Denkmal 3, 2025 + E-Book

134 Nach dem Krieg folgt der Frieden Nach einem Krieg verhandeln die beteiligten Länder oft monate- oder sogar jahrelang über Friedensschlüsse. Das sind Verträge, die von allen Seiten unterzeichnet werden und nach dem Krieg wieder Frieden garantieren sollen. Nur wenn sich alle Seiten, also auch die Verlierer, fair behandelt fühlen, ist dauerhafter Frieden möglich. 1648 – der Westfälische Frieden Für ein Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde ab dem Jahr 1643 in Münster und Osnabrück verhandelt. Es dauerte fünf Jahre, bis alle Seiten den Bedingungen zustimmten. Dieser Friedensschluss wird als Westfälischer Frieden bezeichnet. Er gilt noch heute als positives Beispiel für gelungene Friedensverhandlungen. Die Interessen aller Parteien wurden respektiert und eine neue europäische Ordnung geschaffen: Die Niederlande und die Schweiz wurden unabhängig, in Deutschland konnten die unterschiedlichen Konfessionen durch die Bestätigung des Augsburger Religionsfriedens von 1555 (s. M1 bzw. 1.2) wieder friedlich miteinander leben. Die Macht des Habsburger Kaisers und der Spanier wurde geschwächt, Frankreich und Schweden waren nach den Verhandlungen mächtiger als vorher. 1815 – der Wiener Kongress Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft galt es, wieder Frieden in Europa herzustellen. Diplomaten aus vielen Ländern Europas trafen sich dazu in Wien. Sie handelten auf dem Wiener Kongress nicht nur Frieden, sondern eine neue Ordnung Europas aus: Frankreich musste die Gebiete, die Napoleon er- obert hatte, an Preußen, Russland und Österreich zurückgeben. Diese Länder bildeten mit Großbritannien, später auch Frankreich, die europäischen Großmächte. 1919 – Pariser Vorortverträge Nach dem Ersten Weltkrieg wurde zuerst geklärt, wer am Krieg schuld war. Danach wurden Strafen für die schuldigen Länder ausgehandelt. Die Verursacher-Staaten, also Österreich-Ungarn und Deutschland, durften nicht an den Verhandlungen in Paris teilnehmen. Die Ergebnisse wurden in Verträgen festgeschrieben. Im Vertrag von Versailles wurden die deutsche Industrie und das Militär durch hohe Strafzahlungen, Verlust von Gebieten in Europa und den Kolonien, Abrüstung und den Verlust von Kohlegruben stark geschwächt. In Deutschland wollte man den Vertrag rasch rückgängig machen. Im Vertrag von Saint-Germain verlor Österreich Gebiete und musste hohe Strafen zahlen. Zudem wurde ein Anschluss an Deutschland verboten. Außerdem musste es sein Heer verkleinern. Auch in Österreich fühlte man sich ungerecht behandelt. Die Enttäuschung über den verlorenen Krieg und die auferlegten Strafen sorgten in Österreich und Deutschland für Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Von der nationalsozialistischen Propaganda wurde das 20 Jahre später genutzt, um den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zu rechtfertigen. Minilexikon Abrüstung, die Diplomat/-in, der/die = Verkleinerung des Militärs = Vertreterin oder Vertreter eines Staates im Ausland Abb. 1: „Le congrès ne marche pas; il danse“ (Der Kongress kommt nicht vom Fleck; er tanzt), frz. Karikatur zum Wiener Kongress, 1815. Friedensschlüsse in der Neuzeit 7.4 MUSTER

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