Deutsch für BMS und BHS - schrittweise ÜB

Österreichs letztes Ergebnis der Periode 2013 bis 2018 war ernüchternd: 80 Prozent der bewerteten FFH-Lebensraumtypen sind laut Umweltbundesamt in schlechtem Zustand. Das betrifft etwa die pannonischen4 Salzsteppen und Salzwiesen. Auch der Mehrheit der bewerteten Tier- und Pflanzenarten von europäischem Interesse geht es nicht besser, wie etwa Juchtenkäfer, Huchen, Maivogel5, Arnika, Sumpf-Siegwurz, Kugel-Hornmoos oder Bachmuschel. Die Liste ist lang. „Ziele nicht erreicht“ Diese Schutzgüter sind bereits seit vielen Jahren in Gefahr. „Über einen längeren Zeitraum gesehen, sieht man eine ungünstige Entwicklung. Das bedeutet, dass die Ziele nicht erreicht wurden“, sagt Helmut Gaugitsch vom Umweltbundesamt. Das Umweltbundesamt sammelt die Daten im Auftrag der Bundesländer. In der Untersuchungsperiode 2013 bis 2018 schwärmten 140 Fachleute an 1.674 Tagen aus, um Erhebungen auf repräsentativen Flächen zu machen. Die Gründe, warum auch in Österreich die Artenvielfalt zurückgeht, liegen am Tisch: intensive Land- und Gewässernutzung, zu viele Schadstoffe im Boden und in der Luft, Klimawandel, standortfremde Arten. Die Gründe, warum nicht genug getan wird, um die Biodiversitäts6-Krise zu stoppen, sind weniger klar. Neun Naturschutzgesetze in Österreich Naturschutz ist in Österreich Ländersache. Wie viel Geld in den Naturschutz fließt, ist die Entscheidung der jeweiligen Landesregierungen. Die Naturschutzabteilungen der Landesregierungen können mit dem schlechten Befund jedoch wenig anfangen, weil es keine länderspezifische Zuordnung der Befunde gibt. Die Ergebnisse des Berichts des Umweltbundesamtes können nicht auf die einzelnen Bundesländer heruntergebrochen werden. Die Bewertung bezieht sich auf einzelne Schutzgüter wie etwa eine bestimmte Vogelart und nicht auf Schutzgebiete. Zu wenig Personal, zu wenig Ressourcen „Die Naturschutzabteilungen der Länder tun, was sie können. Es fehlt jedoch an Personal und Ressourcen“, sagt WWF-Biodiversitäts-Experte Joschka Brangs zur WZ. Der Föderalismus7 mache es schwer. Ein Bundesrahmennaturschutzgesetz wie in Deutschland würde hier schon helfen. Auch die EU hat erkannt, dass die FFHRichtlinie nicht ausreicht, um die lebenswichtigen Ökosysteme zu schützen. „Der EU ist es nicht gelungen, den Rückgang geschützter Lebensraumtypen und Arten aufzuhalten“, heißt es im Renaturierungsgesetz. Wichtiger Anhaltspunkt für diese Erkenntnis waren auch die Daten aus Österreich. Der gelben Waldameise ist es egal, aus welchen Gründen ihr Lebensraum nicht geschützt wird. Ob es am Föderalismus liegt, der es schwierig macht, einheitliche, übergeordnete Ziele zu verfolgen, oder daran, dass es bis jetzt keine Fristen gibt, bis wann welche Art oder ein Lebensraum wie geschützt werden muss. Das Renaturierungsgesetz will das nun ändern. Für die gelbe Waldameise kann es trotzdem zu spät sein. 1 das Habitat: der Lebensraum von Pflanzen und Tieren 2 der Huchen: eine Fischart 3 renaturieren: eine landwirtschaftlich oder industriell genutzte Fläche wieder in einen natürlichen Zustand zurückversetzen (z. B. einen begradigten Fluss in seine natürliche Form bringen, damit sich dort wieder heimische Pflanzen und Tiere ansiedeln) 4 pannonisch: Region, zu der Teile des Burgenlands, Ungarns und der Slowakei gehören 5 der Maivogel: eine Schmetterlingsart 6 die Biodiversität: biologische Vielfalt des Lebens auf der Erde (Tiere, Pflanzen, Mikroorganismen) 7 der Föderalismus: politische Ordnung, bei der die Aufgaben zwischen Gesamtstaat und Bundesländern aufgeteilt sind Quelle: Weber, Ina: Österreichs Naturschutz reicht nicht einmal für die Ameise. In: Wiener Zeitung vom 05.08.2024. Online: https://www.wienerzeitung.at/a/oesterreichs-naturschutz-reicht-nicht-einmal-fuer-die-ameise (17.04.2025) 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 115 120 125 130 135 II Übungsteil 146 MUSTER

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==