Situation: Im Rahmen von Gewaltprävention und Jugendschutz beschäftigen Sie sich mit Gewalterfahrungen im Ausbildungsbereich. Dabei sind Sie auf eine Reportage in der Online-Wochenzeitung „Wiener Zeitung“ gestoßen und verfassen dazu einen Kommentar. Lesen Sie die Reportage von Anja Stegmaier „Gewalt in der Lehre: ‚Man ist immer der Trottel‘“ aus der „Wiener Zeitung“ vom 19.06.2024. Schreiben Sie anschließend einen Kommentar und beachten Sie dabei Folgendes: • Geben Sie die Gewalterfahrungen des Lehrlings Luka wieder. • Nehmen Sie zu Mobbing und Übergriffen in Ausbildungsbetrieben Stellung. • Bewerten Sie mögliche Gegenmaßnahmen. Schreiben Sie zwischen 405 und 495 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. Abschlussaufgabe: einen Kommentar schreiben Gewalt in der Lehre: „Man ist immer der Trottel“ Schreien, erniedrigen und herumschubsen. Vor allem in der Pflege, im Tourismus und in der Gastronomie gibt es zahlreiche Vorfälle von psychischer und physischer Gewalt. Ein Lehrling hat uns seine Geschichte erzählt. „Er war schon immer unangenehm und aggressiv, aber das war das erste Mal, dass er mich körperlich angefasst hat“, erzählt Luka über seinen Küchenchef. „Mir ging in dem Moment nur durch den Kopf: Was, wenn er mich jetzt schlägt oder würgt, wie wehre ich mich dann?“, sagt der 15-jährige Wiener im Gespräch mit der WZ. Luka ist zierlich und hat große blaue Augen. Ein Kind, denke ich mir. Was faktisch auch so ist. Der 15-Jährige hat im August 2023 seine Lehre zum Koch in einem Hotel in Wien begonnen und arbeitet seither im Schichtbetrieb. Ihm wird bald klar, in diesem Betrieb lernt er nichts. Wegen des Chefs. „Als Lehrling macht man in dem Hotel die Drecksarbeit. Ich lerne nichts für die Zukunft“, sagt Luka. Auf den 15-Jährigen soll es der Küchenchef speziell abgesehen haben. Er habe Luka bis heute nichts in der Küche gezeigt oder erklärt. […] Jeder dritte Lehrling wird bloßgestellt oder bedroht Ein Vorgesetzter, der schnell wütend wird und schreit. Bei Fehlern tobt. Seine Stimmung an den Mitarbeiter:innen auslässt. Das kennen viele in der Arbeitswelt. Vor allem in der Gastronomie ist der Ton rau. Viel Stress, wenig Personal. Und mittendrin die Lehrlinge. Schreien, Schimpfen und Auslachen muss aber niemand hinnehmen. Verhalten wie diese gehören zu psychischer Gewalt. Gewalt, vor der insbesondere Kinder und Jugendliche geschützt werden müssen. Jeder dritte Lehrling in Österreich wird aktuell aber im Betrieb beleidigt, belästigt, bedroht oder bloßgestellt. Sexuelle Belästigung und körperliche Gewalt sind seltener, kommen aber immer wieder vor. So auch bei Luka. Er wurde schon oft angeschrien und erniedrigt, vom Küchenchef als „schwach“ bezeichnet, aufgefordert, abends länger zu arbeiten, obwohl die Maximalarbeitszeit und die Ruhezeit damit verletzt werden. Ab und zu führt Luka Schmäh1 mit einem Kollegen bei der Arbeit. Bis an diesem einen Tag der Chef neben ihm auftaucht. Der Koch-Lehrling fürchtet sich vor der Reaktion und beschließt, zu gehen. Da packt ihn sein Vorgesetzter am Nacken. „Es war nicht sehr fest, aber seinen Daumen hat er seitlich in meinen Hals reingedrückt. Das war sehr unangenehm“, sagt Luka. […]„Ich habe versucht, meinen Körper locker zu lassen und mich auf einen Punkt vor mir im Raum konzentriert“, erzählt der 15-Jährige. „Ich habe das Adrenalin gespürt und bekam Panik, mir ging alles Mögliche durch den Kopf, aber ich habe versucht, ruhig zu bleiben und keinen Widerstand zu leisten, damit es nicht noch schlimmer wird.“ Der Küchenchef schüttelt Luka, dreht ihn dann in Richtung seines Arbeitsplatzes und schubst ihn dorthin mit den Worten: „Konzentriere dich auf dich selbst und deine Arbeit.“ Zuhause erzählt Luka seiner Mutter und seinem großen Bruder von dem Vorfall. Daraufhin recherchiert Lukas‘ Bruder, was man als Lehrling unternehmen kann. Sie gehen zur Polizei. Die sagt aber, sie könne nichts tun, da keine körperlichen Verletzungen nachweisbar sind. Ein Kollege sagt Luka zwar nach dem Vorfall, dass sein Nacken rot sei, Fotos hat der Bursch aber keine – und damit fehlen Beweise. Die Arbeiterkammer rät dem Koch-Lehrling, die Lehre nicht abzubrechen, sondern zu versuchen, die Filiale zu wechseln. Die Familie 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 175 9 Kommentieren und Reden MUSTER
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==