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Denkmal 3 Lang | Marschnig chronologisch Neuer Lehrplan MUSTER

Hilfestellungen zu den häufigsten Operatoren aus Denkmal chronologisch 3 Operatoren Ziel Beispiel Hilfestellung Anforderungsbereich I (be)nennen etwas auflisten oder aufzählen mit Hilfe des vorhandenen Materials Nenne Beispiele für die Missachtung von Menschenwürde. Beispiele für die Missachtung der Menschenwürde sind … herausarbeiten aus dem vorhandenen Material Zusammenhänge erkennen und wiedergeben Arbeite aus dem Text Beispiele heraus, die für härtere Strafen an Schulen sprechen. Im Text finden sich einige Beispiele, die für härtere Strafen an Schulen sprechen, wie etwa … Weitere Beispiele aus dem Text wären … beschreiben zentrale Aussagen und Schwerpunkte aus dem vorhandenen Material mit eigenen Worten wiedergeben Beschreibe die Karikatur zur Französischen Revolution. Die Karikatur stammt aus dem Jahr… und wurde von … gezeichnet. Am linken Rand der Karikatur ist … zu erkennen. Die Person in der Mitte trägt einen … Im Zentrum der Karikatur ist … zu sehen. zusammenfassen die wesentlichen Inhalte von Texten in gekürzter Form und eigenen Sätzen wiedergeben Fasse mit Hilfe der beiden Textquellen zusammen, was man unter Menschenwürde versteht. Unter Menschenwürde versteht man, dass … In der ersten Textquelle ist außerdem die Rede davon, dass … Die zweite Textquelle spricht von … Zusammengefasst zeigt sich in den beiden Texten, dass … Anforderungsbereich II erklären Zusammenhänge oder Materialien in eigenen Worten einordnen und auflösen Erkläre anhand des Bildes und der Textquelle die Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung. Wie in der Textquelle nachzulesen ist, war die Zivilbevölkerung vom Krieg … getroffen. Im Bild kann man die Auswirkungen … nachvollziehen. Eine weitere Gemeinsamkeit zeigt sich … erläutern historische Informationen einordnen und durch weitere Beispiele ergänzen Erläutere die Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens. Im Augsburger Religionsfrieden aus dem Jahr ... sind Bestimmungen enthalten wie … Damit war der Augsburger Religionsfrieden für das Zusammenleben … analysieren Materialien oder Informationen Schritt für Schritt bearbeiten und die Ergebnisse übersichtlich darstellen Analysiere die Karikatur zur Französischen Revolution. In der Karikatur wird dargestellt, dass … An der Kleidung der Personen erkennt man, dass … Im Mittelpunkt der Karikatur steht … vergleichen Materialien oder Informationen gegenüberstellen und Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede herausarbeiten Vergleicht die Darstellung des Grabenkrieges in der Graphic Novel mit dem Brief und dem Foto. Der Grabenkrieg wird in der Darstellung der/ des … sehr realistisch dargestellt, weil … Während in der Graphic Novel …, sieht man am Foto … Am deutlichsten werden die Unterschiede … Anforderungsbereich III interpretieren Zusammenhänge aus Material Schritt für Schritt herausarbeiten und eine begründete Stellungnahme formulieren. Folgt meistens auf eine Beschreibung und Analyse und berücksichtigt die Ergebnisse aus diesen ersten beiden Schritten. Interpretiere die Karikatur zur Französischen Revolution. Die Karikatur bezieht sich auf … Der Zeichner will mit der Karikatur aufzeigen, dass … Die Zeichnerin kritisiert damit … Aus heutiger Sicht ist die Karikatur … Der Zeichner vertritt die Haltung, dass … Das lässt sich im Bild daran erkennen, dass … Als Quelle ist die Karikatur besonders wertvoll, da … erörtern eigene Pro- und Contra-Argumente zu einem Problem oder einer Fragestellung erarbeiten und damit das Material oder die Informationen überprüfen und hinterfragen; danach eine eigene Stellungnahme dazu entwickeln Erörtert anhand der Definition unter 7.2, ob der Begriff „American Revolution“ angebracht ist. Auf den ersten Blick scheint der Begriff … angebracht, weil … Blickt man allerdings genauer hin, dann … Dagegen spricht, dass … Wenn man die Argumente gegenüberstellt, kann man sagen, dass … Abschließend kann man also sagen, dass … diskutieren sich zu einem Problem oder einer Fragestellung eine eigene Meinung bilden und sich darüber mit Mitschülerinnen und Mitschülern austauschen und dabei die eigene Meinung vertreten können Diskutiert, welche Rolle Lenins Brief für den Ausbruch der Oktoberrevolution gespielt haben könnte. Die Rolle von Lenins Brief für den Ausbruch der Revolution war … Aus dem Brief geht nämlich eindeutig hervor, dass … Andererseits muss man aber auch berücksichtigen, dass … Meine Meinung wird außerdem dadurch bestätigt, dass … MUSTER

Denkmal 3 Thomas Lang | Georg Marschnig G + A H + A DZ IÜ 1. Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen 2 + 1 1 + 2 1 7 2. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen in der Neuzeit 2 + 1 1 + 2 1 6 3. Revolutionen, Widerstand, Reformen 1 + 2 1 7 4. Das Zeitalter der Industrialisierung 2 + 1 1 + 2 1 6 5. Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus 2 + 1 1 + 2 1 7 6. Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart 1 + 2 1 6 7. Der Erste Weltkrieg 1 + 1 1 + 2 1 3 8. Identitäten und Politik in Gegenwart und Zukunft 1 + 2 1 6 9. Wahlen und Wählen 1 + 2 1 6 Dazu passend finden Sie im weitere Materialien (Anzahl): G + A = GIDA-Filme + Arbeitsblätter / H + A = Hördateien + Arbeitsblätter / DZ = Digitales Zusatzmaterial (H5P) / IÜ = Interaktive Übungen Demoversion Denkmal chronologisch 3 mit E-BOOK+ Schulbuch-Nr. 220 805 ISBN 978-3-7055-4060-6 chronologisch GIDA GIDA-Filme via QR-Codes abrufbar Passwort: Dnkm-3! MUSTER

1 Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen aus europäischer Perspektive 1.1 Vom Mittelalter zur Renaissance 8 1.2 Die Reformation 10 1.3 Die Gegenreformation 12 1.4 Das Individuum 14 1.5 Vertiefung I: Geschichte der Strafe 16 1.6 Vertiefung II: Psychische Erkrankungen 18 1.7 Denk nochmal! 20 1.8 Denk weiter! 22 2 Gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen in der Neuzeit 2.1 Höfischer Absolutismus 26 2.2 Der Frühkapitalismus 28 2.3 Folgen des Frühkapitalismus 30 2.4 Das Barock 32 2.5 Europa in der frühen Neuzeit 34 2.6 Kriege im 16. und 17. Jahrhundert 36 2.7 Bildung und Wissen in der Neuzeit 38 2.8 Jüdische Geschichte in der Neuzeit 40 2.9 Denk nochmal! 42 2.10 Denk weiter! 44 3 Revolutionen, Widerstand, Reformen 3.1 Die Aufklärung 48 3.2 Von der Aufklärung zur Revolution 50 3.3 Die Amerikanische Revolution 52 3.4 Die Französische Revolution: Vorgeschichte 54 3.5 Die Französische Revolution: Radikalisierung 56 3.6 Die Napoleonischen Kriege 58 3.7 Das Revolutionsjahr 1848 60 3.8 Die Russische Revolution 62 3.9 Die Auswirkungen der Aufklärung 64 3.10 Denk nochmal! 66 3.11 Denk weiter! 68 4 Das Zeitalter der Industrialisierung 4.1 Stand – Klasse – Geschlecht 72 4.2 Sozialer und ökonomischer Wandel 74 4.3 Die Arbeiter- und Frauenbewegung 76 4.4 Politische Strömungen und ihr Einfluss 78 4.5 Vertiefung: Geschlechterverhältnisse 80 4.6 Nationalismus und politischer Antisemitismus 82 4.7 Vergleich der Gesellschaften damals und heute 84 4.8 Denk nochmal! 86 4.9 Denk weiter! 88 5 Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus 5.1 Kolonialismus und Imperialismus 92 5.2 Rassistische Konzeptionen 94 5.3 Die Kolonisierung aus europäischer Perspektive 96 5.4 Die Perspektive der Unterdrückten 98 2 Inhaltsverzeichnis MUSTER

