48 2.12 Das Judentum entstand um das Jahr 2000 v. Chr. auf dem Gebiet des heutigen Israel. Als einziges Volk dieser Zeit hatten Jüdinnen und Juden eine monotheistische Religion. 600 v. Chr. eroberten die Babylonier das Land der Jüdinnen und Juden und verschleppten viele von ihnen nach Babylon. Der Tempel in der Hauptstadt Jerusalem wurde zerstört. 539 v. Chr. wurde Babylon selbst vom König der Perser Kyros II. erobert. Damit endete die „Babylonische Gefangenschaft“ und die Jüdinnen und Juden konnten wieder in ihr Land zurückkehren. Danach lebten die Jüdinnen und Juden als Untertanen im Perserreich und später im Reich Alexanders (s. 2.8). 146 v. Chr. gründeten sie das neue jüdische Königreich Judäa, das aber ab 63 v. Chr. vom Römischen Reich abhängig wurde. In den folgenden hundert Jahren stritten zahlreiche jüdische Gruppen um politischen Einfluss. Ihre einzige Gemeinsamkeit war die Ablehnung der römischen Herrschaft. Abb. 1: Römische Münze mit der Inschrift „Judea Capta“ (Judea ist erobert), geprägt nach 70 n. Chr. Als die Römer im Jahr 66 n. Chr. den Tempelschatz raubten, begann ein großer Volksaufstand gegen die römische Herrschaft. Daraus wurde der „Jüdische Krieg“ (66–70 n. Chr.), der mit der Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels endete. Fast ein Drittel der Bevölkerung Judäas starb während des Krieges, außerdem verließen viele Jüdinnen und Juden das Land. Sie wurden Teil der jüdischen Diaspora . Da Jerusalem verloren war, siedelten sie sich in vielen Ländern in Europa und Asien an (s. Abb. 3). Sie behielten ihre Religion und pflegten die Kontakte untereinander über viele Generationen hinweg. Die Vorstellung von einem gemeinsamen Volk konnte so trotz der Zerstreuung (= Diaspora) bis heute weiterbestehen. In der Diaspora veränderte sich das Zusammenleben mit Christen und Muslimen immer wieder: Auf friedliches Nebeneinander folgten immer wieder Zeiten von Verfolgung. Nach solchen Pogromen wurden die Jüdinnen und Juden häufig aus ihrer Heimat vertrieben. (s. Abb. 3) So mussten zum Beispiel 1492 alle Jüdinnen und Juden Spanien verlassen. Sie gründeten neue Gemeinden in Südosteuropa, in Nordamerika, aber auch im Osmanischen Reich. Abb. 2: Die Stari Hram in Sarajevo ist die älteste Synagoge von Bosnien-Herzegowina. Sie wurde von spanischen Juden 1581 gegründet. Foto von Bernard Gagnon, 2019 Minilexikon Monotheismus, der Babylon Diaspora, die Pogrom, der = Religion, die nur einen Gott kennt = frühe Hochkultur im heutigen Irak = wörtlich: Zerstreuung, hier: die Verteilung der jüdischen Gemeinden über viele Länder = gewalttätige Ausschreitung gegen Juden Vertiefung: Die Anfänge der Geschichte des Judentums MUSTER
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