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174 9.6 Stimmenfang Um bei einer Wahl möglichst viele Stimmen zu erhalten, machen Parteien Werbung für sich und ihre Kandidatinnen und Kandidaten. Diese Wahlwerbung hat sich im Laufe der Zeit verändert und sich an die technischen Möglichkeiten angepasst. Wahlwerbung bis 1938 In der Zeit der Habsburgermonarchie setzten die Politikerinnen und Politiker auf Wahlversammlungen. Dort konnten sie die Wähler (Frauen durften in Österreich erst ab 1918 wählen) treffen und um ihre Stimmen werben. Auch Plakate und Flugblätter kamen damals zum Einsatz. In der Ersten Republik, also ab 1918, wurden vermehrt Wahlplakate verwendet. Auf diesen Plakaten waren politische Botschaften zu sehen. Dazu wurden die anderen politischen Parteien oft schlechtgemacht. Das ist auch ein Zeichen von Propaganda. Die eigene Partei wird positiv dargestellt, andere Parteien oder Bevölkerungsgruppen werden schlecht dargestellt. In dieser Zeit waren auch Motive zu sehen, auf denen die jüdische Bevölkerung erniedrigt und verspottet wurde. Wahlwerbung nach 1945 Obwohl immer mehr Menschen ein Radio besaßen, war das häufigste Werbemittel nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch das Wahlplakat. Nun rückten die Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien in den Mittelpunkt der Plakate. Sie sollten positive Botschaften vermitteln und damit Stimmen für die nächsten Wahlen sammeln. Seit den 1970er-Jahren verbreitete sich ein neues Medium immer mehr: das Fernsehen. Damit veränderte sich auch die Wahlwerbung der Parteien. Werbespots wurden ausgestrahlt und in eigenen TV-Sendungen wurden die Kandidatinnen und Kandidaten zu Diskussionen eingeladen, bei denen ganz Österreich live zusehen konnte. Schon in einer der ersten Fernsehdiskussionen gelang es dem SPÖ-Politiker Bruno Kreisky mit einem geschickten Auftritt, das Publikum von sich zu überzeugen und die folgenden Wahlen zu gewinnen. Wahlwerbung im 21. Jahrhundert Im Jahr 2008 nutzten die Parteien erstmals das Internet als Wahlkampfmittel. Sie gestalteten eigene Webseiten und nutzten die damaligen sozialen Netzwerke. Der Erfolg dieser neuen Medien blieb aber gering. Bei den darauffolgenden Wahlen haben sich die Auftritte der Parteien im Internet immer weiterentwickelt. Mittlerweile verfügen alle österreichischen Parteien, aber auch die Politikerinnen und Politiker selbst, über SocialMedia-Kanäle. Damit wollen sie vor allem bei jüngeren Wählerinnen und Wählern werben. Der direkte Kontakt bleibt aber wichtig. Deshalb fahren die Kandidatinnen und Kandidaten der Parteien vor jeder Wahl durch die Bundesländer, um ihre potenziellen Wählerinnen und Wähler persönlich von sich zu überzeugen. Der Text aus dem Jahr 2017 erklärt die Bedeutung von Wahlplakaten: „‚In Zeiten des Internets ist Wahlwerbung günstig und einfach. Noch nie war es für eine Partei so leicht, ihre Botschaft in die Öffentlichkeit zu tragen. Wahlplakate braucht man nicht mehr, könnte man fast meinen. Trotzdem verneinen Experten das: Für die Wahlentscheidung selbst seien sie zwar unmittelbar nicht ausschlaggebend‘, sagt Politikwissenschafter Peter Filzmaier. Wichtig seien sie aber für die Mobilisierung der eigenen Parteifunktionäre , denn diese ‚kriegen die Krise, wenn alle anderen Parteien bei der Autobahnabfahrt stehen und ihre nicht. […]‘ Der Pressesprecher der SPÖ Hannes Uhl kann das bestätigen. Er weiß, dass die eigenen Funktionäre sofort in der Parteizentrale anrufen, wenn ‚lauter Strache-Plakate in ihrem Ort hängen‘ und sich die Frage ‚Wo sind eigentlich wir?‘ aufdränge. […] Plakate werden wahrgenommen: ‚98 Prozent der Bevölkerung sehen die Plakate. Man entkommt ihnen nicht‘, sagt Filzmaier.“ http://www.derstandard.at/2000063398441/Wieso-Wahlplakateimmer-noch-wichtig-sind (08.04.2020). Minilexikon Motiv, das Parteifunktionär, der; Parteifunktionärin, die potenziell = hier: Zeichen, Thema = Angehörige/r einer Partei, die/der bestimmte Aufgaben in der Partei übernimmt = möglich D Wahlwerbung MUSTER

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