5.5 Vertiefung I: Folgen des Kolonialismus 100 5.6 Vertiefung II: Vielvölkerstaaten 102 5.7 Denk nochmal! 104 5.8 Denk weiter! 106 6 Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart 6.1 Frühe Migration 110 6.2 Gründe für Migration 112 6.3 Migration nach Nordamerika 114 6.4 Binnenmigration in der Habsburgermonarchie 116 6.5 Fluchtbewegungen der Gegenwart 118 6.6 Integration 120 6.7 Denk nochmal! 122 6.8 Denk weiter! 124 7 Der Erste Weltkrieg 7.1 Der Erste Weltkrieg 128 7.2 Kriegsverlauf, Quellen 130 7.3 Kriegspropaganda und Lebenswelten von Kindern ... 132 7.4 Friedensschlüsse in der Neuzeit 134 7.5 Das humanitäre Völkerrecht 136 7.6 Weltkrieg und Geschichtskultur 138 7.7 Denk nochmal! 140 7.8 Denk weiter! 142 8 Identitäten und Politik in Gegenwart und Zukunft 8.1 Wir sind, was wir aus uns machen 146 8.2 Nation und Nationalstaat 148 8.3 Zwei Nationalstaaten im Vergleich 150 8.4 Bausteine nationaler Identitäten 152 8.5 Internationalismus als Gegenprojekt 154 8.6 Die Vereinigten Staaten von Europa? 156 8.7 Denk nochmal! 158 8.8 Denk weiter! 160 9 Wahlen und Wählen in Gegenwart und Zukunft 9.1 Die Wahl – Kern der Demokratie 164 9.2 Wahlen in Österreich 166 9.3 Die österreichischen Parteien 168 9.4 SPÖ und ÖVP 170 9.5 Alternativen zu SPÖ und ÖVP 172 9.6 Wahlwerbung 174 9.7 Denk nochmal! 176 9.8 Denk weiter! 178 Workshop 1: mit Gemälden arbeiten 180 Workshop 2: mit Statistiken arbeiten 182 Workshop 3: mit Karikaturen arbeiten 184 Bildquellen 186 Textquellen 187 Stichwortverzeichnis 188 3 Denkmal chronologisch 3 MUSTER

aus S. 108 aus S. 14 aus S. 140 aus S. 68 aus S. 180 Wie das Werk aufgebaut ist Jedes Kapitel besteht aus einer Einstiegsseite, um das Kapitelthema mit der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler zu verbinden. Die Zeitleisten erwähnen historisch relevante Daten, der Farbcode erleichtert die Einordnung in eine Epoche. Auf den folgenden Doppelseiten befinden sich auf der linken Seite Informationstexte mit Übungen zur Sprachförderung und Leseverständnisübungen, auf der rechten Seite werden die historischen und politischen Kompetenzen mit dem jeweiligen Thema der Doppelseite passend verbunden. Es folgt eine Wiederholungsdoppelseite, die das Verständnis der Schülerinnen und Schüler festigt. Jedes Kapitel schließt mit einer Doppelseite ab, die spielerisch und anhand moderner Sachverhalte den Schülerinnen und Schülern einen produktiven Umgang mit dem Kapitelthema vorschlägt. Die Aufgaben sind meist in Einzelarbeit zu bearbeiten. Ein anschließender Austausch in Partner- oder Gruppenarbeit ist je nach Unterrichtssituation ebenfalls möglich. Im Kasten rechts unten wird immer der (historische) Österreich-Bezug explizit herausgestrichen und ein Denkmal in Österreich zum Thema gezeigt. Drei Workshops zu den Themen Gemälde, Statistiken und Karikaturen vertiefen den Umgang mit unterschiedlichen Quellen und Darstellungen. 4 Wie arbeite ich mit dem Buch? MUSTER

Durch das Icon wird für jede Übung die Sozialform angezeigt. Ein Punkt bedeutet Einzelarbeit, zwei Punkte Partnerarbeit, drei Punkte Gruppenarbeit. Ein zusätzliches Icon zeigt Übungen an, die explizit die Sprachkompetenz und das Leseverständnis fordern und fördern. 1. Erkläre die Begriffe Kolonie, Kolonialismus und Imperialismus in deinem Heft. Wie eine Aufgabe gestaltet ist aus S. 93 Informationstexte Die Informationstexte in Denkmal erzählen von der Vergangenheit und der Gegenwart. Sie sind aus der Sicht des Autorenteams geschrieben und folgen dem österreichischen Lehrplan. Um diese Erzählungen zu verfassen, verwenden wir wissenschaftliche Bücher und Quellen. Jede Geschichte ist vom Standpunkt derer abhängig, die sie erzählen. Wir denken, dass Geschichte dazu dient, sich besser in der Gegenwart zurechtzufinden und in der Zukunft zu orientieren. Wörter mit diesem Zeichen werden im Minilexikon erklärt. Q Textkästchen mit einem „Q“ sind schriftliche Quellen. D Textkästchen mit einem „D“ sind schriftliche Darstellungen. Ö Textkästchen mit einem „Ö“ haben einen Österreich-Bezug. (3.5) Zahlen in einer Klammer verweisen auf ein anderes Teilkapitel im Buch. Historische Kompetenzen Die historische Methodenkompetenz meint, dass Schülerinnen und Schüler selbst über die Vergangenheit berichten können. Sie beschäftigen sich aber auch mit Erzählungen von der Vergangenheit und erkennen, dass jede Darstellung aus einer bestimmten Sichtweise entstanden ist, die analysiert und interpretiert werden muss. Die historische Sachkompetenz meint das Nachdenken über die unterschiedlichen Bedeutungen von Begriffen sowie ihre Nutzung zur Strukturierung von Vergangenheit. Die historische Fragekompetenz befähigt die Schülerinnen und Schüler dazu, eigenständig Fragen an die Vergangenheit zu formulieren. Bei der historischen Orientierungskompetenz geht es darum, welcher Sinn aus der Beschäftigung mit Geschichte gezogen wird. Vgl. Taubinger/Windischbauer (Hg.): Kompetenzorientierter Unterricht in Geschichte und Politischer Bildung. Diagnoseaufgaben mit Bildern, Wien 2011, S. 6 Kompetenzen der Politischen Bildung Politische Urteilskompetenz bedeutet, Urteile zu treffen und fremde Urteile zu hinterfragen. Die politische Handlungskompetenz fördert, eigene politische Positionen einzunehmen, andere Positionen zu verstehen und an der Lösung von gesellschaftlichen Problemen mitzuarbeiten. Die politische Methodenkompetenz meint das Verstehen und Hinterfragen von fertigen Manifestationen des Politischen. Die politische Sachkompetenz ermöglicht das Verstehen der politischen Kategorien und Konzepte. Vgl. Krammer: Die durch politische Bildung zu erwerbenden Kompetenzen. Ein Kompetenz-Strukturmodell, Wien 2008, S. 3 5 Denkmal chronologisch 3 MUSTER

