58 3.6 _________________________________ Nach der Schreckensherrschaft durch die Jakobiner (s. 3.5) sehnte sich die französische Bevölkerung nach einem starken Mann. Sie fand diesen in Napoleon Bonaparte. Er war ein bekannter Feldherr, der um 1790 wegen seiner militärischen Siege sehr populär wurde. _________________________________ Weil er so beliebt war, konnte Napoleon die Regierung nach der Revolution stürzen. Er wurde von der Bevölkerung zum „Ersten Konsul“ gewählt. So herrschte er praktisch allein. Er durfte Gesetze vorschlagen und seine Beamten selbst aussuchen. Sein großes Vorbild war der römische Feldherr Julius Cäsar (s. Bd. 2, Kapitel 2). Bei seiner Krönung zum Kaiser von Frankreich im Jahr 1804 segnete der Papst die Krone. Dann setzte sich Napoleon die Krone selbst auf. _________________________________ Als Kaiser eroberte Napoleon mit seiner Armee große Teile Europas. Er herrschte über Frankreich, Italien, Teile Deutschlands und einen kleinen Teil Spaniens. Außerdem waren viele Gebiete von Napoleons Entscheidungen abhängig: Spanien, die Schweiz, das Großherzogtum Warschau und Teile des heutigen Österreichs und Deutschlands. Nach der Schlacht bei Austerlitz 1805, in der seine Armee Österreich und Russland besiegte, löste sich das Heilige Römische Reich auf. Napoleon wollte auch Russland erobern. Das gelang ihm allerdings nicht. Er musste mit einer geschwächten Armee zurückkehren. In der Völkerschlacht bei Leipzig erlitt seine Armee 1813 gegen Preußen, Österreich und Russland eine vernichtende Niederlage. Danach wurde er auf die Insel Elba verbannt . Nach einem Jahr kehrte Napoleon wieder nach Frankreich zurück. Mit seinem Heer kämpfte er 1815 bei Waterloo (Belgien) gegen britische und preußische Soldaten. Auch diese Schlacht verlor seine Armee. Mit seinen Feldzügen hat Napoleon große Verwüstungen in den eroberten Gebieten und Millionen von Toten hinterlassen. Napoleon wurde auf die englische Insel St. Helena im Atlantik verbannt. Dort starb er auch. _________________________________ Während der Herrschaft Napoleons gab es einige Neuerungen im französischen Recht. Er ließ die Forderungen der Französischen Revolution in einem neuen Gesetzbuch niederschreiben. Dieses Buch nannte er den „Code civil“. Darin wurden Rechte und Pflichten für Männer in Frankreich festgelegt. Vieles davon ist in Frankreich noch heute gültig, z. B. die Gleichheit vor dem Gesetz, die Trennung zwischen Kirche und Staat oder die Freiheit für alle. Abb. 1: Napoleon I. Bonaparte, Kaiser der Franzosen im Krönungsornat, Gemälde von François Gérard, 1810. Minilexikon Coup, der = eine kühn durchgeführte Aktion, die erfolgreich endet erste Konsul, der = gewählter oberster Beamter eines Staates populär = berühmt, beliebt Staatsstreich, der = gewaltsamer Versuch, die Macht in einem Staat zu übernehmen verbannen = jemanden an einen Ort schicken und zwingen, dort zu bleiben Die Napoleonischen Kriege MUSTER
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