Denkmal 3, 2025 + E-Book

132 7.3 Die Rolle der Propaganda In den am Ersten Weltkrieg teilnehmenden Staaten sollten möglichst viele Bürgerinnen und Bürger vom Krieg überzeugt werden. Die Kriegspropaganda versuchte die Bevölkerung auf den Krieg einzuschwören. An den militärischen Entscheidungen oder am glücklichen Ausgang des Konfliktes durfte kein Zweifel bestehen. Dafür wurden patriotische Bücher, Gedichte, Lieder und Theaterstücke entworfen. Die Post verschickte Millionen von Feldpostkarten mit meist patriotischen Bild- oder Fotomotiven an die Angehörigen in der Heimat. Der Feind wurde möglichst schlecht und hässlich dargestellt. Auch die Fotografie spielte in der Propaganda eine immer wichtigere Rolle. Abb. 1: „Wie ich mit meinem Zeppelin einen nächtlichen Angriff auf London machte“, Zeichnung aus einem Schulaufsatz, 1915. Der Aufsatz stammt von einem Schüler der 3. Klasse der Grazer Bürgerschule. Der Krieg in der Schule Der Unterricht in den Schulen war immer mehr auf den Krieg ausgerichtet. Lehrer, Schulbücher und Lieder vermittelten ein sehr einseitiges, kriegsverherrlichendes Bild. So gelang es, Kinder für den Krieg zu begeistern. Schülerinnen wurden dazu aufgefordert, Strümpfe, Wäsche und andere Kleidungsstücke für die Soldaten herzustellen. Außerhalb der Schulen sammelten Kinder Kräuter, Metall zur Waffenherstellung und Geldspenden für Kriegszwecke. Die Schülerinnen und Schüler sollten damit ihren Beitrag zum Erfolg des Krieges leisten. Besonders fleißige Kinder wurden mit einem Ring für ihren Einsatz belohnt. Kriegsbegeisterte Jugendliche Die Kriegsbegeisterung unter den Jugendlichen war vor allem zu Beginn des Krieges spürbar. Die Propaganda funktionierte also vorerst. Als zunehmend Lehrer und Familienmitglieder in den Krieg eingezogen wurden und nicht mehr zurückkamen, ließ die Begeisterung nach. Immer mehr Kinder wünschten sich ein rasches Ende des Krieges. Propaganda, wohin man blickt Die Kriegspropaganda beschränkte sich nicht auf Deutschland und Österreich. Auch in den Ländern der Entente wurde die Bevölkerung mit allen Mitteln vom Krieg überzeugt. In Frankreich und Großbritannien waren „die Deutschen“ das größte Feindbild. Sie wurden als „Hunnen“ oder „Barbaren“ bezeichnet und galten damit als besonders brutal und abstoßend. Abb 2: Deutsche Propagandapostkarte, 1914. „Des Kindes Weltkriegs-Traum. – Grüß das Mütterchen zu Hause! / Wir stehen fest und halten Stand! / Entweder siegen oder sterben, / Für Kaiser und für Vaterland!“ Kriegspropaganda und Lebenswelten von Kindern MUSTER

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