150 Königreich Sardinien Königreich (Lombardo-)Venetien Großherzogtum Toskana Kirchenstaat Königreich beider Sizilien ©Westermann 39074EX 1850 1860 1861 1871 0 100 200 300km Das Deutsche Reich entsteht Im westlichen Europa hatten sich bereits seit dem Mittelalter große Staaten gebildet, die von einer Hauptstadt aus regiert wurden. In Mitteleuropa war das anders. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sprach die Bevölkerung zwar mehrheitlich Deutsch und fühlte sich nach den Kriegen gegen Napoleons Frankreich auch der deutschen Nation zugehörig. Sie lebte aber nicht in einem Staat zusammen. Hier gab es, neben dem großen Reich der Habsburger im Südosten und dem großen Königreich Preußen im Norden, mehrere kleine und mittelgroße Staaten, wie z. B. die Königreiche Hannover und Bayern oder das Großherzogtum Luxemburg. Sie waren seit dem Wiener Kongress 1815 alle Teil des „Deutschen Bundes“, einem losen Staatenbund, der von den Habsburgern und Preußen dominiert wurde. Diese beiden Mächte stritten sich um die Führungsrolle im „Deutschen Bund“. Der Streit eskalierte 1866 im sogenannten „Deutschen Krieg“, den die Habsburger verloren. Vier Jahre später führte Preußen gemeinsam mit den restlichen deutschen Staaten einen Krieg gegen Frankreich und marschierte 1870 in Paris ein. Diesen militärischen Triumph nützte der preußische Kanzler Otto von Bismarck und gründete das Deutsche Reich. An dessen Spitze stand Kaiser Wilhelm I. Das Deutsche Kaiserreich umfasste, abgesehen vom Habsburgerreich, große Teile des „Deutschen Bundes“ sowie das von Frankreich dazugewonnene Elsaß-Lothringen. Italien wird vereinigt Ähnlich wie im heutigen Deutschland gab es auch in Italien bis ins 19. Jh. keinen einheitlichen italienischen Staat, sondern mehrere Kleinstaaten. Im Süden herrschte die Dynastie der Bourbonen über Sizilien und Süditalien, der Norden gehörte zum Habsburgerreich. Dazwischen lag der Kirchenstaat mit dem Zentrum Rom. An der Grenze zu Frankreich lag das kleine Königreich Piemont-Sardinien mit der Hauptstadt Turin. Der König von Piemont-Sardinien, Viktor Emanuel II., und sein Kanzler Camillo Cavour führten ab 1848 die italienische Einigungsbewegung an. Diese wollte die Gründung eines vereinigten italienischen Nationalstaates. Nach mehreren Kriegen und Volksabstimmungen wurde dieses Ziel 1870 erreicht. Nur Südtirol und Triest waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht Teil des „italienischen Stiefels“, sie gehörten noch zum Habsburgerreich. Erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden auch sie Teil Italiens. Minilexikon dominieren Kirchenstaat, der lose = hier: bestimmen = Staat, in dem der Papst herrscht = nicht verbunden 8.3 Abb. 1: Das Deutsche Reich wird ausgerufen. Dritte Fassung, Bismarck ist in weißer Uniform dargestellt. Gemälde von Anton von Werner, 1885. Abb. 2: Der italienische Nationalstaat entstand schrittweise. Zwei Nationalstaaten im Vergleich MUSTER
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