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64 3.9 Grundlagen der Demokratie Die Ideen von Jean-Jacques Rousseau und Charles de Montesquieu gelten als wichtigstes Erbe der Aufklärung. Rousseau kritisierte das Gottesgnadentum . Das Gemeinwohl war für ihn die wichtigste Aufgabe des Staates. In seinem Werk „Der Gesellschaftsvertrag“ stellte er die Bevölkerung mit ihren Anliegen und Rechten ins Zentrum des Staates. Das wichtigste Anliegen von Montesquieu war die Trennung von „Legislative“, „Exekutive“ und „Judikative“ in einem Staat. Er verlangte, dass die Gesetzgebung, ihre Ausführung und die Rechtsprechung von unterschiedlichen Personen und Gruppen ausgeführt werden. Nur so können sie sich gegenseitig kontrollieren und die zu große Machtfülle einzelner Personen oder Gruppen verhindert werden. Diese „Gewaltenteilung“ ist heute ein wichtiger Bestandteil der Demokratie. Grundlagen der Naturwissenschaft „Wissen ist Macht“ war einer der Leitsprüche der Aufklärung. Bildung sollte die Menschen aus der Bevormundung durch die Fürsten führen und ihre Lebensbedingungen verbessern. Alte Glaubenssätze, die z. B. auf die Kirche zurückgehen, durften dabei keine Rolle mehr spielen. Neues Wissen sollte nur durch den menschlichen Verstand und durch die Erfahrung in der Natur entstehen. Zwei Grundsätze waren dafür wichtig: der Rationalismus und der Empirismus. Der Rationalismus versucht die Welt vernunft- geleitet zu verstehen, also durch Denken und logische Schlussfolgerungen. Der Empirismus verfolgt dieses Ziel durch das Sammeln von möglichst vielen Beobachtungen in der Natur. Damit sollen allgemeingültige Schlussfolgerungen abgeleitet werden. Diese Grundsätze sind bis heute zentrale Grundlagen der Naturwissenschaften. Grundlagen der Menschenrechte Der „Gesellschaftsvertrag“ von Rousseau sollte die persönliche Sicherheit und Freiheit aller Menschen garantieren. Außerdem sollten alle Menschen über Eigentum verfügen dürfen, was damals nicht der Fall war. Verbunden mit der Forderung nach religiöser Toleranz ergaben diese Werte den Grundstock der Menschenrechte. Im Zuge der Aufklärung wurden auch Rechte von Frauen öffentlich eingefordert. Olympe de Gouges gilt als Vorkämpferin dieser ersten Bewegung für die Gleichstellung der Geschlechter, die aber noch lange auf sich warten lassen sollte. Kritik an der Aufklärung An den Ideen der Aufklärung wird oft kritisiert, dass Gefühle und Traditionen zu wenig beachtet wurden. Das Streben nach Wissen führte außerdem dazu, dass sich die Europäerinnen und Europäer dem Rest der Welt zunehmend überlegen fühlten (s. Kap. 5). Die Erforschung der Welt ging Hand in Hand mit der Unterdrückung indigener Völker und der Ausbeutung von Bodenschätzen. Beides wurde oft mit dem aufklärerischen „Streben nach Wissen“ begründet. Minilexikon Bevormundung, die Gemeinwohl, das Gottesgnadentum, das indigen = hier: Fürsten bestimmen, wie Menschen zu leben haben. = das, was vielen Menschen in einer Gemeinschaft oder einem Staat zugute kommt = Überzeugung, dass die Herrschenden von Gott zur Herrschaft über alle anderen bestimmt wurden = einheimisch Abb. 1: Olympe de Gouges (1748–1793). Porträtminiatur, 1785. Die Auswirkungen der Aufklärung MUSTER

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