1 1300 Aspekte frühneu- zeitlicher Kulturen aus europäischer Perspektive MENSCHEN ORTE 1500 1550 1350 1450 1545 Konzil von Trient 1347–1353 große Pestepidemien in Asien und Europa 1450 Johannes Gutenberg verbessert den Buchdruck. Maximilian von Habsburg heiratet >> 1477 Maria von Burgund. 1529 Belagerung Wiens durch die Osmanen 1530 Augsburger Bekenntnis 1517 Martin Luther veröffentlicht seine Thesen in Wittenberg. 1400 NOTIZEN 1453 Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen MUSTER

Basiswissen ■ Im Humanismus stehen der Mensch und das Leben im Zentrum. ■ Die Künstler der Renaissance orientieren sich an der Antike. ■ Die Reformation verändert die katholische Kirche. ■ Immer mehr Menschen haben in der Neuzeit Zugang zu Bildung. ■ Die Gesellschaft wird toleranter gegenüber Minderheiten oder Menschen mit Behinderung. Erste Schritte Ungefähr um 1500 beginnt die sogenannte Neuzeit. In dieser Epoche entwickelten sich Technik, Wissenschaft und Kunst rasant weiter. Berühmte Maler und Architekten dieser Zeit waren Leonardo da Vinci, Raffael Santi, Michelangelo Buonarroti und Donato di Betto Bardi (genannt Donatello). Leonardo da Vinci schuf 1503/1504 das berühmte Gemälde der „Mona Lisa“. Darüber hinaus gilt er als großer Universalgelehrter, da er zu vielen Themen geforscht hatte und sogar als Erfinder tätig war. Bis heute befassen sich die Menschen mit da Vinci. So wandelte die Künstlergruppe „Die Dixons“ 2019 auf seinen Spuren, indem sie die „Mona Lisa“ in Berlin an eine Hauswand malte. Mit 16×11 Metern war ihr Gemälde deutlich größer als das Original, das heute im Pariser „Louvre“ hängt. Recherchiere im Internet zu den Künstlern und nenne von jedem ein weltberühmtes Werk. Vergleicht das Foto der Darstellung auf der Hauswand mit dem Foto des Originals. Arbeitet Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Achtet dabei besonders auf die Farben und Gesichtszüge. Beurteilt die Idee, die Kunst von damals und heute zu verknüpfen. Ist das gelungen? Was war wohl der Hintergedanke? 1700 MOMENTE 1789 Französische Revolution 1793 Ludwig XVI. wird hingerichtet. 1750 1600 1650 1800 1850 1789 Sturm auf die Bastille in Paris 1682 Schloss Versailles wird Residenz der französischen Könige. 1715 Tod von Ludwig XIV. MUSTER

8 1.1 Krisen am Ende des Mittelalters Um das Jahr 1300 begann in Europa eine Zeit der Veränderungen. Missernten, Hungersnöte, Naturkatastrophen und Kriege kosteten vielen Menschen das Leben. Hinzu kam zwischen 1346 und 1453 die Große Pest, an der fast ein Drittel der Bevölkerung starb. Durch neue Waffen und eine veränderte Kriegsführung verloren die Ritter ihre militärische Vormachtstellung. Außerdem zogen immer mehr Menschen vom Land in die wachsenden Städte. Damit verloren die Ritter auch ihre wirtschaftliche Grundlage, da sie von diesen Menschen Abgaben und Steuern erhalten hatten. Auch das Christentum war in der Krise. Durch den langen Streit zwischen Kaiser und Papst hatten beide an Einfluss verloren. Sie hatten nicht mehr die Autorität wie vor dem Investiturstreit . Viele Menschen wandten sich von der offiziellen Kirche ab und organisierten sich in Gemeinschaften wie den Katharern oder Waldensern. Von der offiziellen Kirche wurden sie als „Ketzer“ verfolgt. Zusätzlich kam es in Westeuropa zu zahlreichen schweren Attacken auf die jüdischen Gemeinden. Jüdinnen und Juden waren aufgrund ihrer Religion immer wieder gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt. Diese Übergriffe nennt man Pogrome. Sie führten zur Auswanderung vieler Jüdinnen und Juden nach Osteuropa. Im Spätmittelalter (1250 bis 1500) starb fast die Hälfte der Bevölkerung Europas an Hunger, Seuchen oder in Kriegen. Deshalb wird diese Zeit heute oft als Krisenzeit dargestellt. Dennoch war das Mittelalter eine richtungsweisende Epoche. Die Anfänge all der Erneuerungen, die nun folgten, liegen hier. Wenn Historikerinnen und Historiker heute vom „finsteren Mittelalter“ sprechen, meinen sie nur, dass wenige schriftliche Quellen überliefert sind, für uns also vieles im Dunkeln bleibt. Technische Innovationen Die Neuzeit (1500 bis 1918) trägt diesen Namen, weil sich das Leben der Menschen durch viele technische und wissenschaftliche Neuerungen stark veränderte. Die wichtigste Neuerung war die Verbesserung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450. Damit konnten Bücher schneller und günstiger produziert werden. Zuvor waren die Herstellung von Büchern und die Vermittlung von Wissen noch ein Monopol der Kirche gewesen. Nun konnten Bücher auch in städtischen Druckereien gedruckt werden. Damit wurde Wissen weiteren Teilen der Bevölkerung zugänglich. Nun konnten auch Dinge geschrieben und verbreitet werden, die den Lehren der Kirche widersprachen. Renaissance und Humanismus Laien konnten nun Texte lesen, auf die viele Jahrhunderte nur die Kirche zugreifen konnte. Durch den Kontakt mit islamischen Gelehrten wurden verschollen geglaubte Schriften der Antike wiederentdeckt. Auch Gelehrte, die nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen (1453) geflohen waren, brachten viele antike Texte mit in den Westen. Die Beschäftigung mit antiken Philosophen führte zu einem stärkeren Fokus auf das Diesseits. Die gebildete Oberschicht der neuen Zeit interessierte sich für das Leben selbst und nicht mehr für die Erlösung im Jenseits. Diese Gelehrten nannten sich deshalb Humanisten (human = menschlich). Die Wiederentdeckung des antiken Denkens in Philosophie, Literatur und Kunst nennt man heute Renaissance: Wiedergeburt. Abb. 1: Der Buchdruck war der entscheidende Schritt in die Neuzeit. Dieser Kupferstich aus dem Jahr 1770 von Joseph Wagner zeigt eine Buchdrucker-Werkstatt. Minilexikon Autorität, die Innovation, die Investiturstreit, der Ketzer, der Laie, der Monopol, das = Persönlichkeit oder Institution mit Macht und Einfluss = neuart., fortschrittl. Veränderung = Streit zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. im 11./12. Jh. um die Macht im Reich = hier: abwertend für Menschen, die den röm.-kathol. Papst ablehnten = hier: Mensch ohne kirchliches Amt = hier: alleiniger Anspruch, Vorrecht Vom Mittelalter zur Renaissance MUSTER

Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 9 Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen … 1. Besprecht in Kleingruppen, was eurer Meinung nach in Abb. 1 (S. 8) zu sehen ist. Beschreibt anschließend die Abbildung in eurem Heft. 2. Erklärt euch die folgenden Zusammenhänge gegenseitig. Schreibt jeweils einen Satz in euer Heft. 3. Erkläre das abgebildete Säulendiagramm in wenigen Sätzen. Der Workshop „Mit Statistiken arbeiten“ (S. 182) hilft dir dabei. 4. Arbeitet den Zusammenhang zwischen der Erfindung des Buchdrucks und dem beginnenden Autoritätsverlust der Kirche aus dem Text heraus. Diskutiert dann darüber, welche Folgen der Machtverlust der Kirche haben konnte. Anzahl der Exemplare Jahrhundert a. Buchdruck – Vermittlung von Wissen b. Judenverfolgung – Auswanderung nach Osteuropa c. Glaubenskrise – Investiturstreit d. Waffentechnik – Rittertum e. Renaissance – Antike Europäische Produktion von gedruckten Büchern ca. 1450–1800 17. 18. 1 000 000 000 800 000 000 600 000 000 400 000 000 200 000 000 0 15. 16. Abb. 2: Anzahl der gedruckten Bücher in Europa. Quelle: Buringh, Eltjo; Luiten von Zanden, Jan: „Charting the ‚Rise of the West‘: Manuscripts and Printed Books in Europe, A Long-Term Perspective from the Sixth through Eighteenth Centuries“, in: The Journal of Economic History, Bd. 69, Nr. 2 (2009), S. 409–445 (417, Tafel 2). QR-Code zu GIDA-Film „Neuzeit“ (Passwort: Dnkm-3!) MUSTER

10 Kritik an der Kirche Ab dem 11. Jh. wurde die Kirche mit ihrem Oberhaupt, dem Papst in Rom, immer mehr kritisiert. Während die Bevölkerung hungerte, lebten die Päpste in Luxus. Viele Päpste hatten Geliebte und sogar Kinder, obwohl das nach der katholischen Lehre verboten war. Die Gläubigen forderten eine grundlegende Erneuerung der Kirche. Aus diesem Wunsch entstanden Bettelorden, wie beispielsweise die Dominikaner und die Franziskaner. Sie lebten ein Leben in Armut und Demut gegenüber Gott. Diese Orden waren sehr beliebt. Martin Luther und die Protestanten Neben der Einhebung des Zehnten betrieb die Kirche ab dem Spätmittelalter auch einen Handel mit Ablassbriefen. Die Gläubigen konnten diese Briefe kaufen, dafür wurden ihnen ihre Sünden vergeben. Gegen diesen Ablasshandel wandte sich der deutsche Mönch Martin Luther. Er war der Meinung, dass Menschen nur im direkten Gespräch mit Gott, also im Gebet, die Vergebung ihrer Sünden erreichen konnten. 1517 griff er den Papst in 95 Thesen an. Dafür wurde er zum Ketzer erklärt. Über Luther wurde die Reichsacht verhängt. Damit konnte ihn jeder töten, ohne dafür bestraft zu werden. Luther hatte aber mächtige Helfer, die ihn beschützten. Zu ihnen gehörte der Kurfürst Friedrich von Sachsen. Wie einige andere Fürsten und Städte nutzte dieser die Reformation, um die eigene Macht auf Kosten von Kaiser und Papst auszubauen. Dies trug ebenfalls zur raschen Verbreitung der Reformation bei. Luther übersetzte die Bibel ins Deutsche. Dadurch verbreitete sich das Wort Gottes leichter. Die Kirche konnte jetzt nicht mehr so einfach bestimmen, was die Leute glauben sollten. 1530 wurden im „Augsburger Bekenntnis“ die religiösen Vorstellungen Luthers zusammengefasst. Weil damit gegen Kirche und Kaiser protestiert wurde, nannte man die Anhänger Luthers auch Protestanten. Von nun an gab es im Deutschen Reich zwei christliche Religionen: den Katholizismus und den Protestantismus. 1.2 Abb. 1: Anton von Werner malte Martin Luther 1877 als selbstbewussten Kritiker des katholischen Kaisers, der den Papst verteidigte (Ausschnitt des Gemäldes). Reformation in großen Teilen Europas Luthers Ideen wurden als Reformation des Glaubens gefeiert. Viele Fürsten erklärten sich zu Schutzherren der Reformation. Es kam zu Kriegen zwischen Menschen der protestantischen und katholischen Glaubensrichtung. 1555 wurde vereinbart, dass die deutschen Fürsten über die Religion ihrer Untertaninnen und Untertanen entscheiden konnten. Dieser Augsburger Religionsfriede war aber nur ein Waffenstillstand. Der Krieg zwischen den beiden Glaubensrichtungen sollte noch weitere hundert Jahre andauern. In einem Brief beklagt sich Martin Luther 1517 über den kirchlichen Ablasshandel. „Denn die unglücklichen Seelen glauben, wenn sie nur Ablassbriefe lösen, seien sie ihrer Seligkeit sicher. […] Darüber habe ich nicht länger schweigen können. Denn der Mensch wird durch keines Bischofs Geschenk seiner Seligkeit gewiss. [...] Warum machen Sie also Fabeln vom Ablass, wo doch der Ablass den Seelen nichts nützt?“ Esser/Venhoff: Meilensteine der Weltgeschichte, S. 242. Minilexikon Reformation, die These, die Zehnte, der = religiöse Erneuerung = Aussage = 10 Prozent der Ernte usw. mussten an die Kirche bezahlt werden. Die Reformation MUSTER

Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 11 1. Menschen, die Luther unterstützten oder ablehnten, brachten ihre Haltungen mit Flugblättern zum Ausdruck: a. Beschreibt die beiden Karikaturen. Nennt Unterschiede und Gemeinsamkeiten. b. Erklärt, wie die Gegner kritisiert werden. 2. Lest Luthers Brief an den Erzbischof von Mainz auf S. 10. Bearbeitet dann folgende Aufgabenstellungen: a. Fasst Luthers Kritik in euren eigenen Worten zusammen. b. Unterstreicht jenen Satz, der Luthers Hauptkritik am Ablasshandel ist. c. Erläutert den historischen Zusammenhang von Luthers Brief. Nutzt dazu den Darstellungstext auf S. 10. d. Beurteilt die Art und Weise, wie Luther seine Kritik vorbringt. Ist sie sinnvoll aufgebaut? 3. Luthers selbstbewusster Auftritt vor dem Kaiser wurde ein beliebtes Motiv in der Kunst. a. Betrachtet das Gemälde von Anton von Werner auf S. 10 (Abb. 1) und beschreibt es. b. Analysiert, wie Anton von Werner das Gemälde gestaltet hat. c. Erörtert die Absicht, die Werner mehr als 300 Jahre nach Luthers Tod damit verfolgt haben könnte. Abb. 3: Lucas Cranach d. Ä. veröffentlichte ein Flugblatt mit dem Titel „Der Bapstesel zu Rom“ gegen den Papst (1523). Abb. 2: Petrus Sylvius zeigte in seinem Titelholzschnitt eine Nähe von Luther zum Teufel („Luzifer“), um 1520. Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen … QR-Code zu GIDA-Film „Reformation“ (Passwort: Dnkm-3!) MUSTER

