Zentrum Geschichte 2, 2024 + E-Book

61 Lebensformen im Mittelalter 4 14. Die Abbildungen 17 und 18 und die Textquelle stammen aus dem Werk „Das Buch von der Stadt der Frauen“ der französischen Schriftstellerin Christine de Pizan. Sie kritisiert in ihrem Buch die Frauenfeindlichkeit ihrer Zeit. In dem folgenden Text erklärt die Autorin in einem erfundenen Gespräch ihre Sichtweise, warum Frauen zu ihrer Zeit allgemein als weniger intelligent und weniger begabt als Männer angesehen werden. a) Erkläre in eigenen Worten, wie de Pizan die Geringschätzung von Frauen begründet. b) Beurteile, was die Buchmalereien aus der „Stadt der Frauen“ (Abb. 17 und 18) den Betrachterinnen und Betrachtern zeigen sollten. 15. a) Frauen heute. Arbeitet zu zweit. Überlegt, wie eure eigenen Bilder einer „Stadt der Frauen“ heute aussehen würden. Vergleicht diese Vorstellungen mit den Abbildungen 17 und 18 aus dem 15. Jahrhundert. b) Vergleiche die Forderungen von Christine de Pizan mit den Forderungen von Malala Yousafzai (Kapitel 9, Seite 145). Begründe mögliche Gemeinsamkeiten. Abb. 17: Buchmalerei aus: Christine de Pizan, „Stadt der Frauen“, 15. Jahrhundert Abb. 18: Buchmalerei aus: Christine de Pizan, „Stadt der Frauen“, 15. Jahrhundert „Weißt du denn, weshalb Frauen weniger wissen?“ „Nein, edle Frau – bitte sagt es mir!“ „Ganz offensichtlich ist dies darauf zurückzuführen, dass Frauen sich nicht mit so vielen verschiedenen Dingen beschäftigen können, sondern sich in ihren Häusern aufhalten und sich damit begnügen, ihren Haushalt zu versehen. Doch nichts schult vernunftbegabte Wesen so sehr wie der Umgang mit zahlreichen verschiedenartigen Dingen.“ „Edle Frau, wenn sie also über einen ebenso aufnahme- und lernfähigen Verstand verfügen wie die Männer: Weshalb lernen sie dann nicht mehr?“ Antwort: „Tochter, weil es für die Gesellschaft nicht notwendig ist, dass Frauen sich um das kümmern, was […] den Männern aufgetragen worden ist. Es reicht, wenn sie den gewöhnlichen Pflichten nachkommen […]. Und deshalb urteilt man vom bloßen Augenschein, dass [Frauen] über eine geringere Intelligenz [als Männer] verfügen. […] Und dennoch kann es nicht den geringsten Zweifel geben: Die Natur hat sie mit ebenso vielen körperlichen und geistigen Gaben ausgestattet wie die weisesten und erfahrensten Männer […]. Dies alles ist jedoch mit mangelnder Bildung zu erklären. […] (S. 76) Es verhält sich doch so, dass die Männer über die Frauen und keineswegs die Frauen über die Männer Herrschaft ausüben; überdies würden die Männer den Frauen niemals Macht über sich selbst zugestehen. (S. 140) Christine de Pizan: Das Buch von der Stadt der Frauen, hg. und übersetzt von Margarete Zimmermann, Berlin, 2023, S. 76,140 MUSTER

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==