56 3.5 Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte Kurz nach Ausbruch der Revolution gründeten ehemalige Mitglieder der „Generalstände“ die Nationalversammlung. Diese war das erste ständeübergreifende Parlament Europas. Bereits im August 1789 wurden von der Nationalversammlung zwei wichtige Schritte im Sinne der Aufklärung unternommen: Zunächst wurden die (Steuer-) Privilegien von Adel und Klerus abgeschafft, danach die „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ beschlossen. Alle männlichen Franzosen waren nun rechtlich gleichgestellt. Menschen- und Bürgerrechte galten nur für männliche Bürger (s. 4.5). Anfang September 1791 wurde eine Verfassung beschlossen. Sie machte aus Frankreich eine konstitutionelle Monarchie . Die Legislative lag bei der Nationalversammlung. Unabhängige Gerichte übernahmen die Rechtsprechung. Der König blieb an der Spitze der Exekutive. Allerdings wurden Ludwig und seine Familie 1792 nach einem Fluchtversuch verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, die Revolution mithilfe des Auslands stoppen zu wollen. Im September 1792 wurde die Republik ausgerufen. Sowohl Ludwig als auch seine Ehefrau Marie Antoinette wurden des Hochverrats angeklagt und 1793 hingerichtet. Die Schreckensherrschaft der Jakobiner Den darauffolgenden Machtkampf entschieden die Jakobiner für sich. Sie waren eine radikale republikanische Partei unter der Führung von Maximilien de Robespierre. Sie errichteten eine Schreckensherrschaft, der mehr als 17 000 Französinnen und Franzosen zum Opfer fielen. Die Jakobiner forderten die radikale Umgestaltung des Staates, starke Eingriffe in die Wirtschaft sowie die Umverteilung des Landbesitzes. Wer nicht ihrer Meinung war, wurde verfolgt und meist hingerichtet. 1794 verbündeten sich die Gegner Robespierres gegen ihn. Er wurde verhaftet und hingerichtet. Danach übernahm ein „Direktorium“ die Macht im Staat. Dieses konnte die junge Republik aber nicht steuern. In dieser politisch unsicheren Lage wurde der Ruf nach einem starken Mann laut. Dieser wurde 1799 Napoleon Bonaparte (s. 3.6). Die Folgen der Revolution Obwohl mit Napoleon die Monarchie zurückkehrte, hat kaum ein Ereignis die Geschichte so geprägt, wie die Französische Revolution. Der Gedanke, dass alle Menschen gleich an Rechten sind und folglich auch alle das Recht haben, sich politisch zu beteiligen, war nun auch in Europa angekommen. Die Forderung nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sollte nicht mehr verschwinden. Abb. 1: Zeitgenössischer Kupferstich der Hinrichtung Marie Antoinettes auf der Guillotine (Ausschnitt). Charles de Montesquieu spricht sich in seiner Schrift „Vom Geist der Gesetze“ für die Trennung der drei Staatsgewalten (Legislative, Exekutive und Judikative) aus. Seine Ideen prägen bis heute die Verfassungen von modernen Demokratien: „Freiheit ist das Recht, alles tun zu dürfen, was die Gesetze erlauben. Politische Freiheit findet sich nur, wo der Regierung Schranken gesetzt sind. […] Damit die Gewalt nicht missbraucht wird, müssen Maßnahmen getroffen werden, dass die eine Gewalt die andere im Zaum hält. […] Es wäre das allgemeine Verderben, wenn ein einzelner Mensch alle drei Gewalten ausüben würde und dadurch Macht bekäme, sowohl Gesetze zu schaffen, als auch Beschlüsse auszuführen und über Verbrechen und Zwistigkeiten richterliche Entscheidungen zu treffen.“ Esser/Venhoff: Meilensteine der Weltgeschichte, S. 305. Minilexikon konstitutionelle Monarchie, die = Monarchie mit einer Verfassung und einem König als Herrscher. Auch der König muss sich an die Verfassung halten. Seine Macht wird durch die Verfassung eingeschränkt und geregelt. Die Französische Revolution: Radikalisierung MUSTER
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