12 1.3 Die katholische Reform Der Papst in Rom wollte Luthers Anhänger mit aller Macht bekämpfen. Aber sein wichtigster Verbündeter, der katholische Kaiser Karl V., konnte ihm nicht helfen. Er brauchte Hilfe gegen die Osmanen (heute: Türkei), die 1529 Wien angegriffen hatten. Dieser militärische Beistand half den protestantischen Fürsten, mehr religiöse Freiheiten zu bekommen. Als Kaiser Karl V. nach dem Sieg über die Osmanen die protestantischen Fürsten 1544 militärisch angreifen wollte, waren sie schon zu mächtig geworden. Die Reform der katholischen Kirche ging schließlich nicht vom Papst aus, sondern von dem neu gegründeten Jesuitenorden. Sein Gründer Ignatius von Loyola setzte auf Bildung. In den Schulen der Jesuiten wurden auch Laien ausgebildet und gleichzeitig religiös geschult. Die Bildungsarbeit der Jesuiten führte bald zu Erfolgen. Schließlich musste auch der Papst in Rom reagieren: 1545 wurde das Konzil von Trient einberufen, das wichtige Beschlüsse fasste: ■ die Ausbildung des Klerus wurde verbessert, ■ der Ablasshandel wurde verboten und ■ die Seelsorge in den Gemeinden verbessert. Der Protestantismus wurde nicht anerkannt, die Gläubigen wurden in katholischen Ländern weiterhin verfolgt und vertrieben. Umgekehrt wurden auch katholische Gläubige in protestantischen Gebieten verfolgt. Die Herrscherinnen und Herrscher konnten ihren Untertaninnen und Untertanen nach wie vor den Glauben aufzwingen. Um die Verbreitung des Protestantismus zu verhindern, wurde eine Liste mit verbotenen Büchern zusammengestellt: Wer diese Schriften las, machte sich strafbar. Zur Verfolgung dieser Straftaten gründete Papst Paul III. eine eigene Behörde in Rom: die Inquisition. Sie überwachte seither die Einhaltung der Glaubensvorschriften. Aus einem Darstellungstext über die Hexenverfolgung von Tobias Aufmkolk, der zuletzt 2018 aktualisiert wurde: „Ende des 15. Jahrhunderts verschlechtern sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung dramatisch. Lange und harte Winter sind verantwortlich für drastische Ernteeinbußen, Epidemien breiten sich aus und raffen große Teile der Bevölkerung hin. Vor allem Hexen werden für die Übel verantwortlich gemacht. Schätzungen zufolge sterben […] mehrere Tausend Menschen in ganz Europa auf dem Scheiterhaufen.“ https://www.planet-wissen.de/geschichte/neuzeit/ hexenverfolgung/index.html (08.04.2020). Ketzer- und Hexenverfolgung Bereits im Mittelalter wurden im deutschsprachigen Raum diejenigen Menschen verfolgt, die einen anderen Glauben lebten oder die Lehren Roms nicht befolgten. Die Verfolgungen konnten auch Menschen treffen, die sich gut mit (Kräuter-)Heilkunde auskannten oder als Hebammen tätig waren. Auch in der einfachen Bevölkerung wuchs im 15. Jh. die Angst vor Magie und Hexerei. Daneben begünstigten Streit, Missgunst oder Neid eine Anzeige. Zudem konnten sich die Ankläger am Vermögen der hingerichteten Opfer bereichern. Die zunehmende Verfolgung von Menschen, die als Hexen oder Zauberer bezeichnet wurden, führte zu zahlreichen Todesurteilen. Bis ins 18. Jh. wurden Menschen als Hexen und Hexer gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Minilexikon Hebamme, die Klerus, der Seelsorge, die Behörde, die = Frau, die bei der Geburt hilft = die Geistlichen = Hilfestellung in wichtigen Lebensfragen durch Geistliche = Einrichtung des Staates; sie erledigt öffentliche Aufgaben. Abb. 1: Verbrennung der Hexen und Ketzer durch Aufheben und Niedersenken in das Feuer in Paris, Holzschnitt von Félix Philippoteaux, Ende 19. Jh. D Die Gegenreformation MUSTER

Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 13 Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen … 1. Seht euch das Gemälde „Cucina opiniorum“ („Die Küche der Meinungen“) an. a. Beschreibt das Gemälde. Geht dabei auf die Gesten der Personen ein. b. Erklärt, wodurch die Personen zu erkennen sind. c. Erläutert die Absicht des unbekannten Malers. 2. Kläre die gesellschaftliche Funktion von Magie und Hexerei anhand der Bildquelle auf S. 12 (Abb. 1) und des Darstellungstextes. Kreuze die zutreffenden Sätze an. Formuliere dann eine weitere Vermutung. ☐ Mit der Hexenverbrennung wurden vermeintliche Hexen öffentlich zur Schau gestellt und verurteilt. ☐ Hexenverbrennungen sollten den Menschen die Angst vor Hexen nehmen. ☐ Die Verbrennungen zeigten der Bevölkerung, dass Hexen keine magischen Kräfte besaßen. ☐ Mit den Verbrennungen wurden Sündenböcke für die schlechteren Lebensbedingungen gefunden und bestraft. ☐ Durch Hexenverbrennungen stieg die Toleranz gegenüber anderen Religionen. ☐ Mit den Verbrennungen wurde eine abschreckende Wirkung erzielt. 3. Bearbeite folgende Aufgaben zum Darstellungstext: a. Arbeite die Ursachen der Hexenverfolgung heraus. b. Arbeite die Merkmale eines Darstellungstextes heraus. c. Erkläre den Unterschied zu einer Textquelle. 4. Schaut euch die ZDF-Kurzdokumentation „Hexenverfolgung“ gemeinsam an: a. Benennt die Gründe für die Verfolgung von Hexerei und Magie. b. Erklärt, warum es sich bei dem Film um eine Darstellung (und nicht um eine Quelle) zur Hexenverfolgung handelt. c. Bewertet die Darstellung der Hexenverfolgung in der Doku hinsichtlich der Verwendung von Quellen. Abb. 2: Johannes Calvin, ein französischer Reformator, der Papst und Luther sitzen am Tisch. Ein Täufer taucht abseits Brot in eine Schale. Der Friede (im Bild Frau Pax genannt) fordert sie zu einem friedlichen Zusammenleben auf. Gemälde aus Holland, anonymer Maler, um 1600. Mehr dazu: Auf der Internetplattform segu-geschichte.de findest du ein spannendes Modul zur Hexenverfolgung: https://segu-geschichte.de/hexenverfolgung/ (18.11.2019) MUSTER

