93 Migration vom 19. Jahrhundert bis heute 6 10. Nenne Gründe, warum Menschen seit den 1950er-Jahren nach Österreich eingewandert sind. 11. Recherchiert, in welchen Bereichen in Österreich heute besonders dringend Arbeitskräfte gesucht werden. Ermittelt, auf welche Weise versucht wird, für diese Bereiche Arbeitskräfte anzuwerben. 12. Arbeitet in kleinen Gruppen. Recherchiert im Internet die genaueren Hintergründe zu einem der genannten Ereignisse, im Zuge dessen Menschen nach Österreich geflohen sind. Notiert euch dazu Stichworte. Vergleicht eure Ergebnisse in der Klasse. 13. Bearbeite die folgenden Fragen zu der Statistik auf Seite 92 (Abb. 8). a) Ermittle die Anzahl der Menschen ohne österreichische Staatsangehörigkeit, die aus einem direkten Nachbarland nach Österreich kamen. b) Ermittle, ob mehr Menschen, die ohne österreichische Staatsangehörigkeit in Österreich leben, aus EU-Staaten oder Nicht-EU-Staaten stammen. c) Erörtere mögliche Gründe, warum Menschen aus Deutschland die mit Abstand größte Gruppe mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft in Österreich sind. 14. Bearbeite die Aufgaben zu den folgenden Berichten von Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern in Österreich. a) Fasse zusammen, mit welchen Schwierigkeiten diese Menschen in Österreich konfrontiert waren. b) Vergleiche diese drei Zitate mit dem Auszug „Aus dem Leben einer Ziegelarbeiterin in Wien“ auf S. 91. Ermittle Gemeinsamkeiten und Unterschiede. c) Erörtere, mit welchen Problemen Menschen konfrontiert sind, die heute nach Österreich einwandern. Analysiere, ob diese sich mit den Problemen der Ziegelarbeiterin Anfang des 20. Jahrhunderts und jenen der Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern Mitte des 20. Jahrhunderts vergleichen lassen. Mehio S. (kam 1974 aus dem heutigen Bosnien nach Graz und fing bei einer Baufirma zu arbeiten an): Dadurch, dass viele Ausländer gekommen sind, war [das Büro der Baufirma] auch am Sonntag geöffnet. In den ersten paar Tagen [hast du] dem Chef deinen Reisepass gegeben für das Visum. Der war damals so gescheit, wie viele Firmenchefs. Du hast den Reisepass sechs Monate nicht zurückbekommen. [...] Das Visum war eigentlich schnell zu machen, aber jede Firma hatte Angst, dass du [...] wieder zurückgehst, dass du es hier nicht aushältst. In den sechs Monaten hast du ein bisschen was verdient, das Leben dreht sich um und du hast auch mehr Geld. Du hast die erste Überlebenszeit in Österreich, die am schwierigsten ist, hinter dir und nach sechs Monaten wurde es langsam ein bisschen leichter. Und deswegen ist der Reisepass sechs Monate [eingezogen worden].“ (S. 213) Mehio S. über sein Leben und das seiner Frau in Österreich: „Sie hatte bereits ein Kind [...] und das zweite war schon unterwegs. Dann mussten wir eine gemeinsame Wohnung suchen. Da muss ich eine kleine Ungerechtigkeit erzählen, es waren so viele Wohnungen frei. Wir haben viele Wohnungen angeschaut, aber ich habe selbst gemerkt und das war so, dass ein Ausländer mit einem Kind oder zwei Kindern schwieriger eine Wohnung bekommen hat. [...] Wir haben vielleicht 50 Wohnungen angeschaut, aber bei allen hat es nicht geklappt. [...] Ab und zu habe ich gehört, dass unsere Kinder viele Schäden in der Wohnung machen würden. “ (S. 229) Katja J. (angelernte Schneiderin aus dem heutigen Slowenien, die 1972 nach Graz zog): „Ich hatte damals nur slowenische Bücher mit und slowenisch gelesen. Ich hätte dann müssen Deutsch lesen. Aber da war ich mir dem noch nicht bewusst. Ich war froh, dass ich wenigstens so können habe, wie ich konnte. Dass mich jeder ein bisschen versteht und so. Das war schade. [...] Und dann, wie die Kinder da waren – mit drei Kindern dann – und ich habe immer gearbeitet. Und dann habe ich noch schwarz genäht und bin putzen gegangen. Ich hatte keine freie Minute.“ (S. 246) Verena Lorber: Angeworben. GastarbeiterInnen in Österreich in den 1960er und 1970er Jahren. V&R unipress, 2017. Ungarn, 1956 Ukraine, seit 2022 Jugoslawien, 1991–1995 Syrien, 2011–2024 MUSTER
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==