Migration vom 19. Jahrhundert bis heute 6 Migration vom 19. Jahrhundert bis heute 6.6 Integration Integration braucht Zeit Wenn eine neue Mitschülerin in eure Klasse kommt, dann ist das am Anfang für beide Seiten eine ungewohnte Situation. Die neue Schülerin muss sich an ihre neuen Mitschülerinnen und Mitschüler und die neuen Lehrerinnen und Lehrer gewöhnen. Sie lernt die Regeln kennen, die in dieser Klasse gelten. Vielleicht lernt sie auch neue Fächer kennen, die es in ihrer alten Schule nicht gab. Aber auch eure Klasse muss sich erst einmal an die neue Schülerin gewöhnen. Im besten Fall unterstützt die Klasse die neue Schülerin bei diesem Prozess. Nach einiger Zeit ist sie Teil eurer Klassengemeinschaft. Wenn Menschen in ein anderes Land kommen, ist es oft ähnlich. Es gibt vieles, das ihnen erst einmal fremd vorkommt und an das sie sich gewöhnen müssen, zum Beispiel die Sprache, das Essen, die Kleidung oder die Traditionen. Im besten Fall gibt es jedoch Menschen, die ihnen helfen, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Diesen Prozess nennt man Integration. Integraton braucht beide Seiten Damit Integration erfolgreich sein kann, sind beide Seiten sehr wichtig. Ein Mensch, der neu nach Österreich kommt, muss die Gesetze, die hier gelten, akzeptieren. Sie oder er sollte sich bemühen, Deutsch zu erlernen. Ohne die Beherrschung der Sprache der neuen Umgebung ist ein gleichgestelltes Leben nur sehr schwer möglich. Auf der anderen Seite sollten auch die Österreicherinnen und Österreicher und die Menschen, die schon länger hier leben, respektvoll mit neu zugewanderten Menschen umgehen. Die ehemalige Justizministerin Alma Zadić erlebte in ihrer Kindheit selbst mit, wie schwierig für Geflüchtete das Gefühl sein kann, nicht akzeptiert zu werden: sich an etwas/jemanden gewöhnen: sich mit etwas/jemandem vertraut machen, sich auf etwas/jemanden einstellen, sich anpassen Abb. 10: Von 2020–2025 war Alma Zadić Justizministerin der Republik Österreich. Zadić wurde in Bosnien-Herzegowina geboren und kam aufgrund des dortigen Krieges als 10-Jährige nach Österreich; das Foto zeigt sie bei ihrer Angelobung durch Bundespräsident Van der Bellen im Jahr 2020. „Kinder mit Migrationsgeschichte wachsen oft in dem Glauben auf, nicht dazuzugehören. Das führt dazu, dass sie entweder versuchen, sich [von] der einen Identität loszusagen oder die andere sehr stark betonen. Diesen inneren Kampf sollten die Kinder nicht führen, denn es ist völlig okay, beides zu sein.“ Alma Zadić, https://www.news.at/a/alma-zadic (29.05.2021) 96 Abb. 11: Asylwerber in Osttirol leisten wertvolle Hilfe bei der Mitarbeit an einem Naturschutzprojekt im Nationalpark Hohe Tauern; dabei lernen sie auch die Region und die Menschen kennen; Foto, 2015 [Die jungen Kriegsflüchtlinge] hatten es bis nach Österreich geschafft und waren in Sicherheit. Und trotzdem dachten sie ständig an ihre Flucht. Und an ihre Familien, die sie zurücklassen mussten. Viele konnten es kaum ertragen, dass sie es jetzt besser hatten. Sie fühlten sich dafür schuldig. Sie glaubten, ein gutes Leben nicht verdient zu haben. Mit solchen Schuldgefühlen zu leben ist furchtbar. Da kann man sich nichts mehr zugestehen. Schon gar keine Lebensfreude. […] Noch dazu wurden sie in Österreich ständig mit rassistischen Angriffen konfrontiert. Wenn wir Auch Österreicherinnen und Österreicher, die geflüchtete Menschen bei ihrer Integration unterstützen möchten, berichten von den vielen Anfeindungen, mit denen Geflüchtete zurechtkommen müssen: MUSTER
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