3.4 Die Französische Revolution Die französischen Stände Das Ständesystem stammte noch aus dem Mittelalter und teilte die Menschen in Klassen mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten ein. An der Spitze stand der Herrscher. Unter ihm stand der erste Stand, zu dem die Geistlichen gehörten. Angehörige dieses Standes konnten meistens lesen und schreiben. Sie genossen sehr viele Vorteile und zahlten fast keine Steuern. Auch die Angehörigen des zweiten Standes – die Adeligen – genossen viele Vorzüge, zum Beispiel waren sie von den Steuern komplett befreit. Der Adelstitel wurde vererbt oder konnte vom König um viel Geld erkauft werden. Den Großteil der Bevölkerung bildete der dritte Stand, also die Bürgerinnen und Bürger, Bäuerinnen und Bauern sowie die Handwerkerinnen und Handwerker. Dieser Stand zahlte den Großteil der Steuern – fast 97 Prozent –, hatte jedoch keine Mitbestimmungsrechte. Das Revolutionsjahr 1789 Ludwig XVI. war König von Frankreich. Durch die luxuriöse Hofführung und teure Kriege stand Frankreich vor dem Bankrott. Der König wollte deshalb die Steuern des Dritten Standes erhöhen. Gleichzeitig gab es Missernten. Die Preise stiegen, es gab Hungersnöte. Beeinflusst durch die Ideen der Aufklärung und die erfolgreiche Revolution in den Vereinigten Staaten begann sich die Bevölkerung gegen dieses System aufzulehnen. Sie forderten „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Die Menschen forderten eine Staatsform mit gleichen Rechten und Pflichten für alle. Der König berief die „Generalstände“ ein. Dort hatte jeder Stand das Recht auf 300 Vertreter. Obwohl der Dritte Stand den Großteil der Bevölkerung darstellte, hatte er nur ein Drittel aller Stimmen. Deshalb erklärten sich die Abgeordneten des Dritten Standes am 17. Juni 1789 zur „Nationalversammlung“. Sie wollten eine Verfassung, auch die Rechte des Königs sollten begrenzt werden. Revolutionen, Reformen, Widerstand 3 47 Abb. 14: Der Zug der Frauen nach Versailles, Farblithografie, 1789 die Missernte, die Missernten: eine sehr schlechte Ernte, durch die die allgemeine Versorgung mit Lebensmitteln bedroht ist Die Frauen der Pariser Märkte organisierten am 5. Oktober 1789 einen Protestmarsch nach Versailles. Ludwig XVI. empfing die Frauen und sicherte ihnen Lebensmittellieferungen zu, verweigerte aber weitere Zugeständnisse. Die Frauen drangen daraufhin am nächsten Vormittag zusammen mit den Nationalgardisten in das Schloss ein und zwangen den König, die Forderungen der Nationalversammlung (siehe Seite 48) zu unterschreiben. MUSTER
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