116 Titel 6.1 6.4 Binnenmigration in der Neuzeit Im 18. Jh. übersiedelten große Bevölkerungsgruppen aus deutschsprachigen Gebieten im Landesinneren in den Südosten der Habsburgermonarchie. Diese „Donauschwaben“ sind also Binnenmigrantinnen und Binnenmigranten, weil sie innerhalb eines Landes übersiedelt sind. Die Siedlerinnen und Siedler, unter denen viele in der Landwirtschaft tätig waren, bekamen dort neues Ackerland und damit die Chance auf bessere Lebensbedingungen. Nach dem Ersten Weltkrieg Bis 1918 lebten die etwa 1,5 Mio. Donauschwaben als Bürgerinnen und Bürger im Südosten der Habsburgermonarchie verstreut. Sie wohnten neben Ungarn, Serben, Kroaten, Rumänen und anderen Völkern. Das Zusammenleben mit diesen anderssprachigen Völkern war durchaus friedlich. Von der Migration zur Flucht Am Ende des Zweiten Weltkrieges (1944/45) mussten viele Donauschwaben aus ihren Gebieten fliehen. Nur in Ungarn durften sie als Minderheit bleiben. Wer sich nicht rechtzeitig retten konnte, wurde verfolgt und eingesperrt. Sehr viele Donauschwaben hatten mit Nazi-Deutschland zusammengearbeitet. Deshalb wurde nun die gesamte deutschsprachige Bevölkerung verfolgt. Die Donauschwaben heute Nach über 200 Jahren verteilten sich die Donauschwaben wieder in alle Richtungen. Heute trifft man ihre Nachfahren in vielen Teilen der Erde: in den USA, in Argentinien, Australien, Brasilien, Frankreich und natürlich in Deutschland und Österreich. Minilexikon Nazi-Deutschland sic! = Bezeichnung für Deutschland zur Zeit des Zweiten Weltkrieges = lat. für „so (lautet die Quelle“); die Abk. steht oft bei auffälligen Aussagen, um zu betonen, dass es kein Versehen des Zitierenden ist. Abb. 2: Das Bild zeigt die Flucht von Donauschwaben aus Rumänien im Juli 1944, Foto von Arthur Grimm, 1944. Abb. 1: Ausschnitt: Schwäbische Bauern auf dem Zug nach dem Banat, Gemälde von Willy Planck, um 1935. Die deutschen Historikerinnen MarieKristin Hauke und Swantje Volkmann im Jahr 2012 über die Gründe für die Auswanderungen der Donauschwaben: „Zum Teil waren es Wirtschaftsflüchtlinge, ganz sicher, es gab Hungersnöte und viele Kriegsereignisse im 18. Jahrhundert, die Leute haben sich wirklich schwer getan, aber es gab auch soziale Gründe, zum Beispiel, weil man sich einen besseren sozialen Aufstieg erhofft, manche durften auch gar nicht heiraten und in Ungarn versprach man ihnen jahrelange Steuerfreiheit und bessere Ansiedlungbedingungen [sic!] das hat viele Menschen gereizt. Aber davon bin ich überzeugt, dass diese persönliche Freiheit, die sie versprochen und meist auch bekommen haben – keine Leibeigenschaft, keine Frondienste usw., dass das letztendlich der wichtigste Grund war zu gehen. Über 1000 Kilometer, das muss man sich mal vorstellen.“ https://www.swr.de/-/id=12805896/property=download/nid= 660374/1fx51fh/swr2-wissen-20140311.pdf, S. 3. (08.04.2020). D Binnenmigration in der Habsburgermonarchie MUSTER
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