15 Die Frühe Neuzeit 1.5 Reformation und Gegenreformation Missstände in der Kirche und ihr Kritiker Martin Luther Religion spielte in jener Zeit eine große Rolle. Die Angst vor der Pest hatte die Hinwendung zum römischkatholischen Glauben verstärkt. Religion war immer mit dem Gedanken an die Zeit nach dem Tod verbunden. Den Menschen wurde Angst vor der Strafe für ihre Sünden gemacht. Um sich von den Strafen Gottes freikaufen zu können, unternahmen die Menschen Wallfahrten und erwarben Ablassbriefe. Der Kauf von Ablassbriefen („Ablasshandel“) war für viele Menschen eine große finanzielle Belastung. Sofern sie konnten, kauften sie die Ablassbriefe trotzdem, um nach dem Tod weniger Zeit im gefürchteten Fegefeuer verbringen zu müssen. Die Kirche stellte einen strafenden Gott in den Mittelpunkt ihrer Lehre und verdiente mit dem Verkauf von Ablassbriefen viel Geld. Viele Stimmen gegen die Kirche wurden laut. Päpste und Bischöfe lebten im Luxus und waren gleichzeitig von finanziellen Abgaben befreit. Den Kauf von Kirchenämtern konnten sich nur reiche Menschen leisten. Durch den Ablasshandel wurde zum Beispiel auch der Bau des Petersdoms in Rom finanziert. Martin Luther kritisierte vor allem den Verkauf der Ablassbriefe und war mit den Zuständen in der Kirche allgemein unzufrieden. Er war Mönch und unterrichtete Theologie an der Universität Wittenberg (im heutigen Deutschland). Er schrieb 95 Thesen, in denen er das Geschäft mit dem Ablasshandel stark kritisierte. Luther soll dieses Schreiben am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben. Seine Thesen verbreiteten sich durch den Buchdruck sehr schnell. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Illustrationen. Die meisten Menschen konnten nicht lesen, aber durch die Bilder konnten sie die Inhalte verstehen. Viele Menschen fanden Luthers Ideen gut, denn er stellte einen gnädigen Gott vor, dessen Gnade kostenlos und nicht käuflich war. Die Thesen bildeten den Beginn der Reformation. 11. Fasse die Missstände in der katholischen Kirche zur Zeit Martin Luthers in Stichwörtern zusammen. 12. Diskutiert den Zusammenhang zwischen den Ängsten der Menschen und dem Ablasshandel. 13. Erkläre den folgenden Spruch in eigenen Worten. Er wird dem Ablassprediger Johann Tetzel zugeschrieben. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“ 14. Stelle dar, wofür der Erlös aus den Ablassbriefen verwendet wurde. 15. Arbeitet zu zweit. Begründet in eigenen Worten, wieso die Erfindung des Buchdrucks und die Illustrationen der Thesen für eine schnelle Verbreitung der Lehren Martin Luthers so wichtig waren. die Pest: im 14. Jahrhundert eine gefährliche Krankheit mit meist tödlichem Ausgang; ein Drittel aller Menschen in Europa starb damals bei einem Ausbruch der Pest. die Sünde, die Sünden: ein Verstoß gegen göttliche Gesetze die Wallfahrt, die Wallfahrten: eine Wanderung aus religiösen Gründen zu einem geheiligten Ort der Ablassbrief, die Ablassbriefe: der Ablass + der Brief Der Ablass war für Gläubige eine Möglichkeit, Gottes Gnade wiederzuerlangen. In Ablassbriefen wurden sie von ihren Sünden befreit. das Fegefeuer: in der römisch-katholichen Vorstellung ein Zustand nach dem Tod voller Qualen und Strafen, dessen Dauer sich an den Sünden zu Lebzeiten bestimmt die Lehre, die Lehren: die Zusammenfassung aller Inhalte eines Gedanken- oder Glaubenssystems die Theologie: eine Wissenschaft, die sich mit Fragen des Glaubens und der Religion befasst die These, die Thesen: eine Behauptung, die zu weiteren Schlussfolgerungen führen soll Abb. 11: Giovanni Paolo Pannini, Innenansicht des Petersdoms in Rom, Gemälde, um 1750 1 MUSTER
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