14 1.4 Das Individuum – eine Erfindung der Neuzeit Der Begriff „Individuum“ (Mehrzahl: Individuen) bedeutet „unteilbar“ bzw. „Einzelding“. Er wird vor allem für Menschen verwendet. Personen haben individuelle Eigenschaften, Ideen und Fähigkeiten. Damit kann man sie von anderen unterscheiden. Eine Gemeinschaft besteht aus vielen Individuen. Der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau stellte das Individuum in das Zentrum seiner Beobachtungen. Er erkannte, dass Individuen andere Wünsche haben als die Gemeinschaft. Das hatte große Auswirkungen auf die politische Theorie in der Neuzeit. Die neue Vorstellung vom Individuum hatte zur Folge, dass der Rechtsstaat anders mit der und dem Einzelnen umgehen musste. Auch der Umgang mit Schwächeren veränderte sich. Kranke Menschen und Menschen mit Behinderung sollten nicht mehr am Rande der Gesellschaft stehen. Kindheit im Wandel der Zeit In der Antike und im Mittelalter finden sich kaum Darstellungen von Kindern. Kinder wurden für die damalige Gesellschaft erst interessant, sobald sie arbeiten konnten und nützlich wurden. Bereits ab vier Jahren mussten sie mithelfen, Geld zu verdienen. Kinder wurden lange Zeit wie kleine Erwachsene behandelt. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit galten Kinder als unreife und unfertige Wesen. Ihre eigenen Wünsche wurden oft nicht beachtet. Die Geburtenrate, aber auch die Kindersterblichkeit waren sehr hoch. Das heißt, dass zwar viele Kinder zur Welt kamen, aber viele nicht die Pubertät erreichten. Es gehörte zum Alltag, dass viele Kinder schon früh starben. Kinder als Individuen Lange Zeit war Gewalt in der Kindererziehung etwas ganz Normales. Nicht nur die Eltern, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer durften Kinder körperlich züchtigen . Mit der Aufklärung (s. 3.1) änderte sich im 18. Jh. nach und nach die Sichtweise auf Kinder. Die Kindheit wurde als eigene Lebensperiode entdeckt. Kinder durften ihre Wünsche wie Spielen ausüben. Langsam wurde erkannt, dass das Kind besondere Bedürfnisse hat und Schutz braucht. Bis ins 20. Jh. war es üblich, dass die Eltern entschieden, was das Beste für das Kind war. Die Kinder durften nicht mitbestimmen. Sie sollten keinen eigenen Willen entwickeln. Die Erziehung verändert sich Im 19. Jh. wurde das Kind allmählich als eigenständiges Wesen wahrgenommen. Mit dem neuen Bild von Kindern und Kindheit änderte sich auch die Erziehung. Zufriedene Erwachsene könne es nur geben, wenn ihre Kindheit zufriedenstellend war. Die Reformpädagogik entwickelte sich am Ende des 19. Jh. und forderte eine Erziehung, die die Freiheit und Selbstständigkeit der Kinder fördern sollte. Nur wer in der Kindheit und Jugend gelernt habe, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden, könne als erwachsene Person ein ausgeglichenes Leben führen. Trotz dieser neuen pädagogischen Sichtweisen mussten sich die meisten Kinder bis ins 20. Jh. ihren Eltern widerspruchslos unterordnen. Abb. 1: Das Bild zeigt Herrn Lehrer Lämpel, der Max und Moritz unterrichtet; Illustration im Buch „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch, 1865. Minilexikon Petitionsrecht, das Vormärz, der züchtigen = verfassungsmäßiges Recht, sich mit einem Ansuchen (einer Petition) an eine Volksvertretung zu wenden = Epoche der deutschen Geschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts = durch Schläge hart bestrafen Das Individuum MUSTER

Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 15 Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen … 1. Lies den Ausschnitt des Zeitungsartikels. a. Kreuze an, welche Aussagen stimmen. Korrigiere sie, wenn sie falsch sind. b. Unterstreiche im Text Beispiele, die für härtere Strafen an Schulen sprechen. c. Erläutere anhand von konkreten Beispielen, ob ihr eher in eine strenge Schule oder in eine weniger strenge Schule geht. „Im deutschen Vormärz stand die Prügelstrafe auf der Tagesordnung. Heute ist sie kaum noch denkbar. Gänzlich auf Disziplin und Ordnung zu verzichten, sei jedoch der falsche Weg, davon ist Karl Pentzliehn, der Leiter der Gustav-HeinemannGesamtschule in Berlin, überzeugt. Kein Prügeln, kein Pöbeln, kein Schwänzen: Wer an der Heinemann-Gesamtschule in Berlin-Tempelhof nicht pariert, der fliegt. Wer auf dem Schulhof raucht, putzt am Nachmittag den Vorplatz. Der Schulleiter hat mit Härte gute Erfahrungen gemacht. […] ‚An einer Reihe von Schulen gibt es den Trend, lieber die Augen zuzumachen, als Grenzen aufzuzeigen‘, sagt Meidinger, selbst Schulleiter eines bayerischen Gymnasiums. ‚Das ist einfacher, vermeidet Ärger mit den Eltern.‘ […].“ https://www.welt.de/politik/article1612830/Das-Ende-der-Kuschelpaedagogik.html (08.04.2020). Das Ende der Kuschelpädagogik? Im Text steht, dass ... falsch wahr Disziplin und Ordnung in der Schule wichtig seien. Strafen keinen Ärger mit den Eltern bringen. Strafen zu verhängen, nicht gut sei. 2. In Abbildung 1 (S. 14) seht ihr Herrn Lehrer Lämpel aus einem Bilderbuch von 1865: a. Beschreibt ihn. Wie wirkt dieser Lehrer auf euch? Begründet eure Einschätzung. b. Erläutert den Unterschied zu heutigen Lehrerinnen und Lehrern. 3. Beschreibt Abb. 2. Nummeriert die einzelnen Bildteile richtig. 1 Ein Bub hat den Mund zugebunden, damit er nichts mehr sagen kann. Auf dem Tuch steht „Redefreiheit“. 2 Ein Bub ist an die Wand gefesselt. Er hat ein Schild umgehängt mit der Aufschrift „Petitionsrecht“ . 3 Ein Bub wird gerade vom Lehrer verprügelt. 4 Ein Bub schläft am Tisch. 5 Ein Bub sitzt gefesselt auf einem Hocker. Vor ihm liegt ein Buch. 4. Erkläre, welches Bild von einer Schule in der Karikatur konstruiert wird. Formuliere dazu einen Satz in deinem Heft. Abb. 2: „Die unartigen Kinder“, Karikatur von 1849. Tatsächlich kritisierte die Karikatur den Umgang mit Erwachsenen. Diese hatten zu der Zeit bestimmte Rechte wie die Redefreiheit nicht. Weil sie das ändern wollten und dafür kämpften, wurden sie von der Obrigkeit wie unartige Kinder behandelt. D MUSTER

Brutale Strafen Menschen, die straffällig werden, gab es schon immer. Allerdings veränderte sich im Laufe der Zeit der Umgang mit ihnen. Von der Antike bis in die Neuzeit wurden straffällig gewordene Menschen meist zu schweren körperlichen Strafen verurteilt. Dazu zählten Schläge, Verstümmelungen und Hinrichtungen. Geständnisse durften durch Folter erzwungen werden. Schon ein einfacher Diebstahl konnte harte körperliche Strafen nach sich ziehen. Strafe durch Freiheitsentzug Bereits im Spätmittelalter gab es Gefängnisse. Das belegen Kerker in Italien, Paris oder Köln. Das Gefängnis diente z. B. der Untersuchungshaft. Hier mussten die Angeklagten einsitzen, bis sie rechtskräftig verurteilt waren und ihr Urteil vollstreckt wurde. Menschen wurden aber auch zu einem Freiheitsentzug verurteilt und ins Gefängnis gesperrt, wenn sie z. B. jemandem Geld schuldeten und nicht bezahlen konnten oder weil sie ungehorsam waren. Im späten 16. Jh. entstanden in vielen Ländern wegen der gestiegenenen Kleinkriminalität Arbeits- und Zuchthäuser. Hier mussten die Häftlinge arbeiten, um sich an ein „anständiges“ Leben in Freiheit zu gewöhnen. Vor allem Menschen aus gesellschaftlichen Randgruppen wurden in Zuchthäuser gebracht und zur Arbeit gezwungen. Zu ihnen gehörten Bettler, Prostituierte oder Menschen ohne festen Wohnsitz. Man wollte diese Menschen, die oft keine Möglichkeit hatten, sich ihren Lebensunterhalt „anständig“ zu verdienen, von der Gesellschaft trennen, bestrafen und umerziehen. Einzelzellen, Redeverbote und Prügelstrafen waren in den Gefängnissen bis ins 20. Jh. weit verbreitet. Was die Strafe bewirken soll Lange Zeit wurden harte Urteile wie Prügelstrafen oder Hinrichtungen öffentlich vollstreckt. Die Verurteilten sollten dadurch erniedrigt und andere Menschen abgeschreckt werden. Im 19. Jh. stand zunehmend die Erziehung im Mittelpunkt der Strafe. Ziel war es, Verbrecherinnen und Verbrecher zu besseren Menschen zu erziehen. Bis Mitte des 20. Jh. konnten Menschen in den meisten Staaten für schwere Straftaten allerdings noch zum Tode verurteilt werden. Trotz vieler Proteste von Menschenrechtsorganisationen wird die Todesstrafe auch heute noch in vielen Staaten wie den USA oder China vollstreckt. Soziale Unterschiede Menschen von niedrigem Stand wurden eher zu schweren Strafen verurteilt als Menschen von höherem Stand. Bis 1800 gab es neben dem Gefängnis und dem Zuchthaus auch eine Festungshaft. Diese war Verbrecherinnen und Verbrechern aus angesehenen Kreisen vorbehalten. Sie lebten nicht in einer Zelle, sondern in streng bewachten Räumen, die auch komfortabel sein konnten. Strafvollzug heute Die Vorbereitung auf ein Leben nach der Haft steht heute im Mittelpunkt des Strafvollzugs. Gefängnisinsassinnen und -insassen haben im Gefängnis die Möglichkeit, einer Arbeit nachzugehen, einen Beruf zu erlernen oder sogar zu studieren. Dadurch sollen sie nach der Haftentlassung leichter resozialisiert werden. Wenn sich ehemalige Häftlinge in die Gesellschaft integrieren, werden sie nicht mehr so leicht straffällig. Bildung und Arbeit können dazu beitragen, den eigenen Platz in der Gemeinschaft wiederzufinden. Das gelingt allerdings nicht immer. Etwa die Hälfte der ehemaligen Häftlinge wird nach der Entlassung wieder straffällig. Minilexikon Kleinkriminalität, die resozialisieren = kleine strafbare Handlungen wie Taschendiebstahl = wiedereingliedern in die Gesellschaft Abb. 1: Die Sonderanstalt für Jugendliche in Gerasdorf, Foto 2018. 1.5 Vertiefung I: Geschichte der Strafe 16 MUSTER

Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 1. Lies den folgenden Text über die Aufgaben des modernen Strafvollzugs: a. Informiere dich über die fett gedruckten Begriffe. In der Justizvollzugsanstalt Graz Jakomini sind die Aufgaben des Strafvollzugs folgendermaßen festgelegt: „Der Vollzug von Freiheitsstrafen hat zum Ziel, die Gemeinschaft zu schützen und dem Straftäter zu einer rechtschaffenen Lebenseinstellung zu verhelfen. Eine Reintegration des Straftäters ist dabei immer das oberste Ziel des Strafvollzugs. Im Sinne der Resozialisierung muss der Strafvollzug einen möglichst reibungslosen Übergang vom Leben in Haft zu jenem in Freiheit ermöglichen. Daher bereiten von Beginn bis Ende der Strafzeit geeignete Maßnahmen den Straftäter auf ein sozial angepasstes Leben vor. Dazu gehören neben einer umfassenden Betreuung und Behandlung der Insassen sowohl eine zielgerichtete Aus- und Weiterbildung als auch eine sinnvolle Arbeit und Freizeitgestaltung.“ https://www.justiz.gv.at/web2013/ja_graz-jakomini/justizanstalt_graz-jakomini/aufgaben~2c94848542ec498101446d46195f4a80. de.html (08.04.2020). b. Was bedeuten diese Begriffe? Verbinde die Begriffe links mit der passenden Erklärung daneben . Begriff Erklärung der Vollzug jemand, der in einem Gefängnis lebt rechtschaffen Wiedereingliederung von ehemaligen Gefangenen in die Gesellschaft die Resozialisierung die Durchsetzung einer Haftstrafe der Insasse die Gesetze oder das Recht achtend 2. Diskutiert, wie Hafträume und Gefängnisse eurer Meinung nach aussehen müssten. Bedenkt, dass sie Gesetzesbrecherinnen und Gesetzesbrecher bestrafen sollen, ihnen aber andererseits ermöglichen müssen, wieder ins „normale“ Leben in Freiheit zurückzufinden a. Vergleicht eure Vorstellungen von einem Gefängnis mit Abb. 1 auf S. 16. Welche Freizeitmöglichkeiten für Häftlinge könnt ihr erkennen? Warum sind diese sinnvoll? b. Diskutiert in der Klasse die Wichtigkeit von Maßnahmen zur Resozialisierung. Im Text werden z. B. die Bildung und die Arbeit genannt. 3. Erklärt folgendes Zitat des bekannten russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski (1821–1881): „Eine Gesellschaft muss sich daran messen lassen, wie sie mit ihren Gefangenen umgeht.“ D Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen … 17 MUSTER

Wer ist krank? Wer ist gesund? In jeder Gemeinschaft gibt es gesunde und kranke Menschen. Im Laufe der Geschichte hat sich allerdings immer wieder verändert, was „gesund“ und „krank“ bedeutet. Heute teilen wir Krankheiten in psychische („Psyche“) und physische („Physis“) Krankheiten ein. Psychische Krankheiten betreffen das Seelenleben, also wie sich jemand fühlt. Es ist oft schwierig, eine Diagnose zu stellen, weil die Symptome sehr unterschiedlich sein können. Physische Krankheiten betreffen den Körper. Wenn du also Grippe hast, bist du physisch krank. Der Umgang mit psychisch Kranken In der Antike gab es in Griechenland bereits psychiatrische Krankenanstalten. So nennt man Einrichtungen, in denen psychisch kranke Menschen behandelt werden. Verschiedene Personen wie der römische Anwalt und Politiker Cicero (1. Jh. v. Chr.) beschrieben psychische Krankheiten. Wir wissen also, dass bereits vor 2000 Jahren Menschen nicht nur körperlich, sondern auch geistig erkrankt waren. Damals nannte man diese Menschen aber „schwachsinnig“, „irrsinnig“ oder „wahnsinnig“. Diese Bezeichnungen sind heute Schimpfwörter. Ab dem 13. Jh. entstanden im islamischen Kulturkreis erste Spezialanstalten für psychisch Kranke in Damaskus, Kairo und Granada. Dort wurden sie nach damaligem Wissen behandelt. Es gab aber auch Verwahrungshäuser. Dort wurden die kranken Menschen von der Gemeinschaft weggesperrt. Im Spätmittelalter änderte sich die Situation. Die Menschen waren sehr gläubig. Sie glaubten, dass „Schwachsinnigkeit“ ein Werk des Teufels war. Viele Kranke wurden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, verfolgt, gefoltert oder sogar ermordet. Entwicklung der modernen Psychologie Im 18. Jh. ließen die Verfolgungen zwar nach, vielen psychisch Kranken ging es aber nicht unbedingt besser. Sie wurden in Zuchthäuser eingesperrt und mussten ohne medizinische Betreuung auskommen. Seit 1800 entwickelte sich die moderne Medizin weiter. Die Ärzte interessierten sich für psychische Krankheiten und beschrieben ihre Symptome . Die erste psychiatrische Klinik der Welt wurde 1784 in Wien gegründet (s. Abb. 1). In Wien arbeitete auch der weltberühmte Psychologe Sigmund Freud. Er wies nach, dass wir sehr stark von unserem Unbewussten beeinflusst werden. Auch Alfred Adler und Viktor E. Frankl beschäftigten sich mit der Psyche. Freud, Adler und Frankl zählen zu den Begründern der modernen Psychologie. Da alle drei jüdischer Abstammung waren, wurden sie im Nationalsozialismus (ab 1938) verfolgt. Freud und Adler konnten aus Österreich fliehen. Frankl überlebte die Konzentrationslager und wirkte nach 1945 wieder in Wien. – Im Nationalsozialismus wurden psychisch kranke Menschen ausgegrenzt und gequält. Über 200 000 psychisch kranke oder verhaltensauffällige Menschen wurden ermordet. Minilexikon Diagnose, die Symptom, das Nationalsozialismus, der = Feststellen einer Krankheit = typisches Merkmal einer Krankheit = politische Bewegung unter dem „Führer“ Adolf Hitler. In Österreich und Deutschland errichteten die Nazis eine Diktatur und waren für die Tötung von Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg verantwortlich. Abb. 1: Das Wiener Allgemeine Krankenhaus mit dem „Narrenturm“, Kupferstich von Josef und Peter Schaffer, 1787 (Ausschnitt). 1.6 Vertiefung II: Psychische Erkrankungen 18 MUSTER

Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 1. Verbinde die folgenden Aussagen mit der richtigen Epoche. Lies dafür noch einmal den Darstellungstext. 2. Schaut euch das Bild des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (Abb. 1 auf S. 18) an. a. Benennt den „Narrenturm“ mit einer Bezeichnung, die unserem heutigen Verständnis für psychische Erkrankungen entspricht. b. Begründet, warum der Begriff „Narrenturm“ nicht mehr zeitgemäß ist. 3. Erklärt, ob es sich bei dem Titel der Zeichnung (Abb. 2) um eine Bewertung handelt oder ob der Titel neutral gewählt ist. Begründet eure Entscheidung. 4. Untersucht die Zeichnung (Abb. 2) nun genauer: a. Beschreibt zunächst, was ihr seht. b. Analysiert die Gestaltung der Zeichnung. Achtet darauf, wie die Szene und die einzelnen Personen dargestellt sind. Wie stellte sich der Zeichner eine psychiatrische Heilanstalt vor? c. Interpretiert die Zeichnung. Könnt ihr in der Darstellung eine Bewertung des Zeichners erkennen? 5. Die „Schwachen“ einer Gesellschaft müssen nicht unbedingt krank sein. Es kann auch sein, dass besondere Lebensumstände zu Benachteiligungen führen. a. Erklärt, was die Adjektive „stark“ und „schwach“ in einer Gesellschaft bedeuten. Wer ist eurer Meinung nach stark, wer ist schwach? b. Diskutiert in der Klasse, wie in der Schule mit Schwächeren umgegangen werden sollte. Stellt Regeln auf, wie ihr euch als Klassengemeinschaft gegenseitig unterstützen könnt. Abb. 2: „Ein Blick ins Irrenhaus“, Zeichnung von Bonaventura Genelli, ca. 1850. Die moderne Psychiatrie hat das Ziel, psychisch Erkrankten ein ganz normales Leben zu ermöglichen. Antike Die Medizin beginnt sich für psychische Erkrankungen zu interessieren. Mittelalter Erste Spezialeinrichtungen für psychisch erkrankte Menschen entstehen. Neuzeit Viele Kranke wurden gefoltert und verfolgt. aktuell 19 Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen … MUSTER

20 1.7 Den Zeitabschnitt zwischen 1500 und 1918 nennt man Neuzeit kam es zur Spaltung der westeuropäischen Christenheit in verschiedene Glaubensrichtungen. Diese veränderten das Leben der Menschen stark und stellen die Grundlage unserer heutigen Lebensweise dar. Die Veränderungen in der Kunst werden von brutalen Kriegen begleitet. Das bedeutet „Wiedergeburt“ und beschreibt, dass viele Denkweisen und Kunsttechniken der Antike wieder aufgenommen wurden. Im Zeitalter der Reformation wegen der vielen technischen und wissenschaftlichen Neuerungen. Diese religiösen Entwicklungen wurden mit dem Begriff „Renaissance“ verbunden. 1. Verfasse einen Text über die Veränderungen in der Neuzeit. a. Verbinde dazu die Satzteile zu sinnvollen Sätzen und bringe sie in die richtige Reihenfolge. b. Schreibe den Text auf die unteren Zeilen. c. Formuliere einen Abschlusssatz, in dem du selbst etwas über die Bedeutung der Neuzeit aussagst. Denk nochmal! MUSTER

Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 21 Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen … 2. Definiere die folgenden Fachbegriffe in einem Satz. Die Wörter in den Klammern helfen dir. Reformation (Erneuerung, Ablass, Luther): Humanisten (das Leben, das Diesseits, das Jenseits): Pogrom (Menschen jüdischen Glaubens, gewaltsame Übergriffe): Individuum (Mensch, eigene Ideen und Vorstellungen): 3. Auch unsere Gegenwart ist von ständigen technischen Neuerungen geprägt. Welche Technologie findest du am wichtigsten für dein persönliches Leben? Begründe deine Entscheidung. 4. In Abb. 1 seht ihr ein Foto der Kathedrale von Canterbury in Südengland. Sie ist ein Meisterwerk der Gotik des Hochmittelalters. In Abb. 2 ist der Petersdom abgebildet, die größte Kirche der Renaissance. a. Beschreibt gemeinsam die beiden Kirchen. b. Arbeitet Unterschiede heraus und begründet, welcher der beiden Baustile euch persönlich besser gefällt. Abb. 1: Die Kathedrale von Canterbury, Foto 2018. Abb. 2: Der Petersdom in Rom, Foto 2017. MUSTER

22 Denk weiter! 1.8 Meine Darstellung zur Mona Lisa: http://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard. php?id=2773 (18.11.2019) Fasse den Text kurz zusammen. Arbeite die wichtigsten Informationen über die Mona Lisa heraus. Es ist eines der berühmtesten Portraits der Kunstgeschichte: die Mona Lisa von Leonardo da Vinci. Insbesondere das geheimnisvolle Lächeln der jungen Frau hat Menschen seit der Renaissance immer wieder beschäftigt. Heute hängt da Vincis Meisterwerk im Pariser Louvre und hat viele Nachahmer gefunden, wie du an dem Beispiel aus der Pop Art sehen kannst. Gestalte deine eigene Mona Lisa, indem du die Vorlage nach deinen Vorlieben bemalst! Meine Vorstellung von der Mona Lisa D MUSTER

Hier steht ein Kapitelverweis / Pfad 23 Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen … Meine Idee „[...] [T]u felix Austria, nube!“ (lat.: Du, glückliches Österreich, heirate!) In der Neuzeit stieg das Reich der Habsburger zur Weltmacht auf. Dies gelang den Herzögen von Österreich nicht nur durch Kriege, sondern auch mit geschickten Heiratsverträgen und Glück. Kaiser Maximilian (1459–1519) erbte von seinen beiden Ehefrauen das reiche Burgund (heute Belgien und die Niederlande) sowie Mailand (Italien). Sein Sohn Philipp starb zwar bereits 1506, erwarb aber durch seine Heirat das Königreich Spanien mit den vielen Kolonien in Amerika für die Habsburger. Philipps Sohn Karl V. (1500–1558) herrschte damit über „ein Reich, in dem die Sonne nie untergeht“. Sein Erbe wurde später geteilt. Trotzdem blieben die österreichischen Habsburger bis 1918 wichtig für die Weltpolitik. Abb. 1: Bronze-Statue von Kaiser Maximilian I. in Toblach, Südtirol, Italien, Foto 2015. Meine Forschungsfragen Formuliere drei Fragen im Zusammenhang mit dem Gemälde „Mona Lisa“. ? ? ? ... für eine Da-Vinci-Doku Informiert euch unter dem angegebenen Link über Leonardo da Vinci. Nennt die fünf wichtigsten Themen, die in einer Doku über ihn vorkommen müssten. Ö MUSTER

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