12 1.3 Die katholische Reform Der Papst in Rom wollte Luthers Anhänger mit aller Macht bekämpfen. Aber sein wichtigster Verbündeter, der katholische Kaiser Karl V., konnte ihm nicht helfen. Er brauchte Hilfe gegen die Osmanen (heute: Türkei), die 1529 Wien angegriffen hatten. Dieser militärische Beistand half den protestantischen Fürsten, mehr religiöse Freiheiten zu bekommen. Als Kaiser Karl V. nach dem Sieg über die Osmanen die protestantischen Fürsten 1544 militärisch angreifen wollte, waren sie schon zu mächtig geworden. Die Reform der katholischen Kirche ging schließlich nicht vom Papst aus, sondern von dem neu gegründeten Jesuitenorden. Sein Gründer Ignatius von Loyola setzte auf Bildung. In den Schulen der Jesuiten wurden auch Laien ausgebildet und gleichzeitig religiös geschult. Die Bildungsarbeit der Jesuiten führte bald zu Erfolgen. Schließlich musste auch der Papst in Rom reagieren: 1545 wurde das Konzil von Trient einberufen, das wichtige Beschlüsse fasste: ■ die Ausbildung des Klerus wurde verbessert, ■ der Ablasshandel wurde verboten und ■ die Seelsorge in den Gemeinden verbessert. Der Protestantismus wurde nicht anerkannt, die Gläubigen wurden in katholischen Ländern weiterhin verfolgt und vertrieben. Umgekehrt wurden auch katholische Gläubige in protestantischen Gebieten verfolgt. Die Herrscherinnen und Herrscher konnten ihren Untertaninnen und Untertanen nach wie vor den Glauben aufzwingen. Um die Verbreitung des Protestantismus zu verhindern, wurde eine Liste mit verbotenen Büchern zusammengestellt: Wer diese Schriften las, machte sich strafbar. Zur Verfolgung dieser Straftaten gründete Papst Paul III. eine eigene Behörde in Rom: die Inquisition. Sie überwachte seither die Einhaltung der Glaubensvorschriften. Aus einem Darstellungstext über die Hexenverfolgung von Tobias Aufmkolk, der zuletzt 2018 aktualisiert wurde: „Ende des 15. Jahrhunderts verschlechtern sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung dramatisch. Lange und harte Winter sind verantwortlich für drastische Ernteeinbußen, Epidemien breiten sich aus und raffen große Teile der Bevölkerung hin. Vor allem Hexen werden für die Übel verantwortlich gemacht. Schätzungen zufolge sterben […] mehrere Tausend Menschen in ganz Europa auf dem Scheiterhaufen.“ https://www.planet-wissen.de/geschichte/neuzeit/ hexenverfolgung/index.html (08.04.2020). Ketzer- und Hexenverfolgung Bereits im Mittelalter wurden im deutschsprachigen Raum diejenigen Menschen verfolgt, die einen anderen Glauben lebten oder die Lehren Roms nicht befolgten. Die Verfolgungen konnten auch Menschen treffen, die sich gut mit (Kräuter-)Heilkunde auskannten oder als Hebammen tätig waren. Auch in der einfachen Bevölkerung wuchs im 15. Jh. die Angst vor Magie und Hexerei. Daneben begünstigten Streit, Missgunst oder Neid eine Anzeige. Zudem konnten sich die Ankläger am Vermögen der hingerichteten Opfer bereichern. Die zunehmende Verfolgung von Menschen, die als Hexen oder Zauberer bezeichnet wurden, führte zu zahlreichen Todesurteilen. Bis ins 18. Jh. wurden Menschen als Hexen und Hexer gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Minilexikon Hebamme, die Klerus, der Seelsorge, die Behörde, die = Frau, die bei der Geburt hilft = die Geistlichen = Hilfestellung in wichtigen Lebensfragen durch Geistliche = Einrichtung des Staates; sie erledigt öffentliche Aufgaben. Abb. 1: Verbrennung der Hexen und Ketzer durch Aufheben und Niedersenken in das Feuer in Paris, Holzschnitt von Félix Philippoteaux, Ende 19. Jh. D Die Gegenreformation MUSTER
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