154 Der Völkerbund Nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges hatte der amerikanische Präsident Woodrow Wilson die Idee, die Staaten weltweit in einer Organisation zusammenzufassen. Er wollte die Völker stärker aneinanderbinden und damit zukünftige Kriege verhindern. Im Jahr 1919 wurde der Völkerbund gegründet. Er sollte die internationale Zusammenarbeit verstärken, in Streitfällen schlichten und die Einhaltung von Friedensverträgen überwachen und sicherstellen. Der Völkerbund hatte keine eigene Armee, konnte also bei Problemen nicht militärisch eingreifen. Der Völkerbund scheiterte allerdings. Ein Problem war die Vorgabe, dass immer alle Beschlüsse einstimmig gefasst werden mussten. Die beteiligten Staaten waren durch den Nationalismus der letzten Jahrzehnte nicht bereit, gemeinsame Einigungen zu treffen. Zu groß war das Misstrauen gegenüber den ehemaligen Feinden. Die Interessen der eigenen Nation standen stets im Vordergrund und machten ein einstimmiges Ergebnis bei Abstimmungen beinahe unmöglich. Der Hauptgrund für das Scheitern lag aber darin, dass nicht alle Großmächte beteiligt waren. Die USA selbst waren nie Mitglied des Völkerbundes, Deutschland wurde zwar 1926 aufgenommen, trat aber 1933 wieder aus. Auch andere Nationen wie Japan, Italien oder die Sowjetunion waren nur teilweise Mitglieder. So waren wichtige Akteure der internationalen Politik von den Entscheidungen des Völkerbundes ausgeschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wurde der Völkerbund 1946 aufgelöst. „Die Internationale“ Ab dem 19.Jh. kam es unter dem Begriff der „Internationalen“ zu Zusammenschlüssen von Arbeiterinnen und Arbeitern aus verschiedenen Ländern. Sie hatten sich ursprünglich organisiert, um im Zeitalter der Industrialisierung für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Die „Internationale“ folgte den Ideen von Karl Marx und Friedrich Engels, deren Leitspruch „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ die Vereinigung der Arbeiterschaft forderte. Noch heute sind sozialdemokratische und kommunistische Parteien aus aller Welt als Sozialistische Internationale in einer Organisation verbunden. Abb. 1: Das Vienna International Centre (VIC) in Wien, Foto 2018. Die UNO Nach dem Zweiten Weltkrieg war eine neue Friedensordnung notwendig. Mit den Vereinten Nationen (UNO = United Nations Organization) wurde im Jahr 1945 erneut eine Organisation gegründet, die möglichst viele Staaten untereinander verbinden sollte. Die UNO folgte also dem Völkerbund nach. Heute sind 193 Staaten, also fast alle Staaten der Erde, Mitglied der UNO. Die Hauptsitze der UNO befinden sich in New York, Genf, Wien und Nairobi. Die wichtigste Aufgabe der UNO ist die Wahrung von Frieden und internationaler Sicherheit. Um den Frieden zu erhalten, kann die UNO auch Soldaten in Krisengebiete schicken. Diese Truppen werden von den Mitgliedsländern bereitgestellt. Die UNO besteht aus vielen Unterorganisationen, wie z.B dem Menschenrechtsrat (HRC), dem Welternährungsrat (WFC) und dem Kinderhilfswerk (UNICEF), die weltweit tätig sind. Sie kümmern sich um die Wahrung der Menschenrechte, die soziale und ökonomische Entwicklung und um den Schutz von Umwelt und Klima. Mehr dazu Das Büro der Vereinten Nationen in Wien (Vienna International Centre) befindet sich im 22. Wiener Bezirk. Mit deiner Schulklasse kannst du dort spannende Führungen erleben. 8.5 Internationalismus als Gegenprojekt MUSTER
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==