92 6.4 Österreich – vom Auswanderungsland zum Einwanderungsland Anfang der 1960er-Jahre hatten nur rund 1,5 Prozent der in Österreich lebenden Bevölkerung keine österreichische Staatsbürgerschaft. Im Jahr 2019 hatten bereits 16,2 Prozent der in Österreich lebenden Bevölkerung keine österreichische Staatsbürgerschaft. 23 Prozent der in Österreich lebenden Personen hatten zu diesem Zeitpunkt einen Migrationshintergrund. In den 1960er- und 1970er-Jahren gab es in Österreich ein starkes Wirtschaftswachstum. Viele Unternehmen wurden gegründet oder erweitert. Es entstanden neue Arbeitsplätze, für die aber in Österreich die nötigen Arbeitskräfte fehlten. Es wurden daher sogenannte Anwerbeabkommen mit Spanien, der Türkei und Jugoslawien geschlossen. Durch diese Abkommen kamen viele Menschen vor allem aus der Türkei und aus Jugoslawien als sogenannte Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter nach Österreich. Viele dieser Menschen blieben in Österreich, gründeten in Österreich eine Familie oder holten ihre Familie aus ihren Herkunftsländern nach Österreich. Auch war Österreich immer wieder Zielland von Menschen, die aufgrund von Konflikten oder Kriegen ihre Heimat verlassen mussten. So kamen in den 1950er-Jahren viele Ungarinnen und Ungarn, in den 1960er-Jahren viele Tschechoslowakinnen und Tschechoslowaken, in den 1990er-Jahren viele Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien, ab 2013 viele Syrerinnen und Syrer und ab 2022 viele Ukrainerinnen und Ukrainer nach Österreich. Quelle: www.integrationsfonds.at / Im Ausland geborene Bevölkerung Österreichs am 1.1.2024, nach Geburtsland Deutschland Bosnien und Herzegowina Türkei Rumänien Serbien Ungarn Syrien Ukraine Polen Kroatien Slowakei Afghanistan Russische Föderation Italien Kosovo Bulgarien Tschechische Republik Nordmazedonien Iran Slowenien 265.081 178.870 165.319 148.487 144.529 94.717 85.586 81.530 77.451 58.597 47.897 47.031 42.733 38.193 35.463 35.213 33.140 31.361 29.364 24.605 Abb. 8: Einwandererinnen und Einwanderer nach Österreich nach Staatsangehörigkeiten, 2024 Vorschau Person mit Migrationshintergrund: ein Mensch, bei dem mindestens ein Elternteil nicht mit österreichischer Staatsbürgerschaft geboren wurde das Wirtschaftswachstum: die Wirtschaft + das Wachstum das Erstarken der Wirtschaftskraft eines Staates Jugoslawien: bis 2003 der Vorgängerstaat der heutigen Staaten Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Slowenien Tschechoslowakinnen und Tschechoslowaken: Einwohnerinnen und Einwohner der früheren Tschechoslowakei; seit 1993 zwei Staaten: Tschechien und Slowakei. In Ungarn und in der Tschechoslowakei kam es 1956 bzw. 1968 zu großen Protesten gegen das von der Sowjetunion stark beeinflusste politische und wirtschaftliche System. Die Sowjetunion schickte Soldaten und Panzer, um die Proteste niederzuschlagen. – Im ehemaligen Jugoslawien herrschte von 1991 bis 1995 ein Bürgerkrieg, der zum Zerfall Jugoslawiens und zur Gründung der heutigen Staaten Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Slowenien führte. – In Syrien herrscht von 2011 bis 2024 ein Bürgerkrieg. – 2022 griff Russland die Ukraine an. 6 Migration vom 19. Jahrhundert bis heute Abb. 7: Gastarbeiter in der Brunner Glasfabrik bei Wien, Foto, 1962 MUSTER
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