66 Lebensformen im Mittelalter 4 Handwerkerinnen und Handwerker, Kaufleute Der Leiter eines Handwerkbetriebs war der Meister. Es gab auch Meisterinnen, zum Beispiel in Textilberufen. Einen Handwerksberuf musste man erlernen. Man begann zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr als Lehrling in einem Meisterbetrieb. Die Ausbildung kostete Geld und dauerte einige Jahre. Der Lehrling wurde am Ende seiner Lehrzeit zum Gesellen. Manche Gesellen gingen dann auf Wanderschaft. Dabei sollten die Gesellen Erfahrungen bei anderen Meistern sammeln. Einen Meisterbetrieb konnte man erben oder kaufen. Handwerker mit demselben Beruf schlossen sich in einer Zunft zusammen. Dabei einigten sie sich gemeinsam auf einen Preis für ihre Produkte. Damit schützten und kontrollierten sie sich gegenseitig. So mussten alle Bäcker in der Bäckerzunft gleich viel Geld für einen Laib Brot verlangen. Zünfte gaben auch vor, wie viele Betriebe einer Art es in einer Stadt geben durfte. Sie regelten auch, welche Qualität die Produkte haben mussten und welche Ausbildung man für die einzelnen Berufe brauchte. Die Kaufleute schlossen sich auf ähnliche Weise zusammen. Ihre Vereinigungen nennt man Gilden. Wer einer Zunft oder einer Gilde angehören wollte, musste dafür einen hohen Betrag bezahlen. Für die Kinder von Kaufleuten und Handwerkern wurden ab dem 13. Jahrhundert auch eigene Schulen in Städten errichtet. Dort lernten die Kinder lesen, schreiben und rechnen. Meistens durften nur Buben eine solche Schule besuchen, und die Familien bezahlten für den Unterricht. Der Unterricht war wichtig, damit die Buben später das Unternehmen ihrer Familien weiterführen konnten. Außenseiterinnen und Außenseiter, Randgruppen In der Stadt gab es Berufe, die als „unehrlich“ galten. Dazu zählten Berufe, die mit der Verwertung von toten Tieren zu tun hatten. Auch Henker und Totengräber waren „unehrliche“ Berufe. Menschen, die solche Berufe ausübten, waren Außenseiter in der Gesellschaft. Außenseiter waren auch arme Menschen ohne Beruf, also Bettlerinnen und Bettler. Abb. 26: Ein Lehrer mit seinen Schülern, um 1500 der Betrag, die Beträge: eine bestimmte Geldumme, ein Preis unehrlich: heute: nicht ehrlich, betrügerisch; im Mittelalter wurde das Wort „unehrlich“ für eine Person oder eine Sache „ohne Ehre“ verwendet die Verwertung: Verwendung, Verarbeitung der Henker, die Henker: eine Person, die die Todesstrafe ausführt 26. Lies den Informationstext. Ermittle daraus die Informationen, mit denen du die Sätze unten richtig vervollständigen kannst. Beim Lernen eines Handwerksberufes begann man Die Vereinigungen der Kaufleute hießen Ab dem 13. Jahrhundert gab es Schulen für Unehrliche Berufe waren Berufe, die 27. Diskutiert darüber, wie sich der Unterricht in einer mittelalterlichen Stadt von eurem Unterricht unterscheidet. Nehmt dafür den Informationstext und die Abbildung 26 zur Hilfe. 28. Überlege mögliche Gründe, warum man einen hohen Betrag bezahlen musste, um Mitglied einer Gilde oder Zunft werden zu können. MUSTER
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