Zentrum Geschichte 3 + E-Book 2025

44 Revolutionen, Reformen, Widerstand 3 3.2 Die parlamentarische Monarchie in Großbritannien Das britische Parlament Das britische Parlament hatte sich schon früh eine bedeutende Position erkämpft und hatte schon seit dem Mittelalter bei wichtigen Entscheidungen des Königs ein Mitspracherecht. Das Parlament war unterteilt in ein Oberhaus („House of Lords“) für Adelige und Geistliche und in ein Unterhaus („House of Commons“) für Bürger und Ritter. Dabei handelte es sich jedoch nicht um ein Parlament im heutigen modernen Sinn. Es gab keine freien Wahlen für alle Bürgerinnen und Bürger des Landes so wie in heutigen demokratischen Staaten. Wählen durfte nur, wer ein hohes Einkommen hatte. Frauen, Bauern und Handwerker durften nicht wählen. Der Weg zur Parlamentarischen Monarchie Schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts ignorierte König Jakob I. aus der Familie Stuart die Einberufung des Parlaments bei wichtigen Entscheidungen. Sein Nachfolger Karl I. versuchte sogar, das Parlament aufzulösen und alleine zu regieren. Daraufhin brach 1642 ein Bürgerkrieg aus, der erst 1649 mit der Hinrichtung von König Karl I. endete. Oliver Cromwell war einer der wichtigsten Anführer der Parlamentsarmee und ernannte sich 1653 selbst zum Anführer und „Lord Protector“. Obwohl er anfangs mit dem Parlament regieren wollte, löste er es später auf und regierte diktatorisch. Nach seinem Tod 1658 beschloss das Parlament mehrheitlich, wieder zu einer Monarchie als Staatsform zurückzukehren. Die beiden folgenden Könige regierten jedoch wieder absolutistisch und ohne Mitspracherecht der Untertanen. Menschen wurden einfach verhaftet, verurteilt und ohne faire Prozesse in die englischen Kolonien verschifft. Hinzu kamen Gerüchte, dass König Jakob II. England wieder katholisch machen wollte. Diese Situation führte zur „Glorreichen Revolution“ von 1688. Das Parlament lud den protestantischen Prinzen Wilhelm III. von Oranien ein, König zu werden. Wilhelm akzeptierte die „Bill of Rights“, welche die Rechte des Parlaments stärkte. 1689 wurde er zum britischen König gekrönt, während Jakob II. ins Exil floh. Diese Ereignisse waren der Beginn der konstitutionellen Monarchie in England, bei der die Macht des Königs durch das Parlament begrenzt wurde. Die englische „Bill of Rights“ Diese Verordnung schützte die Rechte des Parlaments und schränkte die Macht des Königs ein. Ohne Zustimmung des Parlaments durften beispielsweise keine Steuern erhoben werden. Diese Art der parlamentarischen Regierung bezeichnen wir als „konstitutionelle“ oder „parlamentarische Monarchie“. Die englische „Bill of Rights“ aus dem Jahr 1689 bildet bis heute die Grundlage aller europäischen Verfassungen: freie Wahl des Parlaments, das Recht auf Meinungsfreiheit und Diskussion, das Mitspracherecht des Parlaments bei Steuern und bei der Einberufung des Heeres. 10. Vergleiche die Forderungen der Aufklärung (Seite 41) mit den Ergebnissen der „Glorreichen Revolution“. Arbeite Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Die Bezeichnung „Glorreiche Revolution“ wurde schon damals verwendet, da der Sturz von König Jakob II. relativ freidlich verlief – im Gegensatz zum vorherigen Bürgerkrieg von 1642, der erst mit dem Tod von König Karl I. im Jahr 1649 endete. das Einkommen, die Einkommen: das Geld, das man regelmäßig erhält (zum Beispiel durch Arbeit oder als Steuern) ignorieren: absichtlich nicht beachten Abb. 10: Statue von Oliver Cromwell vor dem britischen House of Commons, errichtet 1899 MUSTER

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