146 8.1 Identität: Ich und Wir Sicher hast du in der Schule schon einmal einen Steckbrief über dich verfasst. Dabei hast du verschiedene Informationen über dich bekannt gegeben, etwa über deine Hobbys, deine Interessen oder die Sprachen, die du sprechen kannst. Du hast also Merkmale angeführt, die für dich wichtig sind und dich von anderen unterscheiden. Die Summe dieser Merkmale heißt Ich-Identität. Jede und jeder von uns hat eine Identität, die sich im Laufe unseres Lebens verändert. Ähnlich ist es auch mit der Identität von Gruppen. Wenn mehrere Menschen dieselben Anschauungen und Ideen teilen und sich dadurch von anderen unterscheiden, bilden sie eine Wir-Identität aus. Wenn wir uns mit den Merkmalen einer Gruppe identifizieren , werden wir Teil dieser Wir-Identität. Sobald wir mit den Anschauungen der Gruppe nicht mehr einverstanden sind, sind wir nicht mehr Teil dieser Wir-Identität. Der Soziologe Anthony Giddens beschreibt die Herstellung von Identität als aktive Handlung: „Wir sind nicht, was wir sind, sondern was wir aus uns machen.“ https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/identitaet/6968 (08.04.2020). Selbstbild und Fremdbild Das Bild, das wir von uns selbst haben, nennt man Selbstbild. Es entsteht durch unsere Sichtweise auf uns selbst. Es ist von unseren Erfahrungen und Einstellungen geprägt. Die Art, wie andere uns sehen, heißt Fremdbild. Ihre Sichtweise auf uns ist natürlich von ihren Vorerfahrungen und Ideen beeinflusst. Unsere Meinungen und Handlungen werden also nie vorurteilsfrei aufgenommen, sondern immer interpretiert. Beispielsweise wird jemand, der selbst Hip-Hop mag, deine Leidenschaft für Hip-Hop gut finden. Jemand, der nichts mit dieser Musik anfangen kann, wird deinen Musikgeschmack vielleicht negativ beurteilen. In Gesprächen mit anderen erfahren wir viel über unser Fremdbild: Wie nehmen dich andere wahr? Wie stimmt diese Fremdwahrnehmung mit deinem Selbstbild überein? Kannst du durch aktives Handeln dein Fremdbild verändern? Identitätsbildung: aktives Handeln Ob wir uns also als Hip-Hopperin oder Death Metaller, als Rapid-Fan oder Austria-Anhängerin, als Christ oder Muslimin bezeichnen, hängt immer davon ab, ob wir uns diesen Gruppen zugehörig fühlen. Wenn wir die Überzeugungen der jeweiligen Gruppe gut finden und uns ihren Regeln und Vorgaben unterordnen können (und wollen), können wir Teil der Gruppe sein. Das bedeutet natürlich auch, dass man gleichzeitig vielen verschiedenen Gruppen angehören kann, solange sich deren Regeln nicht widersprechen. Wenn das passiert, gerät man in einen Konflikt , der meist zum Verlassen einer der Gruppen führt. Zum Beispiel kann man nicht Demokratin oder Demokrat sein und gleichzeitig finden, dass Wahlen unnötig sind. Minilexikon identifizieren Konflikt, der = übereinstimmen = Streit Abb. 1: Gruppe von Schülern in Oxford (England), Foto, 1964. D Wir sind, was wir aus uns machen MUSTER
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