Denkmal 3, 2025 + E-Book

54 Auf die Amerikanische Revolution folgt die Französische Nur sechs Jahre nach dem Ende der Amerikanischen Revolution wurde der Wunsch nach Freiheit und Gleichheit in weiten Teilen der französischen Bevölkerung immer stärker. Französinnen und Franzosen demonstrierten aber nicht gegen die Ausbeutung durch eine andere Nation. Sie demonstrierten gegen die politischen Verhältnisse im eigenen Land. Frankreich im 18. Jahrhundert Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde Frankreich von König Ludwig XVI. absolutistisch regiert. Damals lebten etwa 26 Millionen Menschen in Frankreich. Der Großteil davon waren einfache Bürgerinnen und Bürger, Bäuerinnen und Bauern sowie Tagelöhnerinnen und Tagelöhner . Ludwig herrschte damit über das bevölkerungsreichste Land Europas. Die Gesellschaft war in drei Stände unterteilt: Die Geistlichen gehörten zum 1. Stand, der Adel zum 2. Stand. Alle anderen zählten zum 3. Stand. Der 1. und der 2. Stand mussten fast keine Steuern bezahlen, hatten aber großen politischen Einfluss. Der 3. Stand stellte zwar die große Mehrheit der Bevölkerung, musste aber die Hauptlast der Steuern tragen und durfte kaum politisch mitbestimmen. Das alte Regime ist am Ende Das führte zu großer Unzufriedenheit des einfachen Volkes. Hohe Militärausgaben durch die Beteiligung an Kriegen und das aufwendige Leben am königlichen Hof brachten das Land an den Rand eines Staatsbankrotts . Hinzu kam eine Missernte 1788, die zu einer Hungersnot in der Bevölkerung führte. Als König Ludwig XVI. dennoch eine Steuererhöhung durchsetzen wollte, drohte ein Aufstand des Volkes. Der König rief daraufhin erstmals seit 1614 wieder die „Generalstände“ zusammen. Als dieses Treffen aufgrund einer ungerechten Stimmenverteilung scheiterte, bewaffnete sich die Bevölkerung und rebellierte offen gegen die Königin und den König. Der Beginn der Revolution Unter dem Leitspruch „Liberté, Égalité, Fraternité“ („Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“) stürmte die Pariser Bevölkerung am 14. Juli 1789 die Bastille, das verhasste Gefängnis, in der auch Waffen gelagert wurden. Dieses Ereignis gilt als Beginn der Französischen Revolution. 2338GX_2 Bauern und Tagelöhner Geistliche 0,5% 130000 Personen 28% insgesamt: 26000000 Personen 70% 1,5% 390000 Personen Adlige Bürger (Kaufleute, Ärzte, Handwerker u.a.) © Westermann Emmanuel Sieyès, einer der Wortführer der Revolutionäre, beantwortet die Frage nach der zukünftigen Rolle des dritten Standes: „Der dritte Stand ist alles – bisher war er nichts. Er ist ein gefesseltes und unterdrücktes Alles. Was würde er ohne die Privilegierten sein? Alles: aber ein freies und blühendes Alles!“ Lautemann: Geschichte in Quellen, Bd. 4, S. 164. Minilexikon Generalstände, die Regime, das Staatsbankrott, der Tagelöhnerin, die Tagelöhner, der Privilegierten, die = Versammlung von Vertretern der drei Stände = abwertender Begriff für eine Regierung, Herrschaftsform; diese ist meist undemokratisch und verlangt absoluten Gehorsam = ein Staat kann seine Schulden nicht mehr bezahlen = Personen ohne festes Arbeitsverhältnis; sie sind nur tageweise bei einem Arbeitgeber oder einer Arbeitgeberin beschäftigt = Menschen, die in vielen Bereichen bevorzugt werden Abb. 1: Die Bevölkerungsverteilung in Frankreich im Jahr 1789 in einem Kreisdiagramm dargestellt. 3.4 Die Französische Revolution: Vorgeschichte MUSTER

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