62 Lebensformen im Mittelalter 4 4.5 Das Leben auf dem Land im Mittelalter In Europa gab es im Mittelalter viele Wälder. Die Menschen bauten Hütten aus Holz. Sie heizten mit Holz und stellten Werkzeuge aus Holz her. An Flüssen und Bächen entstanden Siedlungen und Dörfer. Dafür mussten die Menschen zuerst Platz schaffen. Sie rodeten die Wälder. Mit der Zeit stieg die Anzahl der Menschen. Daher brauchte man immer mehr freie Flächen für Siedlungen. Die Landwirtschaft Im Mittelalter waren von 100 Menschen ungefähr 95 Menschen Bäuerinnen und Bauern. Sie arbeiteten in der Landwirtschaft. Ihr Leben war sehr hart. Die meisten Bauern waren nicht frei, sondern sie gehörten einem Grundherrn. Man nennt diese Bauern auch Leibeigene. Der Grundherr bestimmte über ihr Leben. Die Bauern konnten vom Ackerbau schlecht leben. Es gab noch keine Düngemittel, wie man sie heute verwendet. Die Getreidemenge bei der Ernte war daher klein. Außerdem mussten die Bauern einen Teil des Getreides und andere Nahrungsmittel dem Grundherrn abliefern. Die Bauern mussten für den Grundherrn auch arbeiten. Man sagt: Die Bauern mussten Abgaben leisten (mehr dazu in Kapitel 7, Seite 108). Es gab häufig Trockenheit oder Überschwemmungen. Dann kam es zu schlechten Ernten und Hungersnöten. Eine Verbesserung war die Dreifelderwirtschaft. Der Boden wurde dabei in drei Teile geteilt. Auf zwei Teilen ernteten die Bauern jedes Jahr Getreide. Auf dem dritten Teil wurde kein Getreide angebaut, damit sich der Boden erholen konnte. Hier weideten die Tiere und düngten so auch den Boden. Dieses unbebaute Feld heißt Brache. Neue Werkzeuge Mit einem Pflug lockert man die Erde eines Ackers. Die ersten Pflüge der Bauern hatten nur Haken (Hakenpflüge). Sie rissen den Boden nur an der Oberfläche auf. Eine wichtige Erfindung war der Räderpflug: Damit konnte man tiefer in den Boden eindringen und große Erdstücke umdrehen. Der Räderpflug war sehr schwer und konnte nur von starken Tieren gezogen werden. Das waren Ochsen und Pferde. Ein Hufeisen wurde an die Hufe der Pferde genagelt. Es schonte ihre Hufe und verbesserte ihre Zugkraft. Zum Mähen des Grases verwendeten die Bauern zuerst die Sichel. Auch hier gab es eine neue Erfindung: die Sense. Damit konnte man schneller mähen. Die neuen landwirtschaftlichen Erfindungen waren wichtig, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren. Sie verbesserten das Leben der Menschen. Man brauchte aber auch weniger Arbeitskräfte. Viele Menschen hatten daher keine Arbeit mehr. Viele zogen in eine Stadt, um dort neue Arbeit zu finden. roden: Bäume fällen, damit der Waldboden für andere Zwecke genutzt werden kann das Düngemittel, die Düngemittel: ein Zusatz in der Erde, durch den Pflanzen besser wachsen (zum Beispiel der Kot von Kühen oder Ziegen) weiden: Tiere suchen im Freien nach Nahrung, zum Beispiel Gras Abb. 19: Ein Bauer mit einer Sense, Wandmalerei, 15. Jahrhundert 16. Unterstreiche alle fett gedruckten Begriffe im Informationstext. Erkläre die Begriffe deiner Sitznachbarin/deinem Sitznachbarn. 17. a) Erkläre mithilfe des Informationstextes und der Abbildungen 20 und 21, wie der Räderpflug die Landwirtschaft veränderte. b) Diskutiert, welche Quellen Historikerinnen und Historiker finden und erforschen müssen, damit sie sicher etwas über die Landwirtschaft des Mittelalters aussagen können. Abb. 20: Ein Hakenpflug (Rekonstruktion) Abb. 21: Ein Räderpflug (Rekonstruktionszeichnung) MUSTER
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