Denkmal 3, 2025 + E-Book

62 3.8 Das Zarenreich scheitert Im russischen Zarenreich gab es im 19. Jh. keine Revolutionen. Die russischen Zarinnen und Zaren regierten weiterhin absolutistisch. Aber sowohl die Landbevölkerung als auch die Menschen in den Städten lebten in sehr schlechten Verhältnissen. Zu Beginn des 20. Jh. wurde auch hier der Ruf nach Reformen lauter. Als die Beteiligung am Ersten Weltkrieg die Lebensumstände der Menschen zusätzlich verschlimmerte, eskalierte die Situation. 1917 kam es zur Februarrevolution. Zar Nikolaus II. wurde gestürzt und eine Übergangsregierung eingesetzt, die bis zur ersten Wahl bestehen sollte. Sie führte demokratische Werte wie Pressefreiheit und bürgerliche Grundrechte ein. Allerdings konnte sie die Probleme nicht lösen. Sie hatte auch keinen Rückhalt in der Armee. Deshalb kam es zum zweiten Umsturz des Jahres: der Oktoberrevolution unter der Führung von Wladimir Iljitsch Lenin. Die Oktoberrevolution Lenin forderte einen Austritt Russlands aus dem Ersten Weltkrieg (s. Kapitel 7) und die Enteignung der Großgrundbesitzer. Obwohl er anfangs nur einen kleinen Teil der Bevölkerung hinter sich hatte, gelang es ihm, die Revolution erfolgreich durchzuführen. Gemeinsam mit seinen Anhängerinnen und Anhängern stürzte er die bürgerliche Regierung und errichtete die Diktatur der Kommunistischen Partei Russlands. Nach einem blutigen Bürgerkrieg, der vier Jahre dauerte, wurde 1922 die Sowjetunion gegründet. Die Sowjetunion Die Sowjetunion wurde von Lenins Nachfolger Josef Stalin von einem Agrarland zu einem Industriestaat umgewandelt. Stalin führte den Staat als Diktator mit brutaler Gewalt und ließ viele Tausende Gegner ermorden. Daneben entfaltete er einen gigantischen Führerkult . Unter Stalin besiegte die Sowjetunion das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) und stieg zur kommunistischen Supermacht auf. Auch nach Stalins Tod 1953 bestimmte der Staat die Weltpolitik bis 1991. Danach zerfiel die Sowjetunion in verschiedene Nachfolgestaaten. Der wichtigste ist bis heute die Russische Föderation. Abb. 1: Lenin auf einer Briefmarke anlässlich des 60. Jahrestages der Oktoberrevolution, 1977. Einen Tag vor der Oktoberrevolution schreibt Lenin einen Brief an seine Parteifreunde, in dem er auf die Revolution drängt: „Es ist sonnenklar, dass jetzt jede Verzögerung des Aufstands den Tod bedeuten würde. Mit der Aufbietung meiner ganzen Kraft bemühe ich mich, die Genossen zu überzeugen, dass jetzt alles an einem Faden hängt, dass auf der Tagesordnung Fragen stehen, die nicht durch Konferenzen, nicht durch Kongresse entschieden werden, sondern durch die Völker, durch die Masse, durch den Kampf der bewaffneten Massen. Man darf jetzt nicht warten! Man kann alles verlieren! […] Die Regierung schwankt. Man muss ihr den Rest geben, koste es, was es wolle! Eine Verzögerung der Aktion wäre der Tod.“ Esser/Venhoff: Meilensteine der Weltgeschichte, S. 456. Minilexikon Agrarland, das Enteignung, die Führerkult, der Zarenreich, das = Land, das hauptsächlich von der Landwirtschaft lebt = gewaltsame Wegnahme von Eigentum durch den Staat = Verehrung eines politischen Führers = russisches Reich, in dem der Zar (= Kaiser) herrschte Die Russische Revolution MUSTER

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