Brutale Strafen Menschen, die straffällig werden, gab es schon immer. Allerdings veränderte sich im Laufe der Zeit der Umgang mit ihnen. Von der Antike bis in die Neuzeit wurden straffällig gewordene Menschen meist zu schweren körperlichen Strafen verurteilt. Dazu zählten Schläge, Verstümmelungen und Hinrichtungen. Geständnisse durften durch Folter erzwungen werden. Schon ein einfacher Diebstahl konnte harte körperliche Strafen nach sich ziehen. Strafe durch Freiheitsentzug Bereits im Spätmittelalter gab es Gefängnisse. Das belegen Kerker in Italien, Paris oder Köln. Das Gefängnis diente z. B. der Untersuchungshaft. Hier mussten die Angeklagten einsitzen, bis sie rechtskräftig verurteilt waren und ihr Urteil vollstreckt wurde. Menschen wurden aber auch zu einem Freiheitsentzug verurteilt und ins Gefängnis gesperrt, wenn sie z. B. jemandem Geld schuldeten und nicht bezahlen konnten oder weil sie ungehorsam waren. Im späten 16. Jh. entstanden in vielen Ländern wegen der gestiegenenen Kleinkriminalität Arbeits- und Zuchthäuser. Hier mussten die Häftlinge arbeiten, um sich an ein „anständiges“ Leben in Freiheit zu gewöhnen. Vor allem Menschen aus gesellschaftlichen Randgruppen wurden in Zuchthäuser gebracht und zur Arbeit gezwungen. Zu ihnen gehörten Bettler, Prostituierte oder Menschen ohne festen Wohnsitz. Man wollte diese Menschen, die oft keine Möglichkeit hatten, sich ihren Lebensunterhalt „anständig“ zu verdienen, von der Gesellschaft trennen, bestrafen und umerziehen. Einzelzellen, Redeverbote und Prügelstrafen waren in den Gefängnissen bis ins 20. Jh. weit verbreitet. Was die Strafe bewirken soll Lange Zeit wurden harte Urteile wie Prügelstrafen oder Hinrichtungen öffentlich vollstreckt. Die Verurteilten sollten dadurch erniedrigt und andere Menschen abgeschreckt werden. Im 19. Jh. stand zunehmend die Erziehung im Mittelpunkt der Strafe. Ziel war es, Verbrecherinnen und Verbrecher zu besseren Menschen zu erziehen. Bis Mitte des 20. Jh. konnten Menschen in den meisten Staaten für schwere Straftaten allerdings noch zum Tode verurteilt werden. Trotz vieler Proteste von Menschenrechtsorganisationen wird die Todesstrafe auch heute noch in vielen Staaten wie den USA oder China vollstreckt. Soziale Unterschiede Menschen von niedrigem Stand wurden eher zu schweren Strafen verurteilt als Menschen von höherem Stand. Bis 1800 gab es neben dem Gefängnis und dem Zuchthaus auch eine Festungshaft. Diese war Verbrecherinnen und Verbrechern aus angesehenen Kreisen vorbehalten. Sie lebten nicht in einer Zelle, sondern in streng bewachten Räumen, die auch komfortabel sein konnten. Strafvollzug heute Die Vorbereitung auf ein Leben nach der Haft steht heute im Mittelpunkt des Strafvollzugs. Gefängnisinsassinnen und -insassen haben im Gefängnis die Möglichkeit, einer Arbeit nachzugehen, einen Beruf zu erlernen oder sogar zu studieren. Dadurch sollen sie nach der Haftentlassung leichter resozialisiert werden. Wenn sich ehemalige Häftlinge in die Gesellschaft integrieren, werden sie nicht mehr so leicht straffällig. Bildung und Arbeit können dazu beitragen, den eigenen Platz in der Gemeinschaft wiederzufinden. Das gelingt allerdings nicht immer. Etwa die Hälfte der ehemaligen Häftlinge wird nach der Entlassung wieder straffällig. Minilexikon Kleinkriminalität, die resozialisieren = kleine strafbare Handlungen wie Taschendiebstahl = wiedereingliedern in die Gesellschaft Abb. 1: Die Sonderanstalt für Jugendliche in Gerasdorf, Foto 2018. 1.5 Vertiefung I: Geschichte der Strafe 16 MUSTER
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