Denkmal 3, 2025 + E-Book

8 1.1 Krisen am Ende des Mittelalters Um das Jahr 1300 begann in Europa eine Zeit der Veränderungen. Missernten, Hungersnöte, Naturkatastrophen und Kriege kosteten vielen Menschen das Leben. Hinzu kam zwischen 1346 und 1453 die Große Pest, an der fast ein Drittel der Bevölkerung starb. Durch neue Waffen und eine veränderte Kriegsführung verloren die Ritter ihre militärische Vormachtstellung. Außerdem zogen immer mehr Menschen vom Land in die wachsenden Städte. Damit verloren die Ritter auch ihre wirtschaftliche Grundlage, da sie von diesen Menschen Abgaben und Steuern erhalten hatten. Auch das Christentum war in der Krise. Durch den langen Streit zwischen Kaiser und Papst hatten beide an Einfluss verloren. Sie hatten nicht mehr die Autorität wie vor dem Investiturstreit . Viele Menschen wandten sich von der offiziellen Kirche ab und organisierten sich in Gemeinschaften wie den Katharern oder Waldensern. Von der offiziellen Kirche wurden sie als „Ketzer“ verfolgt. Zusätzlich kam es in Westeuropa zu zahlreichen schweren Attacken auf die jüdischen Gemeinden. Jüdinnen und Juden waren aufgrund ihrer Religion immer wieder gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt. Diese Übergriffe nennt man Pogrome. Sie führten zur Auswanderung vieler Jüdinnen und Juden nach Osteuropa. Im Spätmittelalter (1250 bis 1500) starb fast die Hälfte der Bevölkerung Europas an Hunger, Seuchen oder in Kriegen. Deshalb wird diese Zeit heute oft als Krisenzeit dargestellt. Dennoch war das Mittelalter eine richtungsweisende Epoche. Die Anfänge all der Erneuerungen, die nun folgten, liegen hier. Wenn Historikerinnen und Historiker heute vom „finsteren Mittelalter“ sprechen, meinen sie nur, dass wenige schriftliche Quellen überliefert sind, für uns also vieles im Dunkeln bleibt. Technische Innovationen Die Neuzeit (1500 bis 1918) trägt diesen Namen, weil sich das Leben der Menschen durch viele technische und wissenschaftliche Neuerungen stark veränderte. Die wichtigste Neuerung war die Verbesserung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450. Damit konnten Bücher schneller und günstiger produziert werden. Zuvor waren die Herstellung von Büchern und die Vermittlung von Wissen noch ein Monopol der Kirche gewesen. Nun konnten Bücher auch in städtischen Druckereien gedruckt werden. Damit wurde Wissen weiteren Teilen der Bevölkerung zugänglich. Nun konnten auch Dinge geschrieben und verbreitet werden, die den Lehren der Kirche widersprachen. Renaissance und Humanismus Laien konnten nun Texte lesen, auf die viele Jahrhunderte nur die Kirche zugreifen konnte. Durch den Kontakt mit islamischen Gelehrten wurden verschollen geglaubte Schriften der Antike wiederentdeckt. Auch Gelehrte, die nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen (1453) geflohen waren, brachten viele antike Texte mit in den Westen. Die Beschäftigung mit antiken Philosophen führte zu einem stärkeren Fokus auf das Diesseits. Die gebildete Oberschicht der neuen Zeit interessierte sich für das Leben selbst und nicht mehr für die Erlösung im Jenseits. Diese Gelehrten nannten sich deshalb Humanisten (human = menschlich). Die Wiederentdeckung des antiken Denkens in Philosophie, Literatur und Kunst nennt man heute Renaissance: Wiedergeburt. Abb. 1: Der Buchdruck war der entscheidende Schritt in die Neuzeit. Dieser Kupferstich aus dem Jahr 1770 von Joseph Wagner zeigt eine Buchdrucker-Werkstatt. Minilexikon Autorität, die Innovation, die Investiturstreit, der Ketzer, der Laie, der Monopol, das = Persönlichkeit oder Institution mit Macht und Einfluss = neuart., fortschrittl. Veränderung = Streit zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. im 11./12. Jh. um die Macht im Reich = hier: abwertend für Menschen, die den röm.-kathol. Papst ablehnten = hier: Mensch ohne kirchliches Amt = hier: alleiniger Anspruch, Vorrecht Vom Mittelalter zur Renaissance MUSTER

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