders sein kann. In allen Gesellschaften gab und gibt es soziale Ungleichheiten. Das bedeutet zum Beispiel, dass nicht alle Menschen gleich viel besitzen. In der Antike und im Mittelalter wurden soziale Ungleichheiten nicht hinterfragt. Erst im 18. Jh. kam die Idee auf, dass jeder Mensch seine soziale Stellung in der Gesellschaft verändern könnte. Ständegesellschaft Im Mittelalter war die Gesellschaft in Stände eingeteilt. An der Spitze war der König, darunter standen die Geistlichen und die Adeligen, dann folgten die Bäuerinnen und Bauern. Wirtschaftlich waren die Stände jeweils voneinander abhängig. Während der König und die Adeligen ihrerseits für Schutz sorgen mussten, leisteten die Bäuerinnen und Bauern dafür Abgaben. Die Geburt entschied, welchem Stand man angehörte. Den Stand zu wechseln, war nur schwer möglich. So konnte ein Bauernsohn etwa Priester werden. Auch in den Städten war ein gesellschaftlicher Aufstieg durch wirtschaftliche Leistung oder Heirat denkbar. Klassengesellschaft Im 19. Jh. entstand das Modell einer „Klassengesellschaft“. Es bezog sich auf die neu entstandene Industriegesellschaft. Diese hatte sich durch die Entstehung von Fabriken (s. 4.2) entwickelt. Die „Klassengesellschaft“ unterteilte die Menschen danach, ob sie über Eigentum und Produktionsmittel (Maschinen, Fabriken ...) verfügten oder ob sie nur Arbeitskraft besaßen. Zu Letzteren gehörte die industrielle Arbeiterschaft, die in den Fabriken arbei- tete. Diese „Arbeiterklasse“ hatte kein oder nur sehr wenig Eigentum. Das unterschied sie vom Besitzbürgertum – also jenen, die Eigentum besaßen und denen die Fabriken gehörten. Geschlecht In allen Gesellschaften gibt es typisch männliche und typisch weibliche Berufe und Tätigkeiten. Kinder von Bäuerinnen und Bauern oder Arbeiterinnen und Arbeitern mussten bis ins 20. Jh. im Haushalt mithelfen. Die Unterschiede zwischen Mädchen und Buben wurden erst größer, als Buben eine Ausbildung machen durften und Mädchen weiterhin im elterlichen Haushalt arbeiteten, bis sie heirateten. In Handwerkerfamilien gab es dagegen schon ab der frühesten Kindheit eine striktere Trennung der Aufgabenbereiche. Haushaltstätigkeiten waren Mädchensache, Buben arbeiteten früh im Betrieb mit. Minilexikon Kapital, das Zinsen, die = zur Verfügung stehendes Geld oder Vermögen = Wenn man Geld verleiht und dafür Zinsen verlangt, bedeutet das, dass man mehr zurückbekommt, als man verliehen hat. Der Betrag, um den es mehr wird, heißt Zinsen. D 4.1 Stand – Klasse – Geschlecht Die Idee hinter dem Begriff „Klasse“ ist, dass die Gesellschaft in verschiedene Gruppen oder „Klassen“ eingeteilt wird. „Als Beispiel dafür wurde das Bild einer Pyramide gebraucht. Den Sockel bildet die Klasse der Land- und Fabrikarbeiter, die auch ‚Arbeiterklasse‘ genannt wurde. Diese Menschen mussten für wenig Lohn sehr hart arbeiten. Darüber folgte die Klasse der Handwerker und Gewerbetreibenden, der kleinen Beamten und Angestellten. Darüber waren die ‚Besitzbürger‘. Darunter verstand man diejenigen, denen Land gehörte, die Eigentum besaßen. Das waren Fabrikbesitzer, leitende Angestellte oder auch Beamte. An der schmalen Spitze der Pyramide fand man die wirklich reichen Leute. Sie konnten allein von den Zinsen ihres Kapitals leben und beeinflussten aufgrund ihres Reichtums die Wirtschafts- und Finanzwelt ebenso wie die Politik.“ http://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politiklexikon/320630/klassengesellschaft (07.05.2025). D MUSTER
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