Zentrum Geschichte 3 + E-Book 2025

Kolonialismus, Imperialismus, Rassismus 5 84 5.5 Vielvölkerstaaten In Österreich leben nicht nur heute verschiedene Ethnien. Auch im 19. Jahrhundert waren das Habsburgerreich Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich zwei Staaten, in welchen viele Völker (= Ethnien) gemeinsam lebten. Innerhalb des Habsburgerreiches gab es immer wieder Unabhängigkeitsbestrebungen einzelner Gebiete und einzelner Volksgruppen. Von einigen Vertreterinnen und Vertretern dieser Bewegungen wurde die riesige Monarchie mit dem Bild eines „Gefängnisses“ verglichen. Der Kaiser war ihnen gegenüber kaum zu Zugeständnissen bereit. Vielfach setzte sich daher auch das Bild vom Habsburgerreich als „Völkerkerker“ durch. „Die Monarchie der Habsburger war über die Jahrhunderte zu einem Reich vieler Nationen, Nationalitäten und Nationalitätensplitter geworden, und jeder gewonnene Krieg hatte der Zahl ihrer sprachlichen, ethnischen, religiösen Gruppen neue hinzugefügt. Die Donaumonarchie war keine Idylle gleichberechtigter Nationalitäten, die sich, eine bunte Völkerfamilie, einträchtig um das Herrscherhaus scharten. Aber sie war auch nicht jener ‚Völkerkerker‘, als der sie an ihrem Ende von ihren Feinden verdammt wurde. Tatsächlich haben vor allem die kleinen und kleinsten Völkerschaften diesen Staat geschätzt, weil er allein ihnen das Überleben inmitten größerer, mächtigerer Nationen garantierte, mit oft erstaunlichen Rechten, die den damals noch nicht so genannten ‚Minderheiten‘ zugebilligt wurden.“ Karl-Markus Gauß, ÖsterreichUngarn: Ein Reich, geeint im Hass, in: Deutschlandfunk, 28.12.2013 22. Bearbeite die folgenden Aufgaben zu der Karte von den Ethnien des Habsburgerreiches und des Osmanischen Reiches im 19. Jahrhundert (Abb. 14). a) Stelle in einem Satz fest, was die Karte zeigt. b) Erkläre, warum es sich um keine historische Karte handelt. 23. Beurteile, warum das Habsburgerreich von seinen Gegnern als „Völkerkerker“ bezeichnet wurde. Erkläre, welche Vorteile und Nachteile es in einem so großen Reich wie dem Habsburgerreich oder dem Osmanischen Reich geben kann. Lies dazu auch den Text in der Randspalte aufmerksam durch. Albanien Griechenland Syrien Armenien Kroatien Slawonien Böhmen Mähren Tirol Krain Galizien Polen Siebenbürgen Walachei Rumänien Bulgarien Makedonien Thrakien Anatolien Montenegro Serbien Banat Bukowina Bosnien Herzegowina Zypern Donau Euphrat Donau Po Theiss Rhein Elbe Oder Weichsel Save Dnjestr Kızılırkmak Dnjepr Don M i t t e l m e e r S c h w a r z e s M e e r Adri ati sches Meer Ägäischesisches Meer Deutsches Reich Königreich Italien Russisches Reich Österreich-Ungarn O s m a n i s c h e s R e i c h Lemberg Krakau Konstantinopel Nikosia Adana Antalya Damaskus Beirut Ankara Samsun Trabzon Agram Sarajevo Tirana Cetinje Belgrad Venedig München Zürich Mailand Rom Budapest Preßburg Prag Wien Sofia Bukarest Odessa Laibach Triest Smyrna Athen 2049KX © Westermann 10° Ost 20° 20° 30° 30° 40° 50° 50° 40° 40° Nord Ethnische Zugehörigkeit deutschösterreichisch ungarisch tschechisch polnisch slowakisch rumänisch ukrainisch bulgarisch kroatisch serbisch Grenzen Grenzverläufe um !"#� slowenisch bosnisch italienisch ladinisch, friaulisch griechisch albanisch türkisch armenisch kurdisch arabisch km 500 200 400 300 0 100 Abb. 14: Die Ethnien des Habsburgerreiches und des Osmanischen Reiches um die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts Auch im Osmanischen Reich lebten zahlreiche Ethnien zusammen. Wie im Habsburgerreich gab es auch im Osmanischen Reich Unabhängigkeitsbestrebungen. Beispielsweise gab es seit 1821 einen Unabhängigkeitskampf in Teilen Griechenlands. Diese wurden von westlichen Mächten wie England oder Frankreich und auch von Russland unterstützt, weil sie sich durch eine Schwächung des Osmanischen Reiches einen größeren Einfluss in Griechenland erhofften. Seit dem Jahr 1832 ist die Unabhängigkeit Griechenlands international anerkannt. MUSTER

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