Denkmal 2, 2024 + E-Book

152 8.4 Die Gleichstellung von Mann und Frau Die Geschichte der Geschlechter beschäftigt sich mit der Stellung von Mann und Frau in der Gesellschaft und mit den unterschiedlichen Rechten und Pflichten, die Männer und Frauen haben. Damals Lange Zeit hatten Frauen nicht dieselben Rechte wie Männer. Auch im alten Griechenland und in Rom waren Frauen vom Wahlrecht ausgeschlossen. Es dauerte über 2 000 Jahre, bis Frauen ihr Recht auf Mitbestimmung in der Politik öffentlich forderten. Während der Französischen Revolution, einer Zeit der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen in ganz Europa, forderte Olympe de Gouges das Frauenwahlrecht. Sie verfasste 1791 die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin. Frauen und Männer kämpften in vielen Teilen der Erde für die Einführung des Frauenwahlrechts. Im 19. Jahrhundert wurde das Wahlrecht z.B. in Kolumbien oder Neuseeland eingeführt. In Österreich erhielten Frauen 1918 das Wahlrecht. In der Schweiz durften sie erst ab 1971 wählen. Zitate aus einem Ratgeber für Hausfrauen in den 1950er-Jahren, wie sie sich ihren Männern gegenüber verhalten sollten: ■ „Halten Sie das Abendessen bereit. Planen Sie vorausschauend, evtl. schon am Vorabend, damit die köstliche Mahlzeit rechtzeitig fertig ist, wenn er nach Hause kommt. So zeigen Sie, dass Sie an ihn gedacht haben.“ ■ „Machen Sie sich schick. Gönnen Sie sich 15 Minuten Pause, sodass Sie erfrischt sind, wenn er ankommt.“ ■ „Seien Sie fröhlich, machen Sie sich interessant für ihn! Er braucht vielleicht ein wenig Aufmunterung nach einem ermüdenden Tag und es gehört zu Ihren Pflichten, dafür zu sorgen.“ ■ „Räumen Sie auf. Machen Sie einen letzten Rundgang durch das Haus, kurz bevor Ihr Mann kommt.“ Auszug aus dem Handbuch für die gute Ehefrau (1955) Aber nicht nur in der Politik, sondern auch in vielen anderen Lebensbereichen hatten Frauen andere oder weniger Rechte als Männer. Bildung war lange Zeit nur für Männer zugänglich. Erst seit dem 20. Jahrhundert dürfen auch Mädchen höhere Schulen besuchen. Manche eurer Urgroßmütter besuchten noch sechsjährige Volksschulen, wo sie lesen und schreiben lernen sollten. Mit zwölf Jahren war die Schule für sie vorbei und sie halfen, vor allem auf dem Land, im elterlichen Betrieb mit. Heute Heute sind Männer und Frauen in vielen Ländern der Welt zumindest rechtlich gleichgestellt. Das heißt, dass sie dieselben Rechte und Pflichten haben. Dennoch gibt es diese rechtliche Gleichstellung nicht überall auf der Welt. In Saudi-Arabien z. B. dürfen Frauen erst seit Juni 2018 Fahrzeuge lenken. Im Iran dürfen Frauen nicht in ein Fußballstadion gehen. In Österreich gibt es vor dem Gesetz keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Dennoch verdienen Frauen durchschnittlich weniger als Männer, selbst wenn sie dieselbe Arbeit verrichten. Frauen sind beim Lohn also benachteiligt. Deshalb bleiben oft die Mütter bei den Kindern zu Hause, und die Väter arbeiten. Das hat für Frauen große Nachteile. Wenn sie in Rente gehen, erhalten sie deutlich weniger Geld. Die Regierung in Österreich versucht daher, Anreize für Männer zu schaffen, damit sie ebenfalls in Karenz gehen. Die Gleichstellung von Frauen und Männern schreitet zwar voran, dennoch ist die weltweite tatsächliche Gleichstellung noch in weiter Ferne. Hinzu kommt, dass in vielen Ländern Frauenrechte wieder zurückgenommen werden. Abb. 1: Ein Paar bei der Hausarbeit, Foto, 2023 Minilexikon Karenz, die = Beurlaubung zur Kinderbetreuung Ungleichheiten der Geschlechter MUSTER

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