116 6.4 Kulturkontakt – Kulturvernichtung Die Europäer lernten in Amerika völlig fremde Kulturen kennen. Während die Ureinwohner für die Eroberer lediglich Wilde waren, sahen die Indigenen in den Eindringlingen teilweise Götter, die in alten Vorhersagungen angekündigt worden waren. Daher begrüßten sie sie freundlich und rechneten nicht mit gewaltsamer Unterwerfung. Die Europäer hatten jedoch vorrangig das Ziel, neues Land und Bodenschätze zu gewinnen. Sie zwangen den Einheimischen ihre Kultur und Religion auf. Bis heute ist die katholische Religion die in Südamerika am weitesten verbreitete Glaubensrichtung. Die Europäer stritten aber auch über die Aufteilung der „Neuen Welt“. 1494 schlossen Portugiesen und Spanier den Vertrag von Tordesillas. Darin teilten sie Mittel- und Südamerika untereinander auf. In den eroberten Gebieten setzen sie ihre Sprache und Kultur durch. Bis heute werden dort die Sprachen der früheren Kolonialmächte gesprochen: Portugiesisch in Brasilien und Spanisch in den meisten anderen süd- und mittelamerikanischen Ländern. Zwangsmissionierung Die Entdecker und Eroberer hatten den Auftrag, den christlichen Glauben in den eroberten Gebieten zu verbreiten. Die Missionare gingen dabei teilweise sehr grausam vor. Indigene Heiligtümer wurden zerstört. Dadurch sollte bewiesen werden, dass das Christentum überlegen sei. Außerdem wurden christliche Kultbilder verbreitet und Massentaufen durchgeführt. DU, ALTER… KÜSSE DAS KREUZ! ER WIRD DER KETZEREI ANGEKLAGT! … UND DER NEGER DER KOMPLIZENSCHAFT! Abb. 1: Zwangsmissionierung, dargestellt im Comic „Die Neue Welt“ aus dem Jahr 2018 Der Bischof Bartolomé de Las Casas schreibt im 16. Jh. über seine Landsleute. „Die Insel Española war […] die erste, auf der die Christen einfielen, und dort begannen sie mit dem großen Metzeln und Morden unter diesen Leuten, und so wurde sie von ihnen zuerst zerstört und entvölkert, und dort fingen die Christen damit an, den Indios ihre Frauen und Kinder zu entreißen, um sich ihrer zu bedienen und sie zu missbrauchen. […] Sie bauten große Galgen, die so beschaffen waren, dass die Füße der Opfer beinahe den Boden berührten und man jeweils dreizehn von ihnen henken konnte, und zu Ehren und zur Anbetung unseres Heilands und der zwölf Apostel legten sie Holz darunter und zündeten es an, um sie bei lebendigem Leibe zu verbrennen.“ Delgado: Bartolomé de Las Casas, S. 70 f. Minilexikon Zwangsmissionierung, die = jemandem seine Religion aufdrängen Folgen der Entdeckungsfahrten MUSTER
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