Deutsch für BMS und BHS - schrittweise ÜB

145 Österreichs Naturschutz reicht nicht einmal für die Ameise Mehr als 80 Prozent der von der EU bewerteten Lebensräume sind in keinem guten Zustand. Auch in Österreich ist das so. In der saftig grünen Wiese wiegen ein paar Sommerblumen ihre Blütenköpfe in der leichten Brise. Noch. Denn der Traktor steht schon bereit, um sie zu mähen − das fünfte Mal in dieser Saison. Das ist es allerdings nicht, was Florian Glaser Sorgen macht. Er schüttelt den Kopf: „Sie war immer da und plötzlich nicht mehr“, sagt der hagere Mann im grünen T-Shirt. Der Ameisen-Experte spricht allerdings nicht von einer besonders seltenen Pflanzen-Spezies, sondern von einem kleinen, unscheinbaren, gewöhnlichen Tierchen: der gelben Wiesenameise. Ist sie ausgestorben auf der Wiese? Oder hat sie sich ein anderes Zuhause gesucht? Warum ist sie nicht mehr da? Wahrscheinlich, weil ihr bisheriger Lebensraum in keinem guten Zustand ist. Das hat nämlich vor einiger Zeit das Umweltbundesamt festgestellt. Arten-Vielfalt verschwindet Das Renaturierungsgesetz, welches vor kurzem auf EU-Ebene beschlossen wurde, beruht auf der Feststellung der Europäischen Kommission, dass mehr als 80 Prozent der bewerteten Lebensräume innerhalb der EU in keinem guten Zustand seien. Auch in Österreich ist die Mehrheit der bewerteten Lebensräume in einem ungünstigen Zustand. Was das heißt? Gelistete Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensraumtypen werden nach bestimmten Parametern wie Populationsgröße, Lebensraumfläche, Habitatqualität1 oder Zukunftsaussichten bewertet. Passen die nicht, gibt es Minuspunkte. Das betrifft die Ameise, die Arnika-Pflanze und die Salzlacken. Das betrifft den Huchen2, das Sichelmoos und alpine Flüsse mit Ufergehölzen. Und noch vieles mehr. Diese Arten und Lebensräume sind bedroht. Doch wie kann das sein in einem Land wie Österreich, in dem mit Naturschutz geworben wird und es außerdem doch ganz schön bei uns aussieht? Hier ist ein kleiner Rückblick notwendig. Denn der Umstand, dass wir renaturieren3 müssen, trifft uns nicht von heute auf morgen. Warum es überhaupt zu diesem Gesetz gekommen ist, beruht auf Daten, die den Zustand der Natur bewerten, und die seit rund 30 Jahren von den Mitgliedsstaaten erhoben und an die EU geliefert werden. Und diese Daten ließen die Alarmglocken schrillen. Seit 30 Jahren geht es abwärts Im Jahr 1992 beschloss die EU die sogenannte FFH-Richtlinie. Die Mitgliedsstaaten wurden verpflichtet, Schutzgebiete zu definieren, in denen sie Fauna, Flora und Habitate bestmöglich pflegen und bewerten sollten − die sogenannten Natura-2000-Gebiete. Ziel ist es, bestimmte Tiere, Pflanzen und Lebensräume, die für Europa von besonderer Bedeutung sind, zu schützen. Alle sechs Jahre müssen sie darüber berichten. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 7 In Briefen reagieren Situation: Im Zuge Ihres Praktikums für eine Umweltschutzorganisation finden Sie in der „Wiener Zeitung“ einen Artikel zum Thema „Naturschutz“. Weil Ihnen dieses Thema am Herzen liegt, beschließen Sie, einen offenen Brief an eine/n zuständige/n Politiker/in zu verfassen. Lesen Sie den Zeitungsartikel „Österreichs Naturschutz reicht nicht einmal für die Ameise“ aus der „Wiener Zeitung“ vom 05.08.2024. Schreiben Sie nun den offenen Brief und bearbeiten Sie dabei Folgendes: • Geben Sie die wichtigsten Informationen zum Naturschutz in Österreich laut Textbeilage wieder. • Begründen Sie, ob und inwiefern Naturschutz im Hinblick auf eine lebenswerte Zukunft für Mensch und Tier wichtig ist. • Appellieren Sie im Sinne Ihrer Argumentation an die adressierte Politikerin/den adressierten Politiker. Schreiben Sie zwischen 270 und 330 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. MUSTER

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