Zentrum Geschichte 3 + E-Book 2025

Der Erste Weltkrieg 7 7.1 Ursachen für die „Urkatastrophe“ ⦁ Wettrüsten: Durch die Industrialisierung war es den Staaten möglich, eine noch nie dagewesene Masse an Waffen zu produzieren. Großbritannien war aufgrund der vielen Kolonien die führende Weltmacht. Das Deutsche Kaiserreich wollte mit Großbritannien gleichziehen. Daher wurden 1898 Flottengesetze erlassen, die den Ausbau der deutschen Kriegsflotte ermöglichten. Durch das Aufrüsten des Deutschen Kaiserreichs rüstete auch Großbritannien auf, um nicht die Stellung als Weltmacht zu verlieren. So entstand ein Wettrüsten. ⦁ Nationalismus: Viele Menschen in Europa waren sehr stolz auf ihre Nation. Der übertriebene Stolz führte bei vielen dazu, dass andere Staaten als minderwertig empfunden wurden. Die eigene Nation galt als überlegen. Der Nationalismus wurde gezielt eingesetzt, um die Menschen gegeneinander aufzubringen. ⦁ Bestrebungen nach Vorherrschaft: Österreich-Ungarn wollte sein Reich stärken und die führende Macht am Balkan sein. 1908 gliederte ÖsterreichUngarn das besetzte Bosnien in das Kaiserreich ein. Das führte in Russland, Serbien und im Osmanischen Reich zu wütenden Protesten. Die Lage am Balkan war angespannt. – Russland war vor allem die freie Schiffsdurchfahrt von der Ägäis zum Schwarzen Meer über den Bosporus wichtig. Als sich das Osmanische Reich 1912 nach einem verlorenen Krieg vom Balkan zurückziehen musste, nahm Russlands Einfluss am Balkan zu. Die Spannungen wuchsen weiter und das Osmanische Reich verbündete sich mit den Mittelmächten. – Das Deutsche Kaiserreich wollte die Vorherrschaft in Europa erlangen und zur Kolonialmacht werden. – Großbritannien und Frankreich waren bereits Kolonialmächte und brachten große Gebiete auf anderen Kontinenten unter ihren Einfluss. Großbritannien versuchte seine Stellung als Weltmacht zu behalten und einen Aufstieg des Deutschen Reiches zur Weltmacht zu verhindern. – Frankreich wollte seine ehemalige Macht in Europa und verlorene Gebiete vom Deutschen Kaiserreich zurückgewinnen. ⦁ Militarismus: Das Militär hatte einen großen Einfluss auf die Gesellschaft. Viele Menschen waren der Meinung, dass Konflikte nur durch Kriege gelöst werden können. ⦁ Bündnisse: Länder schlossen sich zu Bündnissen zusammen. Sobald ein Krieg ausbrach, sollten sie ihre Bündnispartner unterstützen. Dadurch war der europäische Kontinent in zwei Lager geteilt. 1. Fasse die machtpolitischen Ziele der im Absatz „Bestrebungen nach Vorherrschaft“ genannten Nationen in eigenen Worten zusammen. 2. Analysiere das Verhältnis zwischen Österreich-Ungarn und Russland. Beschreibe dabei die Konfliktpunkte zwischen den Nationen. Abb. 2: Deutsche Rüstungsproduktion, Foto, um 1914 Abb. 3: Die Bündnisse Entente und Mittelmächte 104 Großbritannien Frankreich die Entente die Mittelmächte Russland ÖsterreichUngarn Deutsches Kaiserreich Osmanisches Reich die Urkatastrophe: Als Urkatastrophe wird oft der Beginn des Ersten Weltkriegs bezeichnet, da er als Auslöser für weitere Krisen und Kriege angesehen wird. der Balkan: eine nicht klar abgegrenzte Region in Südosteuropa rund um das Balkangebirge die Entente: französisch für „Einvernehmen, Vereinigung“; später schlossen sich auch Italien, USA, Australien, Neuseeland und andere Nationen dem Bündnis an. die Mittelmächte: der Name kommt daher, dass Österreich-Ungarn und das Deutsche Kaiserreich in der Mitte Europas lagen; später schlossen sich auch das Osmanische Reich und Bulgarien dem Bündnis an. machtpolitisch: politisch um die Vergrößerung der Macht ausgerichtet MUSTER

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