Zentrum Geschichte 3 + E-Book 2025

127 Identität: Selbstbild, Fremdbild 8.1 Identitäten Identitäten werden gemacht Unter Identität versteht man im Allgemeinen alle Merkmale und Eigenschaften, die eine Person ausmachen. Also beispielsweise dein Alter, deine Herkunft, die Sprachen, die du sprichst, deine Hobbys, deine Charaktereigenschaften, Themen, die dir wichtig sind etc. Identität gibt also Auskunft über die Einzigartigkeit jedes Menschen. Manche Teile deiner Identität bleiben im Laufe deines Lebens unverändert. Dazu zählen zum Beispiel deine Erstsprache, deine Augenfarbe oder vielleicht auch manche Charaktereigenschaften. Andere Teile deiner Identität verändern sich im Laufe deines Lebens. Zum Beispiel sind dir heute wahrscheinlich andere Themen wichtig als noch vor einigen Jahren. Jeder Mensch gestaltet Teile seiner Identität aktiv. Man kann sich das anhand eines Social-Media-Auftritts vorstellen. Auf Social-Media-Plattformen erzeugt jeder Mensch durch Fotos und Informationen ein Bild von sich selbst: wie sie oder er sich selbst sehen will, aber vor allem auch, wie man von anderen gesehen werden will. Ganz ähnlich funktioniert das außerhalb des Internets: Jeder Mensch entscheidet, wie er sich nach außen präsentieren möchte, wie er gerne gesehen werden würde. Gleichzeitig entscheidet jeder, wie er die Identität eines anderen wahrnehmen will. Auch die Identität von Gruppen funktioniert nach diesem Muster. Gruppen teilen eine gemeinsame Wir-Identität, die erzeugt und gleichzeitig von außen beeinflusst wird. Beispielsweise wollen Parteien oder Nationen ein gewisses Bild von sich selbst vermitteln. Auch Fans eines Fußballclubs oder einer bestimmten Musikgruppe erzeugen durch gemeinsame Symbole oder ihre Kleidung eine gemeinsame Identität. 1. Erstelle auf einem Blatt Papier das Social-Media-Profil für eine erfundene Person. Überlege zuerst, welche Identität diese Person nach außen vermitteln will und durch welche Informationen und Bilder sie das umsetzen kann. 2. Werte das Social-Media-Profil aus, das deine Sitznachbarin oder dein Sitznachbar erstellt hat. Beschreibe, welche Identität dieses Profil deiner Meinung nach vermitteln will. 3. Analysiere anhand der Berichte von Michaela und Murat, mit welchen Problemen besonders Jugendliche bei ihrer Identitätsbildung häufig konfrontiert sind. 4. Beurteile, welche Faktoren Einfluss auf die Identität einer Person haben können. Denke dabei an politische Einflüsse, den Freundeskreis, die Familie, die Medien, Religion und anderes. 5. Stellt dar, welchen Gruppen ihr euch zugehörig fühlt (Stichworte: Nationalität, Religionsgruppe, Sportmannschaft, Influencerinnen und Influencer, Ernährungsweise, Hobbys etc.). Diskutiert, ob die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe für euch schon einmal zu Problemen oder Konflikten geführt hat. Murat, 14 Jahre: „Meine Eltern stammen ursprünglich aus der Türkei, ich bin in Wien geboren. Zu Hause sprechen wir Kurdisch und Türkisch. Mit Freundinnen und Freunden spreche ich nur Türkisch oder Deutsch. Manche sagen, dass Kurdisch keine eigene Sprache ist. Ich sehe mich selber eigentlich als Wiener, trotzdem werde ich von anderen oft als Türke gesehen. Wenn wir im Sommer in der Türkei sind, ist es umgekehrt. Dort gelte ich als Österreicher. Michaela, 15 Jahre: „Mir sind meine Freundinnen und Freunde extrem wichtig. Wir verbringen jeden Tag sehr viel Zeit zusammen, auch online. Dabei passe ich mich manchmal schon sehr stark den anderen an und mache Dinge, bei denen ich mich nicht so wohlfühle. Ich möchte eben keine Außenseiterin sein. Meine Eltern meinen, ich verbringe zu viel Zeit mit manchen Freundinnen und Freunden. Sie wollen, dass ich mehr mit ihnen unternehme und mich auf die Schule konzentriere.“ die Erstsprache: die erste Sprache, die ein Mensch erlernt und in der Regel am besten beherrscht (wird auch als „Muttersprache“ bezeichnet) 8 MUSTER

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