Denkmal 2, 2024 + E-Book

74 4.1 Von der Gemeinschaft zur Herrschaft Die Menschen schlossen sich über viele Jahrtausende zu immer größeren Gemeinschaften zusammen. Je größer die Gemeinschaften wurden, desto wichtiger wurden Regeln. Mit diesen Regeln kann man die Gemeinschaft organisieren . Wer diese Regeln bestimmt und kontrolliert, der übt Herrschaft über die anderen aus. Eine Hierarchie entsteht. An der Spitze der Hierarchie kann eine Person oder eine Gruppe stehen. Die ersten hierarchischen Gesellschaften entstanden im 5. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien. Wie das geschah, ist nicht klar. Die Menschen dachten wahrscheinlich, sie könnten so die Bevölkerung besser organisieren. Die ersten Staaten waren so groß wie Städte. Sie vergrößerten sich später durch die Eroberung neuer Gebiete. Der Kreislauf der Verfassungen Herrschaft „funktioniert“ dann am besten, wenn sie von allen akzeptiert wird. Dann halten sich alle an die Regeln und Gesetze in einer Gemeinschaft. Neben anderen Historikerinnen und Historikern beschrieb Polybios (200–120 v. Chr.) verschiedene Herrschaftsformen. Seiner Meinung nach folgen diese immer aufeinander. Daher kann man auch von einem Kreislauf der Verfassungen sprechen. Diese Formen sind: ■ Herrschaft eines Königs/einer Königin (Monarchie) (4.2) ■ Herrschaft eines Tyrannen (Tyrannis) (4.2) ■ Herrschaft der Adeligen (Aristokratie) (4.3) ■ Herrschaft des Volkes (Demokratie) (4.4) Abhängigkeiten Bis ins 18. Jahrhundert musste das einfache Volk die Herrschaft akzeptieren. Es kannte den Herrscher aber oft gar nicht. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren die Bäuerinnen und Bauern von ihren Grundherren abhängig (5.2). Sie bearbeiteten das Land und wurden dafür von den Grundherren beschützt. Sie konnten auch nicht selbst zur Herrscherin oder zum Herrscher werden. Der ärmste Grundherr war in der Gesellschaft immer noch höher als der reichste Bauer. Gegenseitige Kontrolle: die Gewaltenteilung Im Laufe der Neuzeit wurde das antike Denken wieder populär . Philosophen wie John Locke (1632–1704) beschrieben unsere heutige Definition von „Staat“: Der Staat muss die Sicherheit und Freiheit seiner Bürgerinnen und Bürger wahren. Der französische Schriftsteller Montesquieu (1689–1755) sagte, dass die Macht in einem Staat aufgeteilt werden muss. Er nannte diese Aufteilung „Gewaltenteilung“. Es darf nicht eine Person oder Gruppe die ganze Macht haben. Minilexikon Herrschaft, die Hierarchie, die organisieren populär Verfassung, die = die Macht, das Leben anderer Menschen zu organisieren = Rangfolge, Rangordnung = Ordnung schaffen = bekannt, beliebt = festgelegte Regeln eines Staates Abb. 1: Bauern im Mittelalter bei der Getreideernte unter der Aufsicht eines Beamten, Malerei aus einer Handschrift der Königin Maria von England, um 1300 Erzählung über das Dorfleben vom Deutschordensbruder Johannes Böhm zu Beginn des 16. Jh. „Der letzte Stand ist derer, die auf dem Lande wohnen und deshalb Landleute genannt werden. Ihre Lage ist ziemlich bedauernswert und hart. […] Hütten aus Lehm und Holz sind ihre Häuser. Wenig Brot, Haferbrei oder gekochtes Gemüse ist ihre Speise, Wasser und Molken ihre Getränke. […] Aber am härtesten ist es für diese Leute, dass der größte Teil der Güter, die sie besitzen, nicht ihnen, sondern den Herren gehört, und dass sie sich durch einen bestimmten Teil der Ernte jedes Jahr von ihnen loskaufen müssen.“ vereinfacht nach Kümper, Hiram: Mittelalter, S. 66 f. Gemeinschaft und Herrschaft MUSTER

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