69 Lebensformen im Mittelalter 4 Religiöser Extremismus – Beispiel Kreuzzüge 1095 rief Papst Urban II. zum Kreuzzug auf, nachdem Jerusalem von muslimischen Herrschern erobert worden war. Mönche, Ritter und ungefähr 200.000 Bürgerinnen und Bürger aus allen Teilen Europas brachen in Richtung Jerusalem auf. Ihnen wurde erklärt, dass sie sich in einer heiligen Mission befinden. Die meisten dieser Menschen waren zu Fuß unterwegs, sie hatten keine Ausrüstung und wurden nicht mit Essen versorgt. Es war erlaubt, jeden Menschen zu töten, der sich den Zielen der Kreuzfahrer angeblich in den Weg stellen würde. Auf ihrer Reise kamen die Menschen auch durch Städte mit großen jüdischen Gemeinden. Ein Text aus dem 12. Jahrhundert beschreibt, dass während dieser Kreuzzüge in Europa massenweise Tötungen von Jüdinnen und Juden geschahen: Auch die späteren Kreuzzüge waren Beispiel für Massentötungen an Jüdinnen und Juden. Die Täterinnen und Täter erfanden für ihre Verbrechen Vorwände und hatte keine Bestrafungen zu befürchten. In der britischen Ortschaft York wurden im Jahr 1190 etwa 150 jüdische Menschen zusammengetrieben und auf grausame Weise verbrannt. Diese Morde wurden hauptsächlich von Adeligen verübt. Viele von ihnen hatten hohe Schulden bei jüdischen Geldverleihern. Bei den Tötungen verbrannten die Täterinnen und Täter auch ihre Schuldscheine. Und gleich darauf machten [die Kreuzfahrer] sich, wie sie es gelobt hatten, auf den Weg und kamen in großer Menge nach der Stadt Mainz […]. Die Juden dieser Stadt aber, die von dem Mord ihrer Glaubensbrüder gehört hatten und wohl merkten, dass die den Händen dieser großen Menge nicht entrinnen könnten, flohen in der Hoffnung auf Rettung zum Bischof […]. Der Bischof nahm eine ganz unerhörte Menge Geldes aus den Händen der Juden entgegen […]. [Die Kreuzfahrer] griffen […] mit Pfeilen und Lanzen die Juden im bischöflichen Saale an, brachen Riegel und Türen auf, überfielen die Juden, ungefähr 700 an der Zahl, die vergebens dem Ansturm von so vielen Tausenden Widerstand zu leisten versuchten, trieben sie heraus und machten sie alle nieder. […] Und nun setzte, beladen mit der jüdischen Beute, […] diese ganze unerträgliche Gesellschaft von Männern und Weibern ihre Fahrt nach Jerusalem fort […]. Albert von Aachen, Geschichte des Ersten Kreuzzugs, Band 1: Die Eroberung des Heiligen Landes (verfasst 1125/1158), übersetzt und eingeleitet von Hermann Hefele, Grafrath, 2019, S. 62 ff. Abb. 31: Jüdische Familie beim Sedermahl zu Beginn des Pessach-Festes, Buchmalerei, 14. Jahrhundert 31. Fasse die wesentlichen Aussagen dieses Kapitels in eigenen Worten zusammen. 32. Arbeite aus der Textquelle auf Seite 69 die wesentlichen Gründe für die begangenen Verbrechen an Jüdinnen und Juden heraus. 33. Die Massentötungen an Jüdinnen und Juden in York im Jahr 1190 wurde damals damit begründet, dass der christliche Glaube gerettet werden müsse. Lies den Absatz zu diesem Verbrechen durch. Diskutiert, welche anderen Interessen hinter den Morden standen. 34. Die Abbildung 30 wurde bei einer Ausstellung mit dem Titel „Juden, Christen und Muslime. Im Dialog der Wissenschaften 500–1500“ im Jahr 2017 gezeigt. Beurteile, warum es Historikerinnen und Historikern wichtig war, eine Ausstellung über die Zusammenarbeit von Menschen aus verschiedenen Religionen im Mittelalter zu machen. 35. Die Abbildung 31 zeigt eine Szene aus dem Alltag jüdischen Lebens im Mittelalter. Beurteile, warum es aus der Perspektive jüdischer Menschen wichtig sein kann, Bilder jüdischen Alltags in Schulbüchern abzubilden. MUSTER
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