10 1 1.2 Ein neues Menschenbild: der Humanismus Im mittelalterlichen europäischen Menschenbild stand Gott im Mittelpunkt. Der Mensch spielte eine untergeordnete Rolle. Dies änderte sich durch den Humanismus: Das war eine geistige Bewegung, die in Italien im 15. Jahrhundert entstand. Das Wort Humanismus leitet sich vom lateinischen „humanitas“ (= Menschlichkeit) ab. Im Humanismus wurde der Mensch wichtig: Er war nicht mehr – wie im Mittelalter – in seine Rolle hineingeboren. Der Mensch sollte sich frei entwickeln und gebildet sein. Die Humanisten interessierten sich sehr für die griechischen und römischen Schriften. Frauen hatten allerdings nach wie vor keinen Zugang zu einer höheren Ausbildung, auch wenn es Ausnahmen in den höchsten sozialen Schichten gab. Die Grundideen des Humanismus waren Freiheit, Toleranz und Mitgefühl gegenüber anderen Menschen und der Verzicht auf Gewalt. In diesem Zusammenhang sprechen wir auch heute noch von einem „humanistischen Weltbild“. Die Renaissance Die Renaissance war eine kulturelle Epoche zwischen 1400 und 1600, also am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Sie war eng mit dem Humanismus verbunden und hatte ihren Ursprung ebenso in Italien. Heute nennt man diese Zeit auch Renaissance-Humanismus. Das Wort Renaissance ist Französisch und bedeutet „Wiedergeburt“: Das kommt daher, dass auch die Künstlerinnen und Künstler der Renaissance die Antike wieder auferstehen lassen wollten. Vorbilder der Renaissance waren z. B. die Sprache, die Kunst, die Dichtung und die Literatur aus dem antiken Griechenland und Rom. Wie in der römischen Baukunst bevorzugten zum Beispiel die Architekten der Renaissance antike Säulen und geometrische Formen wie Kugeln und Quader. Im Unterschied dazu ragten die Kirchen der vorhergehenden Gotik hoch in den Himmel und hatten Spitzbögen. Trotz der kulturellen Blüte war die Epoche Renaissance-Humanismus politisch eine unruhige Zeit: In Italien bekämpften sich mächtige Familien auf grausame Weise, um ihre Macht zu erhalten. 3. Fasse wichtige Merkmale von Humanismus und Renaissance in eigenen Worten zusammen. 4. Bearbeite die folgenden Aufgaben zu den Bauwerken (Abb. 2–4). a) Beschreibe jeweils die wesentlichen Merkmale der Bauwerke. b) Ordne jedes Bauwerk mit Hilfe des Informationstextes der Stilrichtung Gotik oder Renaissance zu. untergeordnet: weniger wichtig geistig: auf das Denken des Menschen bezogen der Architekt, die Architekten; die Architektin, die Architektinnen: eine Person, die ein Gebäude entwirft und oft auch die Arbeit auf der Baustelle überwacht Die Frühe Neuzeit Abb. 2 (links oben): Der Stephansdom in Wien Abb. 3 (rechts oben): Die Villa Rotonda in Vicenza (Italien) Abb. 4 (rechts unten): Der Dom in Florenz (Italien) MUSTER
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