118 Titel 6.1 6.5 2015 – Flucht vor dem Krieg Das Jahr 2015 ging in die Geschichte ein. In diesem Jahr waren weltweit 65,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Hälfte waren Kinder und Jugendliche. Allein die Türkei nahm 2,5 Millionen Flüchtlinge auf. Die Länder der Europäischen Union nahmen ungefähr 1,3 Millionen Flüchtlinge auf. So viele Menschen waren seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr auf der Flucht. Die meisten Flüchtlinge kamen aus dem Nahen und Mittleren Osten und aus Afrika. In Ländern wie Syrien oder Afghanistan herrschte Krieg, in Teilen von Nigeria lebten die Menschen in ständiger Unsicherheit. Auch die Zivilbevölkerung war Opfer dieser Kriege: Häuser wurden zerstört, viele Menschen getötet und es fehlte an Essen, Trinkwasser und Medikamenten. Millionen von Flüchtlingen suchten zuerst Schutz in ihrem eigenen Land. Sie werden als Binnenflüchtlinge bezeichnet. Andere wiederum flüchteten in sichere Nachbarländer wie Jordanien, den Libanon oder die Türkei. Dort wurden sie in großen Flüchtlingslagern in Zelten und einfachen Hütten untergebracht. Die Lager wurden von den europäischen Staaten finanziell unterstützt. Als die europäischen Staaten die Unterstützung für die Flüchtlingslager im Nahen Osten verringerten, machten sich viele auf den Weg nach Europa. Der Weg nach Europa Dabei mussten sie eine harte Reise überstehen. Flüchtlinge aus Kriegsgebieten können nicht einfach in ein Flugzeug steigen und nach Europa fliegen. Dazu fehlt ihnen oft das Geld. Darüber hinaus brauchen sie, um legal in Europa einreisen zu können, ein Visum , das Flüchtlinge aber nicht bekommen. Sie müssen mit dem Zug, dem Bus oder zu Fuß reisen. Außerdem müssen sie über das Mittelmeer gelangen. Diese Fahrten mit dem Boot werden oft von Schleppern organisiert. Das sind Menschen, die Flüchtlingen illegal über die Grenzen helfen. Sie verlangen dafür viel Geld. Nur wenige Mitglieder einer Familie können sich das leisten. Der Transport mit Schleppern ist oft lebensgefährlich. Ihre Boote und Lastwagen werden mit zu vielen Menschen beladen. Wenn die Flüchtlinge den gefährlichen Weg nach Europa schaffen, kommen sie meistens in Italien, Malta oder Griechenland an. Danach reisen sie über verschiedene Länder weiter. Die meisten Menschen haben 2015 den Weg über den Balkan gewählt. Dieser Weg wurde als Balkanroute bezeichnet. 2016 wurde die Balkanroute gesperrt. Viele Flüchtlinge suchten sich andere Wege, um nach Mitteleuropa zu gelangen. Schutz finden Wenn Flüchtlinge ein sicheres Land erreichen, suchen sie um Asyl an . Das Wort Asyl bedeutet so viel wie „Heim“ oder „Unterkunft“. Es meint Schutz vor Gefahr oder Verfolgung. Menschen, die Asyl erhalten, dürfen in dem sicheren Land bleiben. Sie sind der einheimischen Bevölkerung vor dem Gesetz gleichgestellt und dürfen sich eine Arbeit suchen oder zur Schule gehen. Mehr als eine Million Flüchtlinge kamen nach Deutschland, Österreich und Schweden. Das sind solche sicheren Länder. Hier herrschen Frieden und Wohlstand. Flüchtlinge aus Krisenregionen haben viel Gutes von diesen Ländern gehört und möchten hier eine neue Heimat finden. Rechte der Flüchtlinge Menschen auf der Flucht haben das Recht, ein faires Asylverfahren zu bekommen. Sie dürfen also nicht an der Grenze eines Landes zurück nach Hause geschickt werden. Diese Rechte für Flüchtlinge sind in internationalen Abkommen wie der Genfer Flüchtlingskonvention festgeschrieben. Sie wurde zwar von allen europäischen Ländern unterzeichnet, nicht alle halten sich aber daran. Minilexikon ansuchen = sich um etwas bemühen, bewerben Champs-Élysées, die (Mz.) = prächtige Einkaufsstraße in Paris illegal = gegen das Gesetz Trostlosigkeit, die = Langeweile, Not Visum, das = eine Erlaubnis, in ein fremdes Land einzureisen Abb. 1: Zu viele Menschen in einem Flüchtlingsboot vor der libyschen Küste, Foto 2016. Fluchtbewegungen der Gegenwart MUSTER
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