Zentrum Geschichte 2, 2024 + E-Book

6 Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 101 Das antike Scherbengericht Bei Ausgrabungen in Athen fanden Forscherinnen und Forscher tausende Scherben aus Ton. Darin waren Namen eingeritzt. In Athen gab es in der Antike ein sogenanntes Scherbengericht. Es diente dem Schutz vor Tyrannen. Das funktionierte so: Ein Mann wurde zum Beispiel verdächtigt, die Macht an sich reißen zu wollen. Die Athener trafen sich in der Volksversammlung. Diejenigen, die diesen Mann für schuldig hielten, ritzten seinen Namen auf eine Tonscherbe. Wenn sehr viele Tonscherben mit diesem Namen zusammenkamen, musste der Mann Athen für zehn Jahre verlassen. Diese Strafe heißt Verbannung. 1. Textarbeit. Du siehst hier drei Tonscherben, in die mit griechischen Buchstaben einige Namen eingeritzt sind: zum Beispiel Kimon, Aristeides, Perikles. Kannst du sie lesen? (Tipp: Ein griechisches R sieht wie ein P aus.) Schreibe die Namen in die passenden Textfelder. 2. Rollenspiel. Den Reformer Perikles hast du in diesem Kapitel kennengelernt. Auch gegen ihn gab es einmal ein Scherbengericht. Der Vorwurf lautete: Perikles war zu mächtig und missbrauchte seine Macht! Perikles hatte Freunde und Gegner. Ihre Gründe waren folgende: Die Freunde meinen, dass … Die Gegner meinen, dass … … Perikles viel Gutes für Athen geleistet hat. … Perikles zu viel Macht in Athen hat. … Perikles viele neue Gebäude errichten ließ, die klar machen, dass Athen der beste und schönste Stadtstaat in Griechenland ist. … Perikles zu viel Geld für teure Gebäude verschwendet. … Perikles sehr wichtig ist, weil er die Wissenschaft und die Kunst in Athen fördert. … Athen bald kein Geld mehr haben wird, um sich gegen Feinde und Angriffe von außen zu verteidigen. Stellt euch Folgendes vor: Vier Athener Bürger sind auf dem Weg zum Scherbengericht. Sie diskutieren, ob Perikles verbannt werden soll oder nicht: 1. Philippos ist Baumeister. Er hat durch den Bau der Gebäude viel Geld verdient. 2. Alexandros ist Soldat. Er ist besorgt. Es drohen feindliche Angriffe. Athen ist zu schwach, um sich zu verteidigen. 3. Sokrates ist Wissenschaftler. Er ist froh, dass Perikles die Wissenschaft fördert. 4. Silas mag Perikles nicht. Er findet, Perikles ist eingebildet. – Bildet vier Gruppen. Jede Gruppe bekommt die Rolle von einem der vier Bürger. Überlegt euch in der Gruppe Argumente für oder gegen Perikles. Schreibt sie auf. – Bestimmt vier Gruppensprecherinnen oder Gruppensprecher. Sie spielen in einer Diskussion vor der Klasse die Rollen der vier Bürger. – Danach führt das Scherbengericht durch. Alle dürfen abstimmen, wie sie wollen. Wer Perikles für schuldig hält, schreibt seinen Namen auf einen Zettel. Die anderen Zettel bleiben leer. – Danach wird ausgezählt. Wie lautet das Ergebnis? – Beurteilt abschließend gemeinsam in der Klasse, ob ihr das Scherbengericht gerecht findet. Inwiefern findet ihr es demokratisch oder nicht demokratisch? – Diskutiert gemeinsam, wo und wie in unserer heutigen Demokratie darüber entschieden wird, ob ein Mensch bestraft wird oder nicht. Abb. 21: Die Überreste von „Scherbengerichten“, 5. Jh. v. Chr., Museum der Antiken Agora, Athen MUSTER

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