80 4.4 Die Herrschaft des Volkes In einer Demokratie dürfen so viele Menschen mitentscheiden wie in keiner anderen Herrschaftsform. Das Volk bestimmt durch Wahlen, wer im Land herrschen soll. Die attische Demokratie und Solon Das antike Athen gilt als Wiege der Demokratie. Diese wurde schrittweise eingeführt. Solon schränkte 594 v. Chr. die Vorherrschaft des Adels ein. Er verbot die Versklavung von attischen Bürgerinnen und Bürgern. Die ärmeren Bewohnerinnen und Bewohner Athens bekamen mehr Rechte. Solon ließ die Gesetze auf hölzernen Tafeln aufschreiben und öffentlich ausstellen (Abb. 1). So konnte jeder die Gesetze lesen und musste sich daran halten. Abb. 1: Die Gesetzestafeln der Stadt Gortys auf Kreta (Griechenland) sind eine der ältesten bekannten in Europa, um 500 v. Chr., Foto, 2009 Kleisthenes, der Reformer Die Reichen hatten aber immer noch mehr Einfluss als die Armen. Nur sie arbeiteten in den politischen Ämtern im Staat. Das führte zu Unzufriedenheit und endete schließlich in der Tyrannis des Peisistratos. Nach dieser rund 40-jährigen Zeit der Tyrannenherrschaft wurde die attische Demokratie durch Kleisthenes 508 v. Chr. reformiert . Er veränderte die Verfassung des Staates. Nun war jede Stimme in der Volksversammlung gleich viel wert. Das Scherbengericht Kleisthenes führte auch das Scherbengericht (griech. Ostrakismos) ein: Jeder Bürger Athens konnte überlegen, welchen Politiker er am wenigsten mochte. Er durfte dann den Namen dieses Politikers auf eine Tonscherbe schreiben. Einmal im Jahr wurden diese Tonscherben gezählt. Der Politiker, dessen Name am öftesten auf einer Tonscherbe stand, musste die Stadt für zehn Jahre verlassen. Er durfte auch kein politisches Amt ausüben. Damit sollte eine Tyrannis verhindert werden. Demokratie unter Perikles Perikles (500–429 v. Chr.) baute die Demokratie noch weiter aus. Seine Regierungszeit war ein wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung. Perikles vollendete die Reformen von Solon und Kleisthenes. Arme Personen konnten nun noch leichter in politischen Ämtern arbeiten. Im antiken Griechenland war die Demokratie nur für Männer. Frauen waren so wie ausländische Bewohnerinnen und Bewohner und Sklavinnen und Sklaven von der politischen Mitbestimmung ausgeschlossen. Mehr dazu Auf der folgenden Internetseite könnt ihr ein Rollenspiel zum Scherbengericht spielen: https://segu-geschichte.de/ rollenspiel-scherbengericht/ Minilexikon billigen charakteristisch reformieren = erlauben = typisch für = verändern Aristoteles über die Demokratie: „Grundlage der demokratischen Staatsform ist die Freiheit. Zur Freiheit gehört aber erstens, dass man abwechselnd regiert und regiert wird. Was die Mehrzahl billigt , das muss das Gültige und das Gerechte sein. […] Dies also ist die eine Eigenschaft der Demokratie [...]. Ein anderes ist, dass man leben kann, wie man will. Sie sagen, eben dies sei die Leistung der Demokratie; denn nicht zu leben, wie man wolle, sei charakteristisch für Sklaven. Dies also ist die zweite Eigenschaft der Demokratie.“ Aristoteles, Politik 6,2, 1317a Demokratie in der Antike MUSTER
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