Deutsch für BMS und BHS - schrittweise ÜB

Zunächst ist eines sicherlich richtig: Ein Pferd fühlt sich auf der grünen Wiese wohler als in der asphaltierten Innenstadt. Aber bei Pferdekutschen von Tierquälerei zu sprechen, ist eine Übertreibung. „Es ist natürlich eine Arbeit für die Tiere, aber sie scheint den Pferden keine großen Probleme zu machen – es gibt zwar Ausnahmen, aber diese Tiere werden dann nicht als Fiakerpferde eingesetzt”, sagt Theresia Licka, Pferdemedizinerin an der Veterinärmedizinische1 Universität in Wien. Ein gewisses Maß an Bewegung sei auch gut für die Tiere. Der Gesundheitszustand der Pferde und die Haltungsbedingungen werden zudem regelmäßig von Amtstierärzten überprüft. Eine Studie der VetMed im Auftrag der Tierschutz-Ombudsstelle hat sich zuletzt 2008 den Zustand der Tiere in den Sommermonaten angesehen. Sie kamen zu dem Schluss: Die Pferde halten die Hitze und das Traben in der Stadt gut aus (in Wien haben Fiaker ab 35 Grad hitzefrei). Derzeit läuft wieder eine Studie der VetMed. Studenten untersuchen ein Jahr lang 52 Fiakerpferde in Wien. Jeden Morgen messen sie den Puls und die Temperatur der Tiere. Zu Mittag erfolgt ein zweiter Check. Die Forscher wollen so herausfinden, wie die Pferde mit der Belastung durch Hitze und Lärm umgehen. Ihr Gesundheitszustand wird engmaschig kontrolliert. Das Fiakerpferd, das in Simmering gestorben ist, hat an dieser Studie teilgenommen. Vorerkrankungen wurden dabei nicht festgestellt. Und als es am vergangenen Montag das letzte Mal durchgecheckt wurde, lautete der Befund: Alles in bester Ordnung. Und trotzdem starb das Tier nur zwei Tage nach der Untersuchung und nur wenige Minuten, nachdem es losgeritten war. Das städtische Veterinäramt (MA 60) geht von einem plötzlichen Herztod aus. Der könne „bei allen Tieren auftreten, aber auch ein Mensch kann auf der Straße an akutem Herzversagen sterben”, heißt es dort. Man kann der Meinung sein, dass Pferdekutschen nicht mehr zeitgemäß sind. Dass die Betriebe auf Elektro-Gefährte umsteigen sollten. Aber in diesem Fall haben die Tierschützer den Tod eines Pferdes für ihre Zwecke instrumentalisiert (nicht zum ersten Mal!). Sie setzen auf Emotionen und der Boulevard springt auf. „,Was muss noch passieren’ – Trauer um totes Pferd Trudi”, titelte die Heute nach dem Vorfall. Aber mit Fakten hat die Kampagne gegen die Fiaker nur wenig zu tun (Tierleid spielt sich hierzulande woanders ab). Und das delegitimiert2 jedes noch so gut gemeinte Anliegen. 1 Veterinärmedizin: Tiermedizin, Tierheilkunde 2 delegitimieren: einer Person oder Sache ihre Berechtigung absprechen Quelle: Pechtl, Soraya: Warum ein totes Fiakerpferd nicht als Beispiel für Tierquälerei dient. In: Der Falter vom 25.03.2024. Online: https://www.falter.at/zeitung/20240325/warum-ein-totes-fiakerpferd-nicht-als-beispiel-fuer-tierquaelerei-dient (17.04.2025) II Übungsteil 188 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 85 MUSTER

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