26 2.1 Absolute Herrschaft, absolute Macht Im 16. und 17. Jh. stärkten die europäischen Herrscherinnen und Herrscher ihren Einfluss und entmachteten Adel und Klerus. Mithilfe eines starken Beamtenapparates und eines stehenden Heeres regierten sie mit absoluter Macht. Der Titel „König von Gottes Gnaden“ beschreibt diese Position, über der nur Gott selbst steht, sehr gut. Am deutlichsten fand diese Entwicklung in Frankreich statt. Die französischen Königinnen und Könige holten mächtige Adelige an ihren Hof, um sie leichter kontrollieren zu können. Dafür genoss der Adel Sonderrechte wie die Steuerfreiheit. Auch der Klerus war von Abgaben und Steuern befreit. Die übrige Bevölkerung musste Steuern und Abgaben entrichten, war aber von der politischen Mitbestimmung ausgeschlossen. Die „Generalstände“, eine Versammlung von je 300 Vertretern aus Klerus, Adel und Bürgern, hatten bis dahin großen Einfluss auf die französische Politik. Ab 1614 waren ihre Zusammenkünfte verboten. Bis 1789 war somit jedes Mitspracherecht der Volksvertretung verboten. Louis XIV. „ist der Staat“ Ein Name ist untrennbar mit dem absolutistischen Herrschaftssystem verbunden, nämlich Ludwig XIV. (s. Gemälde auf S. 180). Er regierte Frankreich von 1643 bis 1715 und ist der berühmteste Vertreter des Absolutismus. Der Ausspruch „L’État c’est moi“ („Der Staat bin ich“) sagt sehr viel über sein Verständnis von Herrschaft aus: Ludwig bestimmte über alle wirtschaftlichen, politischen und militärischen Angelegenheiten des Staates. Er stand an der Spitze Frankreichs und erhielt den Beinamen „Sonnenkönig“. Besondere Berühmtheit erlangte Ludwig durch seinen verschwenderischen Lebensstil. Ab 1682 war das Schloss Versailles vor den Toren von Paris seine Residenz . Es soll insgesamt über 300 Millionen Livres gekostet haben. Das entsprach den Gesamtausgaben des Königreiches für drei Jahre. Allein zwischen 1661 und 1683 verbrauchte Ludwig 12 bis 14 Prozent des Staatshaushaltes nur für seinen Hof. Prunkvolle Feste, Ballettaufführungen und Theatervorstellungen (in denen der König gerne als Tänzer und Schauspieler auftrat) waren an der Tagesordnung. Mit dem luxuriösen Lebensstil unterstrich der König seine Macht. Schloss Versailles und Ludwigs Lebensstil wurden zum Vorbild für viele europäische Herrscherinnen und Herrscher. Auch kulturell war Frankreich führend. Französisch war die Modesprache des europäischen Adels. Die „Grand Tour“, eine Art Bildungsreise junger, adeliger Männer, musste unbedingt durch Paris führen. Das Ende des Absolutismus Frankreich wurde zur führenden europäischen Macht. Doch die Herrschaft Ludwigs XIV. war so teuer, dass Frankreich am Ende seiner Regierungszeit in eine schwere finanzielle Krise geriet. Von diesen finanziellen Schwierigkeiten konnte sich das absolutistische Frankreich nicht mehr erholen. Ein verlorener Krieg gegen England, die teure Unterstützung der amerikanischen Kolonien im Unabhängigkeitskrieg und das teure Leben am Hof führten 1788 zur Zahlungsunfähigkeit des Staates. Das war ein Grund für die Französische Revolution von 1789, die zur Abschaffung der Monarchie führte. Abb. 1: Das Schloss Versailles in einem Gemälde von Pierre Patel, 1668 (Ausschnitt, s. S. 180). Es ist 2,77 m hoch und 1,94 m breit. Heute hängt es im Louvre in Paris. Minilexikon absolut Pfalzgräfin, die Residenz, die stehende Heer, das = hier: allein und uneingeschränkt (von Gesetzen befreit) herrschend = die Gräfin in einem deutschen Gebiet, das „Pfalz“ genannt wird = ein Wohnsitz = ein Heer, das jederzeit eingesetzt werden kann Höfischer Absolutismus MUSTER
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