Denkmal 2, 2024 + E-Book

98 5.4 Gründung von Städten Städte wurden im Mittelalter meistens an Siedlungen der Römerzeit errichtet. Sie waren Handelsplätze und lagen an Flüssen und Straßen. Viele große mittelalterliche Städte befanden sich im heutigen Italien, so z. B. Genua, Venedig, Mailand oder Florenz. Mit 80000 Einwohnerinnen und Einwohnern würden sie heute klein erscheinen. Im frühen Mittelalter war die Stadt oft noch eng mit den umliegenden Bauernhöfen verbunden. Erst im späteren Mittelalter, ungefähr ab dem 12. Jahrhundert, hatten Städte dicke Stadtmauern. Am Abend wurden die Stadttore geschlossen. Merkmale der Stadt In der Stadt produzierte man Waren und handelte. Das Stadtrecht legte fest, welche Rechte und Pflichten die Bürgerinnen und Bürger hatten. Einige Plätze hatten wichtige Funktionen: Der Markt galt als zentraler Ort des Handels und Handwerks. Kirchen und Klöster waren religiöse Orte für die tiefgläubigen Menschen im Mittelalter. Das Rathaus war das politische und gesellschaftliche Zentrum: Hier trafen sich die Bürgerinnen und Bürger zu Versammlungen oder feierten Feste. Städtischer Wohnraum Arm und Reich wohnten oft Tür an Tür. Die Häuser der reichen Bürgerinnen und Bürger waren größer und aus Stein. Dort lebte der Hausherr mit seiner Familie sowie die Mägde und Knechte . Die Armen wohnten in einfachen Holzhütten. Gemeinsam war den meisten Häusern der Mangel an Licht. Die Fenster waren nämlich sehr klein, damit die Wärme im Haus blieb. Die Handwerker und Kaufleute in der Stadt nutzten ihre Häuser zum Wohnen und Arbeiten. Berufsgruppen wie Gerber, die Tierhaut zu feinem Leder verarbeiteten, mussten ihre Werkstätten am Rand der Stadt ansiedeln, weil ihre Arbeit stank. Stadtluft macht frei Städte wurden für die Bevölkerung im Mittelalter immer interessanter. Besonders beliebt war der Markt der Stadt. Am Markt gab es seltene Stoffe oder Gewürze aus dem Orient . Außerdem konnten die Menschen am Markt Lebensmittel für die ganze Familie kaufen. Am Stadtrand hielten die Menschen Tiere (z. B. Schweine und Hühner). Dadurch konnten sich Krankheiten leicht ausbreiten. Daher baute man Sammelplätze (Abortgruben) vor den Stadtmauern. So wurde die Stadtluft ab dem 14. Jahrhundert merkbar frischer. Das Sprichwort „Stadtluft macht frei“ geht auf eine mittelalterliche Regel zurück. Unfreie Bäuerinnen und Bauern vom Land wurden frei, wenn sie mehr als ein Jahr in einer Stadt lebten, ohne dass ihr Grundherr sie zurückholte. Minilexikon Knecht, der Magd, die Orient, der tiefgläubig = Arbeiter auf einem Bauernhof = Arbeiterin auf einem Bauernhof = Bezeichnung für den arabischen Raum; Gegenteil von Okzident (Europa) = sehr religiös Abb. 1: Marktplatz im Mittelalter, Malerei, um 1470 Das Leben in der mittelalterlichen Stadt MUSTER

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