Denkmal 3, 2025 + E-Book

100 5.5 Kampf um die Vorherrschaft Im Laufe des 16. Jh.s hatten Spanien, Portugal, England und Frankreich, im 17. Jh. auch die Niederlande, Kolonien errichtet. Europäische Herrscherinnen und Herrscher sowie Privatunternehmen wie etwa die „Niederländische Ostindien Kompanie“ wollten sich möglichst große Gewinne in der Neuen Welt sichern. Dadurch kamen sie miteinander in Konflikt. Außerdem wirkten sich auch die europäischen Konflikte auf die Verhältnisse in den Kolonien aus. So hatten der Spanische Erbfolgekrieg (1700–1713) und der „Siebenjährige Krieg“ (1756–1763) weitreichende Folgen für die Kolonien in Übersee. Spanischer Erbfolgekrieg und Siebenjähriger Krieg Im Jahr 1700 starb der letzte spanische Habsburgerkönig Karl II. ohne einen Erben. Darauf entbrannte der Spanische Erbfolgekrieg zwischen dem französischen Adelsgeschlecht der Bourbonen und den österreichischen Habsburgern um die Nachfolge auf dem spanischen Königsthron. England (mit Habsburg verbündet) bekämpfte Frankreich auch in Nordamerika (mit indigenen Hilfstruppen). Am Ende des Krieges wurde die bourbonische Thronfolge akzeptiert, während Frankreich Kolonien im heutigen Kanada an England abtreten musste. Die österreichischen Habsburger erhielten das heutige Belgien und große Gebiete im heutigen Italien. Zwischen 1756 und 1763 kam es zum Siebenjährigen Krieg. Österreich und Preußen kämpften um Schlesien. Durch Bündnisse waren alle europäischen Großmächte daran beteiligt. Da britische und französische Streitkräfte auch in Amerika, Indien und der Karibik kämpften, sprechen Historikerinnen und Historiker oft von einem „Weltkrieg“. Dieser endete mit der Niederlage Frankreichs. Es musste Gebiete in Nordamerika und Indien an England abtreten. England war damit zur Weltmacht aufgestiegen. Allerdings war es wirtschaftlich durch den Krieg geschwächt und hatte Schulden machen müssen. Um diese zu verringern, verlangte es höhere Abgaben von den Kolonien. In Nordamerika war dies einer der Auslöser für den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (s. 3.3). Frankreich war ebenfalls sehr geschwächt und verschuldete sich durch die Unterstützung der aufständischen Kolonien weiter. Das führte zum Staatsbankrott und in weiterer Folge zur Französischen Revolution (s. 3.4). Handel zwischen den Kontinenten Zwischen den Kolonien und den Mutterländern fand ein reger Güteraustausch statt. Die Kolonien belieferten Europa mit Gold und Silber, Farbstoffen, Porzellan, Seide, Zucker, Gewürzen, Kaffee, Tee, Kakao und Tabak. Im Gegenzug versorgten europäische Schiffe die Auswanderinnen und Auswanderer mit Produkten aus der Heimat. Außerdem wurden europäische Erzeugnisse mit den indigenen Völkern gehandelt. Auch zwischen den Kolonien fand reger Austausch statt. Migration nach Amerika Migration ist kein Phänomen unserer heutigen Zeit. Immer schon verließen Menschen aus unterschiedlichsten Gründen ihre Heimat. Europäische Auswanderinnen und Auswanderer flüchteten oft vor politischer Verfolgung oder schlechten Arbeitsbedingungen. Manche gelangten auch ohne bewusste Entscheidung, die Heimat zu verlassen, in die Kolonien: Sie wurden z. B. als Beamte oder Soldaten versetzt und begannen dort ein neues Leben. Wieder andere wurden von den guten Aussichten im Handel und der Landwirtschaft nach Übersee gelockt. Im 18. Jh. suchten viele europäische Auswanderinnen und Auswanderer eine neue Heimat. Sie ließen sich in Nordamerika nieder. Abb. 1: Anzeige für freie Plätze für Auswanderer auf einem Schiff von Antwerpen nach New York. Kölnische Zeitung, April 1849. Im Text steht: Für den 20. d. M. habe ich einen von Antwerpen nach New-York absegelnden sichern gekupferten Dreimaster zu besetzen. Reflectierende Auswanderungslustige belieben sich schnell – in portofreien Briefen – mit mir über die Bedingungen zu benehmen. Vertiefung I: Folgen des Kolonialismus MUSTER

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