Zentrum Geschichte 3 + E-Book 2025

65 Das Zeitalter der Industrialisierung 4 VERTIEFUNG 17. Die Berufsmöglichkeiten waren im 19. Jahrhundert für Frauen eingeschränkt. Höhere Bildung war meist unmöglich, die meisten Frauen arbeiteten mit ihrem Mann, erledigten Tätigkeiten im Haushalt oder als Haushälterin, Amme oder in Textilfabriken. Beurteile, wie das Ölgemälde (Abb. 10) auf die Betrachterinnen und Betrachter wirken sollte. Beurteile auch, für wen das Ölgemälde möglicherweise angefertigt wurde. Abb. 10: Fritz Paulsen, Bei der Stellenvermittlung (Gesinde-Vermiethungsbureau), Ölgemälde, 1881, Deutsches Historisches Museum, Berlin; https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/fritz-paulsen-bei-derstellenvermittlung-gesinde-vermiethungsbureau-1881.html Im Zentrum des Bildes steht ein Handel zwischen drei Frauen: Eine junge Frau wird von der Stellenvermittlerin einer jungen Bürgersfrau als Amme empfohlen. Deren wesentlich älterer Mann mustert den Neuzugang. Der Gegensatz von Stadt und Land kennzeichnet die ganze Darstellung: Die rechte, der Mutter zugeordnete Bildhälfte ist in dunklen Farben gehalten, hier erscheinen Schreibtisch, Schreiber, Herrenhüte als städtische Merkmale. In helle Farben ist die linke Hälfte getaucht, der üppig gefüllte Gemüsekorb, die gesunden Mädchen vom Lande und das wohlgenährte „Herrschaftskind“, das sicher eine vergleichbare Amme hatte, verweisen auf die ländliche Fruchtbarkeit. Ländliche Ammen waren der ihnen nachgesagten robusten Gesundheit wegen sehr begehrt, die Tracht galt beinahe als ein Markenzeichen. Eine Amme war im Berlin des Kaiserreichs eine ausgesprochene Prestigesache. Im Adel und im höheren Bürgertum stillten die Mütter oft nicht selbst. 1885 wurden in Berlin freilich gerade drei Prozent aller Säuglinge mit Ammenmilch ernährt. Für vom Land zugewanderte Personen verfügte Berlin 1880 über 450 Vermietungsbüros. Hier wurden sie als Köchin, Zimmermädchen oder Kutscher vermittelt. Die Büros waren Drehscheibe für Zehntausende junger Menschen aus dem ländlichen Osten Deutschlands, die auf Arbeitssuche häufig schon von den Mitarbeitern der Büros am Bahnhof abgefangen wurden. 1907 waren nur 40 Prozent der zwei Millionen Berliner ortsgebürtig. Quelle: https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/k1000053, leicht verändert (10.06.2022) 18. Bewerte das Ölgemäle (Abb. 10) in Bezug auf das zur Schau gestellte Gesellschaftsbild. 19. In dem Text werden die Berufe Köchin, Zimmermädchen und Kutscher als typische Frauen- und Männerberufe des 19. Jahrhunderts genannt. Recherchiere im Internet, welche Berufe in Österreich heute von Frauen und Männern ergriffen werden. Stelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest. die Amme, die Ammen: eine Frau, die nach ihrer eigenen Schwangerschaft auch ein anderes Kind stillt wohlgenährt: gut ernährt die Prestigesache: das Prestige + die Sache eine Sache, bei der es um das Ansehen einer Person geht ortsgebürtig: von einem Ort abstammend MUSTER

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