Zentrum Geschichte 3 + E-Book 2025

Wahlen und Wählen 9 9.5 Die Entstehung von Parteien im 19. Jahrhundert Eine Partei ist eine Organisation, in der sich Menschen mit gemeinsamen Zielen zusammenschließen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts forderten die Menschen auch in der Habsburgermonarchie mehr Mitbestimmung. Menschen, die ähnlich über die Welt und die Gesellschaft dachten oder ähnliche Interessen hatten, schlossen sich zuerst zu Vereinen und dann zu Parteien zusammen. Die Parteienlandschaft bildete sich im Wesentlichen entlang der vier großen Ideologien heraus, die in ganz Europa eine wichtige Rolle spielten: Liberalismus: Die Ideen des Liberalismus wurden sehr stark von den besser ausgebildeten Bürgern und Bürgerinnen unterstützt. Sie forderten mehr persönliche und wirtschaftliche Freiheitsrechte sowie Rechtstaatlichkeit und wandten sich gegen eine Bevormundung durch die Regierung. Nationalismus: Im 19. Jahrhundert begannen immer mehr Völker in Europa mehr Autonomie oder sogar ihren eigenen Nationalstaat zu fordern. Die Vertreter und Vertreterinnen des Deutschnationalismus in Österreich forderten eine enge Bindung an das Deutsche Kaiserreich und einen Zusammenschluss aller deutschsprachigen Gebiete. Die Ideen des Liberalismus und des Deutschnationalismus überschnitten sich häufig. Konservatismus: Diese Bewegung stand für die Bewahrung des Bestehenden und wandte sich gegen liberale und sozialistische Ideen. Tradition, christliche Werte und das Kaiserreich waren den Vertretern und Vertreterinnen dieser Strömung wichtig. Der Konservatismus wurde vor allem vom Adel, der Kirche und der Bauernschaft unterstützt. Sozialismus: Die Industrialisierung in Europa führte zur Herausbildung einer breiten Schicht von Arbeiterinnen und Arbeitern, die häufig unter sehr schlechten Bedingungen lebten. Der Sozialismus setzte sich vor allem für diese Arbeiterinnen und Arbeiter ein. Sozialistische Parteien forderten mehr Rechte und bessere Arbeitsbedingungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter. Mit der Einführung des Allgemeinen Wahlrechts in Österreich wurden aus ersten Bewegungen und Parteien politische Massenparteien, die von der Bevölkerung gewählt werden konnten. Ihre Vertreter haben sich im Parlament für die Interessen ihrer jeweiligen Wähler und später auch Wählerinnen eingesetzt. Es entwickelten sich deutschnationale Parteien, christlich-soziale Volksparteien und sozialistische Parteien. 16. Ordne die folgenden politischen Forderungen in der Randspalte den vier Ideologien zu: ① Liberalismus, ② Nationalismus, ③ Konservatismus und ④ Sozialismus 17. Erkläre, warum Parteien wichtig für eine Demokratie sind. Wahlen und Wählen 9 die Bevormundung: anderen Menschen die Freiheit auf eigene Entscheidungen absprechen in der Annahme, diese wären dazu nicht in der Lage die Autonomie: das Recht, etwas selbstständig zu entscheiden „Wir fordern Autonomie für alle slawischsprachigen Gebiete des Kaiserreichs!“ „Arbeiterinnen und Arbeiter brauchen ein Recht auf zwei freie Tage in der Woche!“ „Zeitungen müssen ohne Zensur durch die Regierung erscheinen können!“ „Ein gemeinsamer Staat für alle deutschsprachigen Bürgerinnen und Bürger!“ „Die Monarchie muss als Regierungsform erhalten bleiben!“ „Nur Angehörige des Adels und Vertreter der katholischen Kirche gehören als Abgeordnete ins Parlament!“ „Ein Arbeitstag von Arbeitern und Arbeiterinnen darf nicht länger als 12 Stunden dauern!“ 142 MUSTER

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