102 5.6 Die Anfänge des weltweiten Handels Weltweiten Handel und die Globalisierung gibt es nicht erst in unserer Zeit. Bereits in der Jungsteinzeit (s. 1.6) wurden in ganz Europa Waren (z.B. Felle, Metalle; Salze aus Hallstatt) ausgetauscht. Die Eroberungen Alexanders von Makedonien dehnten das griechische Handelsnetz bis nach Indien aus. Die Römer handelten mit den Menschen in Nordafrika und Asien. Der römische Handelsraum reichte von den britischen Inseln bis zum südöstlichen Mittelmeer. Den Handel im Mittelalter im Mittelmeerraum führten vor allem italienische Städte wie Pisa, Genua oder Venedig an. Kostbare Seide kam aus China über mehrere Karawanenstraßen nach Europa. Später wurden diese Wege gemeinsam als „Seidenstraße“ bezeichnet. Auf einem dieser Wege kam der Venezianer Marco Polo 1274 nach China. Nach seiner Rückkehr schrieb er über seine Erlebnisse ein Buch, das ihn bis heute berühmt gemacht hat. Darin vermischen sich aber Wahrheit und Fantasie oft: Bis heute weiß man nicht, ob er seine Reise nicht zur Gänze erfunden hat. Normannen – Kriegsherren und Händler Die Normannen waren für den Fernhandel wichtig. Ihre Heimat war Skandinavien, und sie sind auch unter dem Namen „Wikinger“ bekannt. Ihre Schiffe (sie hießen „Knorr“) waren hochseetauglich, konnten aber auch Flüsse stromaufwärts fahren. Die Normannen bauten ab dem 9. Jahrhundert ein Handelsnetz bis nach Konstantinopel und Persien auf. Sie fuhren dabei auf den großen Flüssen im heutigen Russland nach Süden. Sie waren auch die ersten Europäer, die bis nach Grönland und Nordamerika segelten. Die Wikinger waren auch sehr kriegerisch. Sie unternahmen viele Raubzüge im Westen des heutigen Deutschlands, in Belgien, in Frankreich, in Großbritannien, in Irland und entlang der Küsten des Mittelmeerraums. Sie besaßen später auch Land, wie z. B. in Nordfrankreich (die „Normandie“), in Großbritannien oder auf Sizilien. Die „Hanse“ Im Mittelalter war es gefährlich, ein Händler zu sein. Die Handelsstraßen waren das Ziel von Räubern, den Seehandel bedrohten Piraten. Die „Hanse“ sorgte ab 1157 für die Sicherheit der Handelswege. Außerdem kämpfte sie gegen gemeinsame Feinde wie die italienischen (z. B. Genua oder Venedig) oder die (heute) belgischen (Brügge, Antwerpen) Handelsstädte. Die Zünfte regeln den Handel Ab 1 000 n. Chr. wurden die Städte immer größer. Die meisten Stadtbewohner waren Handwerker. Sie waren in Zünften organisiert. Für jeden Beruf gab es eine eigene Zunft, der man angehören musste. Es herrschte „Zunftzwang“. Die Zünfte regelten die Ausbildung der Handwerker. Sie entschieden auch, wer den jeweiligen Beruf erlernen durfte. Außerdem bauten sie Kranken- und Waisenhäuser. Sie versorgten kranke Mitglieder und die Familien von verstorbenen Zunftmitgliedern. Die Kaufleute schlossen sich zu Gilden zusammen. Der Teppich von Bayeux Der Teppich von Bayeux stammt aus dem 11. Jahrhundert. Er ist etwa einen halben Meter hoch und hat eine Länge von 68 Metern. Darin geht es in 68 Szenen um die Eroberung Englands durch die Normannen unter Wilhelm dem Eroberer. Dieser war 1066 aus dem heutigen Frankreich nach England gekommen. Er wollte die Herrschaft der Angelsachsen in England beenden und dort König werden. Für Forscherinnen und Forscher ist der Teppich heute eine sehr wertvolle Quelle. Durch ihn kann man einiges über den Hergang der Eroberung erfahren. Aber auch über alltägliche Dinge lernt man durch den Teppich einiges, z. B. über die Bauart der Schiffe oder Kleidung, Schmuck und Waffen der Menschen. Minilexikon Globalisierung, die Venezianer, der = ein die ganze Welt umspannender Wirtschaftsraum = ein Mann aus Venedig Abb. 1: Ausschnitt aus dem Teppich von Bayeux, um 1066 Vertiefung: Handel im Mittelalter MUSTER
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